„Weiß nicht, ob ich mir von Ribery den Arsch versohlen lassen will“

Norderstedts „Dampfhammer“ Jan Lüneburg im Interview

30. Mai 2016, 10:23 Uhr

Seht her, ich war's! Jan Lüneburg bejubelt sein Traumtor. Foto: KBS-Picture.de

Ein Hammer „par excellence“ sah selbst Altona-Coach Berkan Algan, als Nordersteds Torjäger Jan Lüneburg in der Verlängerung des Oddset-Pokalfinals aus gut und gerne 25 Metern einfach mal abzog und die Pille mit einer gefühlten Stundenkilometeranzahl von 200 haargenau im rechten Giebel einschlagen ließ. Mit seinem Treffer Marke „Tor des Monats“ brachte Lüneburg seine Eintracht nach einem 0:1-Rückstand auf die Siegerstraße und stellte sich anschließend unseren Fragen.

FussiFreunde: Jan, wie hast Du die 120 Minuten auf dem Rasen erlebt?

Lüneburg: „Letztendlich haben wir verdient gewonnen, auch wenn wir sicher nicht unseren besten Fußball gespielt haben – aber das ist auch schwer bei solchen Temperaturen. Ich denke, wenn wir das 0:0 länger gehalten hätten, wäre es vielleicht anderes gelaufen. Alles in allem – ich weiß nicht wie viele Torchancen Altona hatte – ist der Sieg schon verdient.“

FussiFreunde: Hast Du bis zur letzten Minute noch an die Wende geglaubt? Kurz vor Schluss bist Du bereits achselzuckend über den Platz gelaufen…

AFC-Fänger Joshua du Preez flog vergeblich. Foto: KBS-Picture.de

Lüneburg: „Es ist schwierig, wenn du es 89 Minuten lang nicht auf die Reihe bekommst, das Tor zu machen. Wenn selbst ein Freistoß aus vier Metern, wobei das dann auch immer eine Fifty-Fifty-Situation ist, nicht reingeht, fängt man schon an zu grübeln. Aber ich glaube da immer dran, weil zu jeder Zeit mal einer durchrutschen kann und wir wussten, dass der Torwart nicht der sicherste ist. Dass dann aber so ein Schuss, der – glaube ich – sogar noch abgefälscht war, reingeht, kann man meiner Meinung nach auch als Glück betiteln, klar. Aber man hat gemerkt, dass Altona eingebrochen ist und keine Kraft mehr für die Verlängerung hatte.“

FussiFreunde: Erkläre mal kurz, wie es zu Deinem unglaublichen Treffer kam.

Lüneburg: „Das Tor war Glück! Ich wollte ihn aufs Tor bringen, klar, aber dass der sich so da oben reinsenkt, ist schon gewaltig! Und dann werden beim 2:1 – wenn du weißt, dass der Gegner nicht mehr so wirklich kann – Emotionen frei. Da konnte selbst ich wieder sprinten (lacht).“

FussiFreunde: Als Du den Distanzhammer ausgepackt hast, wie viel Erleichterung ist da von Dir abgefallen?

Lüneburg lief nach seinem 25-Meter-Hammer in den Giebel zum 2:1 schnurstracks auf Keeper Johannes Höcker zu, der Ole Springer den Vortritt lassen musste. Foto: KBS-Picture.deFoto: KBS-Picture.de

Lüneburg: „Sehr viel! Dass der so reingeht, rundet das Ganze noch einmal ab. Ich habe jetzt im Hamburger Amateurbereich mit Ole (Springer, Torwart, Anm. d. Red.) zusammen alles gewonnen. Wir sind Hamburger Meister geworden, ich wurde zum Fußballer des Jahres gewählt – nur der ODDSET-Pokal hat mir noch gefehlt.“

FussiFreunde: Was bedeutet Dir dieser Erfolg?

Lüneburg: „Es war ein tolles Ereignis. Hut ab! Ich habe es den Jungs in jeder Runde zuvor gesagt – weil ich immer die Ansprachen im Kreis gemacht habe –, dass es ein großartiges Erlebnis für jeden Beteiligten ist. Auf Hamburger Amateurebene gibt es kein besseres und schöneres Ereignis. Deshalb freuen wir uns riesig über den Einzug in den DFB-Pokal. Auch den Verein, der das Ganze vor 13 Jahren in der Kreisliga aufgebaut hat, ist es ein unglaublicher Moment!“

FussiFreunde: Und jetzt sollen die Bayern kommen?

Jan Lüneburg konnte sein Glück selbst kaum glauben. Foto: KBS-Picture.de

Lüneburg: „Ne, mir ist es völlig egal. Man mag es mir vielleicht nicht glauben, aber mir ist es wirklich egal, gegen wen wir nun spielen. Vielleicht wird es ein Erstligist oder ein schlagbarer Zweitligist – obwohl schlagbar ist immer relativ –, aber man muss sehen, ob man gegen einen Absteiger wie Stuttgart oder Hannover mit einer komplett neuen Mannschaft spielen möchte, da sind die Chancen sehr gering. Natürlich wünschen sich alle die Bayern, aber ich weiß nicht, ob ich mir von Ribery den Arsch versohlen lassen will (lacht). Du kannst zwar dann irgendwann Deinen Kindern erzählen, dass du 0:8 gegen Ribery verloren hast, aber ich will jedes Spiel gewinnen. Das hört sich zwar doof an, aber der HSV schafft es auch ganz gerne mal, in der ersten Runde gleich auszuscheiden. Vielleicht nicht gerade Sandhausen oder so oder einen anderen unattraktiven Gegner, sondern vielleicht Dynamo Dresden – die haben Fanpotenzial und bringen 4000 Leute mit.“

FussiFreunde: Wie wichtig wäre es Dir, im eigenen Stadion zu spielen?

Lüneburg: „Es wäre schön für alle Beteiligten, weil es unser Wohnzimmer ist – aber wenn da einfach Gegner kommen, mit einer noch höheren Größenordnung, dann macht das wirtschaftlich wahrscheinlich mehr Sinn, woanders hin zu gehen. Wir nehmen es wie es kommt. Ich freue mich da jedenfalls schon jetzt riesig drauf!“