Oberliga

Zalli-Zaubertor zieht Türkiye den Zahn – Sager: „Wie wir auftreten, das ist eine Frechheit!“

14. Oktober 2023, 20:15 Uhr

Auch seine Mitspieler können es kaum fassen: Mit seinem Freistoß-Strahl aus größerer Entfernung genau in den Knick brach Valentin Zalli (Mi.) den Düneberger Bann. Foto: noveski.com

Fast 40 Minuten lang bekam der Düneberger SV nur wenig auf die Kette. „Wir waren sehr defensiv, haben uns zu tief fallen lassen, sehr abwartend gespielt und Türkiye damit stark gemacht“, konstatierte Trainer André Wengorra, dessen Mannen im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen einen direkten Konkurrenten lange den notwendigen Elan vermissen ließen. Der FC Türkiye wirkte von der Spielanlage her reifer, hätte vermutlich einen Elfmeter bekommen können, wenn nicht gar müssen – doch dann küsste ein Mann die Equipe vom Silberberg wach und gab dem „Kellerkick“ damit die alles entscheidende Wende (alle Highlights im LIVE-Ticker)…

Beim Stand von 0:0 hätte Türkiye nach einem Vergehen von DSV-Keeper Arne Hantusch (re.) an Mou-Inzou Bachir (Mi.) vermutlich einen Elfmeter bekommen können, wenn nicht gar müssen. Foto: noveski.com

Wenige Augenblicke zuvor haderte Valentin Zalli noch, als er nach toller Vorarbeit von Yoshinori Nomura aus allerkürzester Distanz am glänzend reagierenden Goran Mihailovic im Türkiye-Tor scheiterte und die DSV-Führung verpasste (39.). Doch dann packte „Tino“ ein mächtiges Freistoß-Pfund aus. „Ein, zwei solcher Dinger hat er im Training schon mal rausgelassen – aus der Wut heraus. Heute war das einfach passend“, geriet selbst sein Trainer ins Schwärmen, als sich Zalli das Spielgerät zur Ausführung eines Freistoßes parat legte. Torentfernung: Gut 27 Meter. Der ehemalige Dassendorfer nahm Maß und jagte die Pille per Vollspann-Schuss haargenau in den linken Giebel! Dabei „küsste“ das Leder noch ganz leicht das Quergebälk und schlug absolut unhaltbar für Mihailovic ein (42.)!

Taflans Energieleistung nicht belohnt

Genauer geht's wohl kaum! Der Freistoß-Strahl von Valentin Zalli schlägt millimetergenau im linken Knick ein - mit Hilfe der Unterkante der Latte. Foto: noveski.com

„Den muss man erstmal so treffen und so reinmachen. Da war das Glück heute mit dem Tüchtigen“, jubelte Wengorra, der zu Beginn der zweiten 45 Minuten noch gar nicht richtig in Position war, als sein Team den Vorsprung bereits verdoppelte. Keine 60 Sekunden nach Wiederanpfiff war es Mark Brudler, der nach einer Nomura-Hereingabe und einer zu kurzen Mihailovic-Abwehr abstaubte – 2:0 (46.)! Bei den Gästen aus Wilhelmsburg ging nun so gut wie gar nichts mehr. Der Einzige, der sich nach Leibeskräften gegen die drohende Pleite stemmte: Der genesene Kapitän Sahin Taflan. Erst rüttelte er seine Teamkollegen lautstark wach, dann schaltete er sich immer wieder mit nach vorne ein und erkämpfte sich mit ganz viel Wille die Anschlusschance. Bezeichnend: Sein Schuss landete an der Unterkante der Latte (78.)!

