Viel Tempo und Klasse – Condor macht den einen Fehler mehr

Teutonia 05 startet mit Sieg in die Saison

30. Juli 2017, 18:29 Uhr

Der FC Teutonia 05 startet erfolgreich in die neue Oberliga-Saison und ringt den SC Condor in einem ansehnlichen Spiel knapp nieder.

Unmittelbar nachdem Schiedsrichter Florian Pötter (FC Voran Ohe) seine Pfeife gen Mund nahm und der FC Teutonia 05 im ersten Oberligaspiel nach dem Aufstieg den ersten Dreier einfuhr, war Condors Özgür Bulut der erste, der seinem Frust freien Lauf ließ, in dem er ein am Seitenrand platziertes Hütchen wegtrat. Auch einige Zeit nach dem Abpfiff, als Christian Woike sein Team zum obligatorischen Mannschaftskreis zusammenholte, stand Till Daudert ebenso noch unter Feuer und „pfefferte“ seine Stützen vor lauter Frust auf den Boden. Auch, weil er sich wenige Augenblicke zuvor eine seltsame Rote Karte abholte – aber sicherlich nicht nur deshalb. Beide Protagonisten merkten schnell: Für ihren SC Condor wäre am Sonntagvormittag deutlich mehr drin gewesen.

Es klingt irgendwie paradox. Ein seit Jahren etablierter Oberligist mit Ambitionen geht im allerersten Saisonspiel gegen einen Liga-Frischling als Außenseiter in die Partie. Zu sehr hat der FC Teutonia 05 nach dem Aufstieg in die Mannschaft investiert und personell kräftig aufgerüstet. Und dennoch war der SC Condor alles andere als chancenlos, obwohl einige Ausfälle – Carlos Flores, Fynn Rathjen, Gökhan Iscan – hinzukamen. Zwar hatte der einstige „Arbeiterklub“ in Person von Stefan Winkel, der nach einem Dieterich-Pass völlig freistehend vor Sascha Kleinschmidt auftauchte, die erste Großchance des Spiels leichtfertig vergeben (5.) – doch in der Folge waren die Hausherren gleich zweimal mit dem Glück im Bunde, nicht in Rückstand zu geraten. Erst scheiterte Ken Niederstadt freistehend nach einem Klammer-Freistoß per Kopf am reflexartig reagierenden Mirko Oest, ehe Philipp Körner den Abpraller an den rechten Pfosten setzte (15.). Das Aluminium stand auch Till Daudert im Weg, als sein direkt aufs Tor getretener Eckball um ein Haar im langen Eck einschlug (33.). Kurz darauf nutzte Özgür Bulut, der zuvor schon nach einer Theis-Flanke die Chance zur Führung hatte, einen Fauxpas von Seyhmus Atug, um vor dem herauseilenden Oest am Ball zu sein. Allerdings ging er im Duell mit dem Schlussmann zu Boden – Referee Pötter ließ weiterlaufen (35.).

Boock kontert Pingpong-Ausgleich

Condors Julian Künkel (re.) konnte die Pleite auch nicht verhindern.

Es bahnte sich in dieser Phase des Spiels keineswegs an – und doch führte der „Favorit“ auf einmal, weil ein Winkel-Eckball von einem SCC-Kopf so unglücklich in den Rücken der Abwehr verlängert wurde, dass Beytullah Atug auf einmal freie Schussbahn hatte. Mit rechts gestoppt, mit links aus 16 Metern ins kurze Eck eingeschweißt (38.)! Der erste zählbare Ertrag in einem sehr temporeichen und gut anzusehenden Fußballspiel, indem die „Raubvögel“ direkt nach Wiederanpfiff antworteten. Dieses Mal sah Oest bei einem lange gezogenen Daudert-Standard nicht allzu glücklich aus, ein Teutonen-Abwehr- und Niederstadts Schienbein stocherten das Runde irgendwie ins Eckige (48.)! Die Woike-Elf hatte den verdienten Ausgleich geschafft – das Ergebnis war allerdings nur von sehr kurzer Dauer. Denn Vincent Boock ließ seine Mannen wieder auf die Siegerstraße abbiegen, als sich die SCC-Defensive bei einem langen Pressel-Huf derart verschätzte, dass der „Blondschopf“ im Eins-gegen-Eins per Aufsetzer zum 2:1 einschoss (56.)! Bereits Minuten zuvor stand einem Boock-Torerfolg nur das Gestänge im Weg (53.).

Daudert-Rot spaltet Gemüter

Sören Titze (li.) dürfte sich über seinen ersten Oberligasieg als Trainer freuen.

Nach der abermaligen Führung schienen die 05er das Geschehen zunächst unter Kontrolle zu haben. Doch die Chancen zur Vorentscheidung, die durch Winkel (58.), Boock (63.) und Sulejmani (65.) vorhanden waren, konnten nicht genutzt werden. Und so brach eine spannende und zum Teil hitzige Schlussphase an, in der sich auch die Bänke beider Teams einige Wortgefechte lieferten. Weniger positiv fielen in diesem Zusammenhang diverse Kommentare von T05-Co-Trainer Matthias Reincke auf, der unter anderem mit dem ausgewechselten Cassian Klammer aneinandergeriet und diesen – in Anlehnung an seinen erlittenen Kreuzbandriss vor einiger Zeit, der ihn zu einer fast 500-tägigen Pause zwang – in jener Situation als „Kreuzband-Herbert“ bezeichnete. 


Auf dem Platz reklamierte Ibrahim Özalp nach einem Zweikampf mit S. Atug einen Strafstoß für sich (86.), den er aber nicht bekam, ehe Daudert völlig überraschend den roten Karton sah (88.)! Der Unparteiische machte die Geste, dass es sich um einen verbalen Ausbruch des Condoraners gehandelt haben soll. Doch Daudert, der komplett außer sich war, marschierte wutentbrannt vom Platz und verdeutlichte seinem Trainer, dass er von einem Teutonen massiv beleidigt wurde. Als er die gefallenen Worte wiederholte und den Schiedsrichter fragte, ob er dies gehört habe, wurde jedoch er selbst des Feldes verwiesen. Sein Coach erklärte hinterher auf der Pressekonferenz: „Ich kenne den Spieler jetzt seit fünf Jahren. Der kennt solche Wörter gar nicht.“ Was beide Trainer zum Spiel zu sagen hatten, seht Ihr im Video.

Autor: Dennis Kormanjos