Türkiye taumelt ins Verderben – Sa Borges Dju schlägt doppelt zu

BU feiert klaren und verdienten 5:0-Sieg gegen die Wilhelmsburger

27. November 2016, 19:01 Uhr

Doppeltorschütze Ivan Sa Borges Dju (re.) freut sich mit Teamkollege Haci Gündogan. Foto: noveski.com/Herzog

Zum Auftakt der laufenden Spielzeit unterlag der HSV Barmbek-Uhlenhorst beim FC Türkiye mit 0:4. Auch, wenn BU-Coach Frank Pieper-von Valtier erklärte, im Vorfeld des Rückspiels seine Spieler mit Absicht nicht an dieses Negativerlebnis erinnert zu haben, hatten die Barmbeker also etwas gutzumachen. Und das gelang auf ganzer Linie: Vor 315 Zuschauern an der Dieselstraße ließen die Hausherren den Gästen beim 5:0 nicht den Hauch einer Chance.

Selbst für dein eigenen Trainer waren die Spieler des HSV Barmbek-Uhlenhorst zu schnell. Denn: Kurz nach Wiederbeginn des Spiels gegen den FC Türkiye erging es BU-Coach Frank Pieper-von Valtier abseits des Kunstrasens so wie den Spielern der Gäste auf dem Feld. Oder kurz gesagt: Er kam zu spät. Pieper-von Valtier hatte noch nicht wieder seinen Platz an der Bank der Gastgeber eingenommen, da hatten seine Jungs schon das erste Tor des zweiten Durchgangs erzielt: Der gerade erst eingewechselte Qendrim Bajraktaraj brachte den Ball scharf vor das Türkiye-Tor, Janis Korczanowski stand in der Mitte goldrichtig und vollendete. Es war der Treffer zum 3:0 (47.).

Trotz des deutlichen Sieges: BU betreibt Chancenwucher

Zweikampf um die Kugel: Türkiyes Prince Dzigbede (li.) und der Barmbeker Tolga Odabas. Foto: noveski.com/Herzog

Zu diesem Zeitpunkt hätte BU längst deutlicher führen können, als dies in jenem Moment der Fall war. Und so hatte Pieper-von Valtier nach dem Spiel auch nur diesen einen Kritikpunkt, den er ausfindig machen konnte. „Wir hätten das eine oder andere Mal die Situationen konsequenter zu Ende bringen können“, erklärte der ansonsten zufriedene Übungsleiter. Unrecht hatte der BU-Trainer damit beileibe nicht: Sebastian Clausen, der nach einer Ecke freistehend vergab, weil er zu überrascht war (39.). Dimitrij Rikspun, der nach einer Vorlage von Janis Koczanowski per Lupfer die Latte traf (32.), nach 63 Minuten drüber zielte, eine Zeigerumdrehung später gleich zwei Gegenspieler austanzte, aber dann knapp vorbei schob und schließlich von Türkiye-Torsteher Tobias Braun so angeschossen wurde, dass der Ball beinahe ins Netz prallte (77.) Der eingewechselte Lasse Keunemann (72., vorbei). Korczanowski, der an den Pfosten köpfte (73.). Christian Merkle, dessen Schuss Braun hervorragend parierte (73.) – die Liste der ausgelassenen Chancen war lang und umfasste viele Gesichter.

Nur gut, dass der sprichwörtliche Schuss nicht nach hinten losging. Türkiye hatte – mit viel Wohlwollen – allenfalls zwei nennenswerte Szenen: die aus der achten Minute, als BU-Schlussmann Kaspars Plendiskis per Fußabwehr gegen Tolga Tüter klärte, und die aus der 69. Minute. Selbige sprach Bände: Tüter war bereits in den Strafraum eingedrungen, als er halbhoch vor das Tor flankte. Dort stand Eliseu Baldé, der theoretisch nur noch einzuköpfen brauchte. Theoretisch. Doch selbst das misslang: Baldé, bis dahin im zweiten Durchgang völlig untergetaucht, kam nichtmal richtig an den Ball. Ansonsten war von den Wilhelmsburgern nichts nach vorne zu sehen. Etliche Pässe kamen nicht an, der letzte Wille in der Vorwärtsbewegung fehlte. Sascha de la Cuesta war einer der wenigen, der versuchte, das Spiel wenigstens halbwegs an sich zu reißen und sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Zu verhindern war selbige allerdings nicht. Dafür traf BU trotz der vielen vergebenen Chancen noch zu gut.

