Zittersieg nach Haushoch-Führung: Perz trifft USC doppelt ins Herz!

4:3-Sieg und drei Punkte – doch die Schlussminuten ärgern den Trainer

26. November 2016, 21:01 Uhr

Leitete die ersten beiden Tore mit ein und traf dann zweimal selbst: Marcel Perz war Bramfelds bester Mann beim 4:3-Erfolg gegen Paloma. Foto: noveski.com/deal

Die Reaktion von Bramfelds Cheftrainer Florian Neumann nach dem Schlusspfiff sprach Bände und war ein Spiegelbild der letzten zehn Minuten seines Teams: statt purer Freude über den 4:3-Heimerfolg gegen den USC Paloma, war Neumann außer sich und schimpfte wie ein Rohrspatz. Was war passiert? Seine Mannen hatten zuvor ein komplett einseitiges Spiel unnötigerweise noch einmal spannend gemacht. Weder eine 3:0- noch eine 4:1-Führung sorgte für die nötige Sicherheit. Stattdessen fing man sich in der Nachspielzeit um ein Haar sogar noch den Ausgleich ein, was selbst die Verantwortlichen des USC kaum glauben konnten.

Die frühe Führung: Carsten Henning (li.) fälschte Twardawas Distanzschuss noch per Hacke entscheidend ab. Foto: noveski.com/deal

Denn man muss es so deutlich sagen: die ersten 60 Minuten waren von Seiten der Gäste ein spielerisches Total-Desaster! Nach vorne ging rein gar nichts, jeder zweite Ball wurde zum Gegner gespielt – und vor allem die erfahrenen Leute, die eigentlich vorneweg marschieren sollten, waren in ihrer Leistung fernab von Gut und Böse. Insbesondere Denny Schiemann lief der Musik komplett hinterher, leistete sich Fehlpass auf Fehlpass und fiel durch seine negative Körpersprache auf. Umso überraschender war es, dass Paloma am Ende tatsächlich noch um etwas Zählbares kämpfte! Neumann: „Über die drei Punkte und den Sieg freue ich mich natürlich, aber wir werden über dieses schlechte Defensivverhalten bei den Gegentoren nochmal sprechen. Denn das geht so nicht!“

Henning per Hacke, Lorenzen ins Krankenhaus, „Ljubi“ ärgert Ex-Club

Marcel Perz (li.) und USC-Kapitän Torsten Hartung im Kampf um den Ball. Foto: noveski.com/deal

Doch der Reihe nach: Bramfelds stärkster Mann, Marcel Perz, leitete die Führung mit einem tollen Diagonalball auf die rechte Seite ein. Dort passte Robin Polzin am Strafraumeck in den Rücken der Abwehr, wo Heiner Twardawa aus 22 Metern einfach mal draufhielt. In der Mitte fälschte Carsten Henning die Kugel per Hacke noch entscheidend ab. 1:0 (12.)! In der Folge war jedoch wenig Fußball angesagt. Vielmehr sorgte zunächst die Verletzung von USC-Keeper Frederick Lorenzen – gerade erst von einem Kieferbruch genesen – für eine längere Unterbrechung. Der Junge Schlussmann rauschte mit Perz zusammen, schrie am Boden liegend lautstark auf, konnte nicht weitermachen und musste sogar von einem Krankenwagen ins Hospital gebracht werden. Da die Uhlenhorster ohne Ersatzkeeper anreisten, hütete nun Feldspieler Dominik Metzger das Tor. Bei Lorenzen, der nach dem Spiel an die Ellernreihe zurückkehrte, gab es glücklicherweise leichte Entwarnung: eine starke Prellung und eine leichte Gehirnerschütterung waren die Folge des Zusammenstoßes. Weiterhin gute Besserung!

Auf der anderen Seite war das Spiel für Matthias Müller vorzeitig beendet. Humpelnd verließ er den Platz, während ihn Ex-Palomat Milos Ljubisavljevic ersetzte (32.). Die Begegnung war äußerst zerfahren, viele Unterbrechungen hemmten den Spielfluss zusätzlich. Dementsprechend gab es in Abschnitt eins sieben Minuten obendrauf. Kurz Anbruch dieser Nachspielzeit zwang Twardawa den neuen USC-Fänger Metzger per Kopf zu einer wahren Glanztat (44.). Es sollte nicht die letzte Aktion bleiben, denn: wieder wechselte Perz die Seiten, Polzin durfte aus dem rechten Halbfeld seelenruhig flanken. Henning verpasste noch knapp, aber Ljubisavljevic war zur Stelle. Ausgerechnet der ehemalige Palomat sorge für das 2:1 (45. +6)!

