„Wenn wir bis zur 80. Minute die Null gehalten hätten...“

Sasel muss lange aufs Tor warten und verliert Zankl

04. August 2016, 22:49 Uhr

Im Kampf um den Ball duellieren sich Sasels Nico Behrends (l.) und Stefan Deuring. Foto: noveski.com

„Wir wollten es Sasel so schwer wie möglich machen und versuchen, sie lange zu ärgern“, verriet Norman Köhlitz, der seit dieser Saison das Sagen beim Kreisligisten Farmsener TV hat, nach dem Pokal-Aufeinandertreffen mit dem Hansa-Ligisten. Die Ausgangslage war klar und erinnerte aus Köhlitz' Sicht ein wenig an die Vorsaison, als er mit dem SV Lurup in jedes Spiel als krasser „Underdog“ ging und es eigentlich immer nur hieß: die Niederlage möglichst in Grenzen zu halten. Dementsprechend agierte er mit seinem neuen Verein gegen den zwei Klassen höher kickenden TSV aus einer mehr als nur kompakten Defensive heraus – mit einer Fünferkette, die zeitweise zu einer Sechser-, wenn nicht gar Siebenerkette wurde.

Also machten die „Parkwegler“ das, was sie eigentlich immer tun: Ball und Gegner laufen lassen. Das Runde zirkulierte durch die eigenen Reihen – doch es schien fast so, als würde die größtenteils „zweite Garde“ des TSV dabei einschlafen. Der Ballbesitzanteil dürfte bei 99,9 Prozent gelegen haben, aber wirklich zwingend wurde man erst nach 25 Minuten, als die Zankl-Elf schon fast ein wenig Slapstick zum Besten gab: Nico Behrends und der nimmermüde Benedikt Neumann-Schirmbeck blieben im gegnerischen Sechzehner mit ihren Abschlüssen in der Abwehr hängen, ehe Tobias Steddin aus drei Metern den rechten Pfosten traf und Marwin Bolz den vierten Versuch aus ebenfalls allerkürzester Distanz über das verwaiste Gehäuse beförderte. Eine Szene mit Symbolcharakter! Und beinahe wäre es aus Gäste-Sicht ganz blöd gelaufen. Denn mit einem langen Befreiungsschlag vom eigenen Strafraum sorgte der kurz zuvor eingewechselte Marco Hartlev für blankes Entsetzen in der Saseler Hintermannschaft. Urplötzlich hatte Emmanuel Obeng Ofei freie Bahn und probierte es mit einem Kopfball-Lop, den Maximilian Richter mit Müh und Not sowie seinen Fingerkuppen gerade so übers Gebälk lenkte (29.). Das wäre es gewesen! Stattdessen hämmerte Behrends das Leder aus 18 Metern an die Latte (41.), ehe Farmsen-Keeper Janik Voß einen Lichy-Kopfball in sensationeller Manier aus dem rechten unteren Toreck fischte (44.).

Gegen den Freistoß von Nico Zankl ist Farmsen-Keeper Janik Voß machtlos. Foto: noveski.com

Während die Hausherren hochzufrieden in die Kabine marschierten, wurde es beim „Fast-Aufsteiger“ laut. Coach Danny Zankl konnte – trotz drückender Überlegenheit – nicht einverstanden sein mit dem Auftreten seiner Schützlinge. Nach Wiederanpfiff kam Nico Zankl in die Begegnung – so wirklich ändern sollte sich zunächst aber nichts. Farmsen mauerte und bolzte die Bälle aus der Gefahrenzone – zur Not auch einfach mal von der Mittellinie auf das Saseler Tor. Die „Blauen“ schoben das Spielgerät durch die eigenen Reihen. 63 Minuten waren inzwischen gespielt, als Tolga Celikten, der sich immer wieder festlief und beim bärenstarken Farmsener Dennis Mandelbaum gut aufgehoben war, dieses Mal ein wenig Platz hatte und von links flankte. Der bis dato fehlerfreie Voß unterlief die Hereingabe und ermöglichte Jean-Lucas Gerken den erlösenden Führungstreffer aus Saseler Sicht! Der Bann war gebrochen und die Chancen häuften sich.

Zunächst kratzte Kevin Niemeyer einen Zankl-Schuss von der Linie (70.), ehe Marco Hartlev selbes Kunststück vollbrachte, als Neumann-Schirmbeck es nach Bolz-Querpass – zuvor im Doppelpass mit „Joker“ Sven Körner, der clever durchsteckte – per Hacke versuchte (79.). Immer wieder hatten die Köhlitz-Kicker ein Bein, den Kopf oder was auch immer dazwischen. Mittlerweile waren nur noch zehn Minuten auf der Uhr und immer noch stand es lediglich 1:0 für den Favoriten. Dass es schlussendlich doch noch zu einem standesgemäßen Endresultat kommen sollte, lag vor allem daran, dass bei den leidenschaftlich kämpfenden Farmsenern die Kräfte nachließen – und so traf Sasel binnen sieben Zeigerumdrehungen noch viermal ins Schwarze. Nico Zankl – von dem noch die Rede sein wird – zirkelte einen 25-Meter-Freistoß flach ins linke Eck (81.) und ließ wenig später das 4:0 folgen, als er eine Körner-Flanke gekonnt mit seinem starken Fuß ins lange Eck schlenzte (87.)! Zwischendrin staubte der in die Partie gekommene Ruven Scharnberg nach Adomat-Querpass zum 3:0 ab (85.)! Den Schlusspunkt setzte indes Körner, als Patrik Osowski den Ball verlor und der Angreifer humorlos „Danke“ sagte (87.)!

Ganz abgezockt schiebt Zankl (10, 3. v. r.) den Ball zum 4:0 ins lange Eck. Foto: noveski.com

„Wir wussten, da kommt der beste Sturm und zugleich die beste Defensive der Landesliga zu uns. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass wir es gut gemacht und lange die Ordnung gehalten haben. Am Ende ist das Ergebnis um zwei, drei Tore zu hoch ausgefallen. Aber klar, die Beine wurde schwer, die Konzentration hat nachgelassen“, befand Köhlitz, der ankündigte: „Wenn es bis zur 80. Minute 0:0 gestanden hätte, dann hätte ich nochmal auf 4-4-2 umgestellt und zwei schnelle Leute vorne reingestellt. Aber Sasel hatte auf der linken Seite zwei sehr gefährliche Leute, die immer wieder das Eins-gegen-Eins gesucht haben.“ Kein sonderlich glanzvoller Auftritt des TSV Sasel, aber im Endeffekt zählt eh nur das Weiterkommen. Doch die Freude war im Nachgang getrübt. Denn nach Spielschluss zeigte Schiedsrichter Florian Brey TSV-Regisseur Nico Zankl noch die Rote Karte! Der Assistent, der vor allem im ersten Durchgang eher durch seine „Smalltalks“ mit einigen Zuschauern auf sich aufmerksam machte, wollte eine Beleidigung gegenüber des Unparteiischen gehört haben. Sowohl Zankl als auch Farmsens Dirk Kappmeyer versuchten den Referee davon zu überzeugen, dass kein negatives Wort gefallen sei. Doch Brey blieb bei der überaus harten Entscheidung und vertraute auf seinen Linienrichter. Bitter für die „Parkwegler“, die nun wohl auf ihren „Zehner“ verzichten müssen...

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