Türkiyes Co-Trainer Garcia: „Das war eine auch in der Höhe verdiente Niederlage“

Nicht zu fassen: Türkiyes Eliseu Baldé ist nach der 0:5-Niederlage reichlich bedient. Foto: noveski.com/Herzog

So wie in der 30. Minute: Rikspun behauptete sich über links, zog nach innen und passte zu Korczanowski. Der wiederum legte für Ivan Sa Borges Dju auf – 1:0. Und Sa Borges Dju begnügte sich nicht mit einem Treffer, sondern schlug doppelt zu: Tolga Odaas flankte zehn Minuten nach dem 1:0 vors Tor. Erneut war Sa Borges Dju da, wo ein guter Stürmer stehen muss und ließ sich nicht zwei Mal bitten – 2:0. Weitere Gegentreffer blieben den Gästen vor dem Seitenwechsel erspart, doch nach dem schnellen 3:0 aus der 47. Minute taumelte Türkiye unaufhaltsam in Richtung Niederlage.

Und: Auch am vierten Treffer war Ivan Sa Borges Dju nicht ganz unbeteiligt, selbst wenn er diesmal nicht als Torschütze in Erscheinung trat. Dafür aber bewies er nach einem Anspiel von Rikspun jede Menge Übersicht, passte vorm Sechzehner quer auf Christian Merkle, gegen dessen Schuss Braun dann machtlos war (53.). Dem fünften Treffer ging ein vorbildlicher Einsatz von Janis Korczanowski voraus. Nach einem nicht ganz genau getimten Zuspiel kam der Barmbeker nicht wirklich an die Kugel, eilte dem fast verlorenen Ball allerdings energisch nach, erreichte das Spielgerät wirklich noch und spielte Samuel Hosseini an, der wiederum den rechten oberen Torwinkel anvisierte und zum 5:0 traf (86.). „Das war eine auch in der Höhe verdiente Niederlage“, lautete das kurze, treffende und aus Gästesicht schmerzhafte Fazit von Türkiyes Co-Trainer Manuel Garcia. Seinem „Chef“ Thorsten Bettin war die Pleite offenbar extrem aufs Gemüt geschlagen. Er verschwand direkt nach dem Abpfiff im Kabinentrakt und ward anschließend nicht mehr gesehen.

Pieper-von Valtier: „Wir gehen auf dem letzten Zahn, aber gerade dann gewinnt man solche Spiele“

Der Schlusspunkt: Samuel Hosseini (Nummer 20) trifft zum 5:0 für BU. Foto: noveski.com/Herzog

Umso redseliger war hingegen Frank Pieper-von Valtier. „Wir wollten Türkiye am Anfang bewusst ein bisschen Raum lassen, weil uns klar war, was für Qualitäten der Gegner hat. Das ist eine der besseren Offensivabteilungen der Liga“, so der BU-Coach, „aber wir wissen auch, dass sie hinten anfällig sind. Wir wollten in die Räume reinstoßen, die sie und geben, das ist uns gut gelungen.“ Und das trotz personeller Probleme: Diverse Spieler fehlten, Matthias Ribeau saß angeschlagen auf der Bank, Nico Schluchtmann (Gerhirnerschütterung) und Benjamin Lipke standen kurzfristig auch nicht zur Verfügung. Mit Jannick Landwehr wurde ein Akteur aus der „Zweiten“ eingewechselt, zudem saß mit Sebastian Klitzke ein Altherren-Spieler auf der Bank. 


„Wir gehen auf dem letzten Zahn, aber gerade dann gewinnt man solche Spiele, weil alle gefühlt noch einen Tick konzentrierter sind und nochmal mehr geben, weil sie wissen, dass es auf jeden ankommt“, so Pieper-von Valtier („Ich hab die 0:4-Niederlage aus dem Hinspiel nicht angesprochen, damit ruft man nur negative Emotionen im Kopf hervor“), der Doppeltorschütze Sa Borges Dju lobte: „Es freut mich für ihn, dass er getroffen hat. Er hatte Probleme mit dem Knie. Das hat man gemerkt. Es lief lange etwas schleppend bei ihm, er hatte eine Durststrecke. Jetzt fühlt er sich wieder fitter und befreiter und hat keine Schmerzen mehr. Das konnte man merken.“

Und Sa Borges Dju selbst? „Ich war erkältet, aber ich wollte das Spiel nicht absagen, sondern lieber in Kauf nehmen, dass ich unter der Woche vielleicht flachliege“, verriet der ausgewechselte Stürmer, „ich hatte dem Trainer aber gesagt, dass er mir eine Pause geben kann, wenn das Spiel vorzeitig entschieden ist.“ Dass die frühe Vorentscheidung auch an ihm lag, dessen war sich Sa Borges Dju bewusst. „Ich hatte lange Zeit Schmerzen in meinem Knie. Es hieß sogar, dass ich einen Knorpelschaden vierten Grades habe, aber das war eine Fehldiagnose“, erklärte er nach dem Spiel, „das waren nur muskuläre Dinge, aber sie haben mich bei Abstopp-Bewegungen gehindert und ich habe Zweikämpfe gemieden. Seit unserem Spiel gegen Victoria geht es mit dem Knie stetig besser. Das sieht man auch.“ Und wie! Zwei Tore und eine Vorlage sprechen schließlich eine deutliche Sprache...

Jan Knötzsch 

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