"Wir hatten von vornherein ein richtig gutes Gefühl"

Ein erboster Türkiye-Kapitän Sahin Taflan versucht, seine Vorderleute lautstark wachzurütteln und anzutreiben - letztlich vergebens. Foto: noveski.com

Zu jenem Zeitpunkt lag seine Elf aber schon mit 0:3 im Hintertreffen, weil Abdoulie Sillah auf der einen Seite das Runde aus drei Metern nicht im Eckigen unterbringen konnte, sondern am auf der Linie ganz stark klärenden Joe Warmbier hängenblieb (73.), und Mustafa Okur auf der anderen Seite von Adrian Apau spielend abgekocht wurde. Tarik Cosgun sagte „Danke“ (75.)! Den Schlusspunkt setzte „Dosenöffner“ Zalli nach Zuspiel von Nomura – 4:0 (80.). „Wir haben viel in die Waagschale gelegt und viel reingepackt“, freute sich Wengorra über den letztlich klaren Heimerfolg. „Wir im Trainerteam hatten von vornherein ein richtig gutes Gefühl. Wir haben die Woche über sehr hart gearbeitet, uns sehr akribisch auf das Spiel vorbereitet und alle sind mit der dementsprechenden Spannung zum Spiel gekommen.“

"Sich bei einem 0:4 daran aufzureiben, ist Schwachsinn!"

Purer Frust und Niedergeschlagenheit bei den Gästen aus Wilhelmsburg nach dem zwischenzeitlichen 0:3 aus Türkiye-Sicht durch Tarik Cosgun (re.). Foto: noveski.com

Die Spannung ließ Türkiye nach dem Rückstand kurz vor der Pause ein Stück weit vermissen. Müßig, darüber zu diskutieren, ob den Sager-Schützlingen nach einem Vergehen von Arne Hantusch an Mou-Inzou Bachir beim Stand von 0:0 ein Elfmeter verwehrt wurde (Wengorra: „Auch da war das Glück des Tüchtigen auf unserer Seite“) und eine mögliche Führung für einen anderen Verlauf gesorgt hätte. „Von Spielern, die näher dran standen, wurde mir gesagt, dass das eine 50/50-Entscheidung ist. Aus meiner Sicht ist das ein klarer Elfmeter, weil er den Ball vorbeilegt und der Torwart die Gegenbewegung macht. Aber sich jetzt daran aufzureiben, wenn man 0:4 verliert, wäre Schwachsinn! Natürlich gibt es immer wieder Knackpunkte, die das Spiel und die Richtung verändern. Aber so, wie wir auftreten, das ist eine Frechheit. Das ist nicht Oberliga-würdig“, fand Daniel Sager überaus deutliche Worte.

"Dann können die Verletzten auch nichts mehr machen"

Er gab den Dosenöffner und setzte auch den Schlusspunkt: DSV-Doppelpacker Valentin Zalli. Foto: noveski.com

Und weiter: „Nach hinten verteidigen wir nicht, nach vorne erspielen wir uns nichts und im Mittelfeld schieben wir ein bisschen den Ball hin und her, bis der Gegner ihn gewinnt und uns auskontert. Das ist momentan gar nichts.“ Die Art und Weise der Niederlage sei „mega hart“, so Sager, der die siebte Niederlage in Folge auch nicht mit den vielen Ausfällen – neben Top-Torjäger Michel Netzbandt musste Türkiye auch auf Keeper Tobias Braun, Arlind Bedrolli, Martin Gyameshie, Inan Türkad und Albin Bektesi verzichten – erklären wollte. Ganz im Gegenteil.

„Man muss auch mal die Jungs, die auf dem Platz stehen und alle Oberliga spielen wollen, ein bisschen in die Pflicht nehmen. Wir haben nun mal ein paar Verletzte, die ein bisschen Zeit brauchen. Und wenn du wartest, bis die wieder da sind und immer noch mit acht Punkten da unten stehst, dann können die jetzt Verletzten auch nichts mehr machen, weil sie den Karren nicht mehr aus dem Dreck gezogen bekommen. Denn du musst schon den Anschluss halten und eine gewisse Punktzahl erreichen, damit du in der Rückrunde wenigstens noch die Chance wahrst, den Klassenerhalt zu sichern.“

Autor: Dennis Kormanjos