Wenn das Herz in die Hose rutscht: Des einen Fluch ist des anderen Segen...

Schwarzenbek behält mit 2:1 am Gammer Weg die Oberhand

08. Oktober 2016, 20:33 Uhr

So sehen Sieger aus: Die Spieler des SC Schwarzenbek um Hasan Kurt (Zweiter v. li.) bejubeln ihren Sieg in Altengamme. Foto: noveski.com/Bode

In solchen Situationen, wie sie derzeit der SC Schwarzenbek durchmacht, ist das Motto manchmal klar. „Siegen oder fliegen“ heißt oft mit Blick auf die Zukunft des Trainers die Devise, wenn die Erfolge ausbleiben und ein Team im Tabellenkeller feststeckt. Doch es geht auch anders: Mit „Siegen und fliegen“ zum Beispiel. Oder besser gesagt: „Erst fliegen und dann Siegen“... Denn: Der frisch eingeschwebte Sportliche Leiter Frank Flatau erlebte einen 2:1-Erfolg seiner Farben beim SV Altengamme.

Texte, die mit dem Wetter beginnen, sind bei Journalisten verpönt. Das bekommt man schon früh mit auf den Weg gegeben. Doch dieses Mal passte die Analogie einfach zu gut, um sie einfach zu übergehen: Die Sonne über dem Rasenplatz am Gammer Weg strahlte, Frank Flatau strahlte – und auch Mario Friedrichs Gesicht spiegelte eine gewisse Freude wider. Die Freude über den 2:1-Erfolg, den der SC Schwarzenbek gerade beim SV Altengamme eingefahren hatte.

Echte Chancen bleiben im ersten Durchgang Mangelware

Torschützen unter sich: Altengammes Patrick Bierwagen (re.) im Kopfballduell mit Esad Redzepagic. Foto: noveski.com/Bode

„Ich bin quasi aus der Sonne in die Sonne gekommen“, lachte Frank Flatau schließlich. Der Sportliche Leiter der Gäste hatte zuletzt vier Tage in Lissabon verbracht, war erst am Spieltag wieder in Hamburg gelandet und „um 15.16 Uhr aus dem fahrenden Auto fast direkt auf dem Platz abgesetzt worden.“ Genau im richtigen Moment quasi. Denn: Die Darbietungen der ersten Viertelstunde waren wenig herzerwärmend gewesen – von beiden Seiten.

Kaum war Flatau jedoch eingetroffen, da schickte sich erstmal der Gastgeber an, in Führung zu gehen, doch Patrick Bierwagen zielte aus Nahdistanz nach 17 Minuten am rechten Pfosten vorbei. Danach sollte es wieder zurück zum kläglichen Niveau der Anfangsviertelstunde gehen. Ausnahmen? Einige wenige: Jannis Reinhard verzog für Altengamme per Freistoß (33.), ein Schuss von Joscha Behrens wurde geblockt (35.), SCS-Keeper Lucas Scheunemann war einen Augenblick eher als Sebastian Peters am Ball (38.) und Jan-Hendrik Bannasch traf die Querlatte des Altengammer Tores (42.). Und Frank Flatau wäre in diesem Moment vielleicht lieber in Lissabon gewesen. Im Stadion von Benfica vielleicht, das sich der Sportliche Leiter des SCS während seines Aufenthaltes ansah...

Andrade-Granados: „Das hatte nicht viel mit Fußball zu tun“

Resignation: Die Altengammer Jannis Voß (li.) und Marvin Behr nach dem Schlusspfiff. Foto: noveski.com/Bode

„Das hatte nicht viel mit Fußball zu tun – allerdings auf beiden Seiten“, sollte auch Daniel Anrdade-Granados später bestätigen, dass das, was da am Gammer Weg stattfand, nicht unbedingt etwas für Ästheten mit ausgeprägtem Hang zu hoher Spielkultur war. Dumm nur aus Sicht des SVA-Trainers: Anders als sein eigenes Team machte Schwarzenbek nach dem Seitenwechsel wenigstens etwas aus den wenigen Möglichkeiten.

Zunächst flankte Hasan Kurt nach innen, wo Altengammes Marvin Behr die Kugel so unglücklich traf, dass sie im eigenen Netz landete (63.). Dann brachten zwei Kopfbälle die Entscheidung: Hasan Kurt verlängerte den Ball per Kopf auf Esad Redzepagic – und der köpfte ihn dann zum 2:0 für den SCS über die Linie. Dass Patrick Bierwagen in der zweiten Minute der Nachspielzeit noch das 1:2 gelang, war nicht mehr als die berühmte Ergebniskosmetik.        

Friedrich: „Altengamme hatte Angst vor uns“

Moment der Freude: Schwarzenbeks Sportlicher Leiter Frank Flatau (re.) umarmt Danyal Aktas. Foto: noveski.com/Bode

Und auch für Freude sorgte der Treffer nicht mehr. „Ich bin sehr enttäuscht über die Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben. Man merkt bei uns, dass wir nicht aus dem Vollen schöpfen können“, ärgerte sich SVA-Trainer Daniel Andrade-Granados und kritisierte: „In den entscheidenden Momenten waren wir nicht konsequent und zielstrebig genug. Dann darf man sich über eine Niederlage auch nicht beschweren. Vor allem beim 0:2 sehen wir schlecht aus.“

Apropos schlecht: mehr schlecht als recht waren bekanntlich auch die Ergebnisse des SCS bis zu dieser Begegnung gewesen. Doch Gästecoach Mario Friedrich hatte ausgerechnet ganz andere Resultate als Motivationshilfe ausgemacht: „Altengamme hat bisher noch kein Spiel vor eigenem Publikum gewonnen. Sie wollten diesen Fluch beenden.“ Und genau das wurde zum Segen für den SCS. „Altengamme hatte Angst vor uns. Angst davor, Fehler zu machen. Wir waren eng an den Leuten, haben gut verschoben. Irgendwann ist ihnen dann das Herz in die Hose gerutscht...“, konstatierte Friedrich, der nach dem Sieg erstmal sicher sein darf, weiter im Sattel – sprich auf der Trainerbank – zu sitzen. Für die Sache mit dem Fliegen ist beim SCS ja schließlich der Sportliche Leiter zuständig...    


Jan Knötzsch