Perz-Doppelpack sorgt für 3:0- und 4:1-Führung

Auch nach Wiederanpfiff änderte sich zuerst nichts. Den Harms-Schützlingen gelang nix – die „Neumänner“ beschränkten sich darauf, das Nötigste zu tun, was angesichts der Darbietung der Gäste locker reichte. Henning aus dem Zentrum gekonnt in den Lauf von Perz, der nun höchstselbst im Eins-gegen-Eins abschloss – 3:0 (52.)! Ein Comeback der „Tauben“ schien ausgeschlossen. Doch der BSV tat irgendwie alles, um das Spiel noch einmal spannend zu gestalten. Bastian Nendza köpfte das Runde Niklas Remark an den ausgestreckten Arm – Elfmeter. Der bis dato ganz schwache Schiemann verkürzte mit etwas Glück, da Möller – parierte zuvor einen Hartung-Kopfball stark – noch leicht dran war (59.). Als Perz neun Zeigerumdrehungen vor Ultimo nach einem Fedai-Zuspiel einen Tick eher am Spielgerät dran war als der herauseilende Metzger, per Grätsche das 4:1 besorgte und seine Leistung krönte, sollte der Drops eigentlich endgültig gelutscht gewesen sein. Denkste!

Dreyer hat das 4:4 auf dem Fuß

Ex-Palomat Milos Ljubisavljevic (3. v. re.) aus Respekt mit verhaltenem Jubel nach seinem Treffer. Foto: noveski.com/deal

Was Neumann hinterher zur Weißglut trieb, war das Defensivverhalten in den Schlussminuten. Im Gefühl eines ganz sicheren Vorsprungs, der zu jenem Zeitpunkt sogar noch deutlicher hätte ausfallen können, stellte Bramfeld das Fußballspielen – vor allem aber das Verteidigen nahezu ein. Dreyer scheiterte noch an Möller, den Abpraller bugsierte Nendza aus kürzester Distanz über den Querbalken. Statt Abstoß entschied Referee Alexander Teuscher (SC Eilbek) auf Eckstoß. Dieser brachte über einige Umwege das 2:4, weil der BSV den Ball gleich mehrfach nicht aus der Gefahrenzone befördern konnte. Erst blieb Tom Bein mit seinem Schussversuch hängen, doch Maxym Marx verwertete den „Rebound“ (87.)! Es sollte allerdings nicht bei jener Ergebniskorrektur bleiben. In der Schlussminute konnte Polzin einen Bein-Kopfball in Folge eines Schiemann-Eckballs nicht mehr von der Linie kratzen. Sein Rettungsversuch kam zu spät – nur noch 4:3 für Bramfeld (90.)! Plötzlich schwammen die Hausherren bedenklich. Flanke von rechts, Istrefi und Dreyer frei. Letztgenannter zog aus 13 Metern halblinker Position ab. Der Schuss wurde leicht abgefälscht und rauschte am linken Pfosten vorbei (90. +2). Glück für Bramfeld!

„So kannst du nicht verteidigen!“

Brauchte etwas, um sich über den Sieg zu freuen: BSV-Coach Florian Neumann. Foto: noveski.com/deal

„Irgendwie war das ein seltsames Spiel“, bilanzierte Neumann. „Ich habe den Jungs schon in der Halbzeit gesagt, dass ich das Ganze nicht so wirklich greifen kann. Wir waren heute da, um ein bisschen zu spielen – aber irgendwie auch nicht. In der ersten Halbzeit haben wir phasenweise ganz vernünftig gespielt, aber was wir nach der Halbzeit machen und wie wir uns die Gegentore fangen – so kannst du einfach nicht verteidigen! Da müssen wir uns auf jeden Fall steigern, denn andere Mannschaften nutzen das noch konsequenter aus. Bis kurz vor Schluss war der Sieg eigentlich nie gefährdet. Aber unterm Strich haben wir gewonnen – und das gegen keine so schlechte Mannschaft. Damit sind wir weiter oben dran und haben das erste von drei ‚Bonusspielen‘, wie ich den Jungs unter der Woche im Training gesagt habe, gewonnen.“

Einige positive Worte verlor Neumann auch über Marcel Perz, der Mitte der Hinrunde länger außen vor war, sich dann aber wieder zurückgekämpft hat und am heutigen Tag mit zwei Toren glänzte. „Wir haben mit ihm gesprochen. Er hatte ein paar Sachen, die ihm auf dem Herzen lagen. Wir hatten ein paar Dinge, die wir zum Ausdruck bringen wollten. Seitdem steigt seine Trainingsleistung stetig an und auch in den Spielen kann ich ihm – bis auf die Chancenverwertung – nichts vorwerfen. Er ist genauso wie jeder andere Spieler voll in die Truppe integriert und ein wichtiges Element für die Mannschaft. Aber es wird auch langsam Zeit, dass er in die Rolle reinkommt, eine Situation anzunehmen, in der man seine jüngeren und neu hinzukommenden Mitspieler auch führen muss.“ Erst einmal werden die drei Punkte jedoch bei einem Mannschaftsabend gemeinsam gebührend begossen.

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