Wacker auf der Überholspur – aber was macht das Trainerduo?

„Unsere Mittel sind begrenzt“

12. Januar 2017, 11:08 Uhr

Bleiben Dennis Kreutzer (re.) und Gökhan Acar über die Saison hinaus bei V/W? Foto: noveski.com/Bode

Im Sommer 2014 beendete Dennis Kreutzer seine aktive Laufbahn beim SC Vorwärts-Wacker Billstedt und übernahm den Posten des Cheftrainers am Öjendorfer Weg. Der langjährige Liga-Spieler und Kapitän des Teams sollte einen Umbruch einleiten und zusammen mit Co-Trainer Gökhan Acar eine neue Ära einläuten. Gleich im ersten Jahr unter der Regie des neuen Duos überzeugte Wacker mit begeisterndem Offensiv-Fußball und erreichte am Ende der Spielzeit einen guten vierten Platz.

Nach einer Saison zum Vergessen befindet sich Billstedt derzeit wieder in der Erfolgsspur. Das Kreutzer-Ensemble überwintert auf dem zweiten Tabellenplatz und hat alle Chancen, den ganz großen Wurf in Angriff zu nehmen. „Es ist ganz eindeutig so, dass ich positiv überrascht bin. Die bisherige Ausbeute hat meine Erwartungen total übertroffen. In der Sportlichen Leitung herrschte von Anfang an eine gewisse Euphorie aufgrund der getätigten Verpflichtungen – ich war da eher weniger euphorisch, wenn ich ehrlich bin“, gesteht Präsident Hans-Werner Hinsch, und fügt erklärend an: „Denn es ist ja nicht so, dass wir den Kader nur auf zwei, drei Positionen verändert haben, sondern insgesamt sind ja gleich 13 Neue dazu gestoßen. Hinzu kommt, dass wir im Schnitt eine extrem junge Mannschaft haben. Deshalb wäre ich vor der Saison mit einer Platzierung im gesicherten Mittelfeld total zufrieden gewesen. Der zweite Rang ist wesentlich mehr, als ich für möglich gehalten hätte.“

„Unsere Mittel sind begrenzt“

Wir seinem Team in der Rückrunde fehlen: Top-Torjäger Erdinc Örün. Foto: noveski.com

Nachdem die vergangene Saison vor allem von Missverständnissen und Rückschlägen geprägt war, hat die Sportliche Leitung im Sommer die richtigen Schlüsse gezogen und Entscheidungen getroffen, die im Nachhinein als absolute Glücksgriffe angesehen werden dürfen. Dementsprechend scheint auch der Aufstieg in die Oberliga alles andere als unmöglich zu sein. Der Rückstand auf Primus Sasel beträgt gerade einmal zwei Pünktchen. „Es ist keineswegs so, dass wir dies offen nach außen kommunizieren. Es ist eher ein Thema, das im internen Kreis besprochen wird. Denn man muss es so offen sagen: unsere Mittel sind begrenzt“, so Hinsch, „allerdings würden wir natürlich auch nicht freiwillig verzichten!“ Vielmehr erinnert sich der Vorsitzende an die Spielzeiten 2008/2009 und 2011/2012. „Da waren wir in der Oberliga und sind zu einer Fahrstuhlmannschaft mutiert, die sofort wieder runter musste. Es ist ohne jede Frage so, dass wir in der aktuellen Situation zweigleisig planen müssen, aber mir ist eher eine kontinuierliche Weiterentwicklung wichtig.“

„Wir wollen in der Konstellation weitermachen!“

Während die sportliche Zukunft – ob nun im Hamburger Oberhaus oder weiter in der Landesliga Hansa – in den Sternen steht, ist auch die Zukunft des „Erfolgs-Gespanns“ noch ungeklärt. Ein erstes Gespräch brachte noch keine endgültige Entscheidung. „Es stimmt, dass es keine ausdrückliche Zusage gegeben hat“, lässt uns Hinsch auf Nachfrage wissen. „Es ist aber auch so, und das wird keine Überraschung sein, dass wir absolut zufrieden sind und in der Konstellation weitermachen wollen! Formsache oder eine Selbstverständlichkeit ist so etwas nie – und davon sollte man auch nicht ausgehen. Wir wollen dem Trainerteam eine Perspektive aufzeigen. Wir stellen eine schlagkräftige Truppe zusammen, aber wir haben nicht die Möglichkeiten, ein halbes Dutzend prominenter Spieler zu holen. Aber das ist auch nicht unsere Absicht. Vielmehr wollen wir junge Spieler weiter voranbringen und fördern.“

„Ein Vierkampf um Platz zwei“

Aldin Kapur muss seine Buffer verletzungsbedingt vorerst an den Nagel hängen. Foto: noveski.com

Ob dieses Vorhaben den nötigen Erfolg bringen würde, sollte tatsächlich der große Wurf gelingen, bleibt abzuwarten. Schließlich müssten so langsam auch die Gespräche mit den Leistungsträgern über einen weiteren Verbleib aufgenommen werden. Fakt ist, dass ein „gravierender Unterschied zur letzten Saison“, wie Hinsch betont, erst zu dieser famosen Hinserie geführt hat: „Diese 22, 23 Jungs bilden eine richtige Mannschaft, das ist absolut stimmig.“ Auch Rückschläge wurden in der ersten Saisonhälfte ohne zu jammern weggesteckt. Da wäre zum einen der Verlust von Rückkehrer Aldin Kapur, dessen Comeback auf dem Fußballplatz in ganz weite Ferne gerückt ist. „Derzeit planen wir nicht mehr mit ‚Dino‘. Es ist unglaublich schade, denn er hat mit seiner Anwesenheit und Präsenz all seine Mitspieler besser gemacht. Aber es macht keinen Sinn mehr, wenn das Knie schon nach jedem Training Probleme bereitet und für ihn selbst eine Operation ausgeschlossen ist.“ Andererseits wog die Verletzung von „Tormaschine“ Erdinc Örün, der sich bei der 1:4-Pleite in Bramfeld die Achillessehne riss, unheimlich schwer. „Den Qualitätsverlust durch die schwere Verletzung von Eddy konnten wir mit der Verpflichtung von Onur Tüysüz auffangen und uns damit eine gewisse Sorge nehmen – schließlich hat Eddy in der Hinrunde nicht nur 13 Tore gemacht, sondern auch viele Treffer vorbereitet“, weiß auch Hinsch, der „einen Vierkampf um Platz zwei erwartet“.