Die „Krimi-Spezis“ sind dem Happyend so nah...

Der Weg des SC Condor ins Finale

21. Mai 2015, 08:05 Uhr

Der Jubelschrei von Sascha Kleinschmidt inmitten der Condoraner Anhängerschaft. Foto: noveski.com

„An der Final-Niederlage aus dem vergangenen Jahr habe ich bis zum heutigen Tag zu knabbern“, gesteht Condors Flügelrakete Kristoffer Laban. Dementsprechend groß war die Motivation vom ersten Tag der neuen Saison an, das fußballerische Drama vergessen zu machen. In der Liga waren die Farmsener schnell hintendran – im Pokal hingegen voll dabei. Die ersten fünf Runden überstand man ohne einen einzigen Gegentreffer. Es folgten die irren Siege gegen Vicky und Buchholz 08. Doch der Reihe nach: der Weg des SC Condor ins Finale …

1. Runde: DSC Hanseat vs. SC Condor 0:10

Mehr als ein lockerer Aufgalopp war die Reise nach Dulsberg nicht. Die „Raubvögel“ schenkten dem Kreisligisten ganze zehn Buden ein – darunter drei Strafstöße und ein Eigentor. Mustafa Karaaslan (31., 52., 65.), Lamin Jawla (62., FE, 80.), Deniz Geygel (34. ET), Ibrahim Özalp (40.), Alexander Krohn (50., FE), Max Anders (59., FE) und Pascal El Nemr (75.) trugen sich in die lange Riege der Torschützen ein. Die Pflicht war erfüllt!

2. Runde: FK Nikola Tesla vs. SC Condor 0:4

Im Zweitrundenduell bei Nikola Tesla erzielt Junior Ngole das vorentscheidende 2:0 und muss sich dem Ansturm seiner Mannschaftskollegen Jawla und Doege erwehren. Foto: noveski.com

Auch der Grandplatz an der Wichmannstraße sollte für die personell arg gebeutelte Woike-Eleven zu keinem Stolperstein werden. Beim zum damaligen Zeitpunkt noch den Ansprüchen hinterher hinkenden späteren Landesliga-Aufsteiger netzten Junior Ngole – jeweils nach einem Mellmann-Freistoß – sowie Moritz Mandel doppelt ein. Nikola Tesla verlor bereits vor der Pause zwei Akteure verletzungsbedingt und zudem Dusan Rakocevic, der dem Unparteiischen nach einer gegen ihn verhängten Gelben Karte höhnischen Beifall spendierte. „Condor war stärker und hat verdient gewonnen“, bilanzierte Vorstand Radislav Sekulic.

3. Runde: FC Winterhude vs. SC Condor 0:9

Dass man den Kreisligisten keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen würde, stellte der SCC von der ersten Minute an unter Beweis. Mike Theis (3.) und Lamin Jawla (7.) entschieden das Aufeinandertreffen schon früh. Flügelflitzer Theis ließ zwei weitere Treffer folgen (41., 50.). Ihm zur Seite standen Moritz Mandel (28.), Junior Ngole (35.), Raffi Kamalow (72.), Mustafa Karaaslan (75.) und Kevin Mellmann (90.). Die nächste Hürde, die keine war, wurde genommen.

4. Runde: FC Elazig Spor vs. SC Condor 0:1

Der Schütze des goldenen Tores: Carlos Flores gab Elazig Spor mit seinem Hammer das Nachsehen. Foto: KBS-Picture.de

Der amtierende Spitzenreiter der Bezirksliga Ost freute sich über das Los und wollte den Condoranern ein Bein stellen. Die rote Asche an der Wendenstraße bereitete den Gästen in der Anfangsphase kleinere Probleme. Doch dann packte Carlos Flores den Hammer aus und donnerte das Spielgerät unter die Latte (28.)! Trotz des knappen Ausgangs: ein Pokalspiel ohne großes Sensations-Potenzial. Gewohnt süffisant kommentierte „Crille“ Woike das Weiterkommen: „Ein Sieg, der nicht zu hoch ausgefallen ist.“

Achtelfinale: SC Condor vs. USC Paloma 3:0

Mit vollem Einsatz bei der Sache: Condors Kris Laban (l.) gegen USC-Motor Wegner. Foto: noveski.com

Es war alles angerichtet für die Final-Revanche – und der SCC sollte sie bekommen! „Ein Stück weit Genugtuung“, sei es gewesen, wie Führungstorschütze Kris Laban anschließend zu Protokoll gab. „Ich bin froh, dass wir diese Geschichte jetzt abhaken können.“ Das 1:0 des 26-Jährigen wurde im Nachgang noch heiß diskutiert: Thiemo Kieckbusch startete durch, die Palomaten wähnten ihn im Abseits, seinen Querpass schob Laban ungehindert ein (50.). „Es ist schwer, so eine Szene zu ahnden und zu sehen, wenn der Assistent damit beschäftigt ist, sich auf die eigenen Füße zu starren“, schimpfte USC-Coach Krausz. Einen „Doppel-Patzer“ von Sven Drews bestrafte Flores per Chip ins lange Eck (69.), ehe Galicas Fehlpass den Endstand einleitete. Theis‘ Kopfballvorlage verwertete Ibo Özalp mit einem herrlichen Heber (83.). „Jetzt werden wir durchmarschieren und auch in diesem Jahr wieder im Finale stehen!“, lautete Labans abschließende Kampfansage.

Viertelfinale: SC Condor vs. SC Victoria 4:3 n. V.

Mit seinem Doppelpack in der Verlängerung ließ Raffi Kamalow die „Raubvögel“ gegen den SC Victoria jubeln. Foto: noveski.com

Eines der verrücktesten Pokalspiele der letzten Jahre erlebten die 560 zahlenden Zuschauer am Berner Heerweg. Flores (11.) und Mellmann (62.) stellten den einzigen Hamburger Regionalliga-Anwärter, der die Einnahmen aus dem Pokal-Endspiel fest eingeplant hatte, vor eine große Herausforderung. Condor war das bessere Team, führte verdientermaßen mit 2:0, bis Bamburs Schuss aus dem Nichts die Hoffnung der Gäste zurück brachte (64.). Als Vicky in der Nachspielzeit alles nach vorne warf, war es ausgerechnet der aufgerückte Keeper Tobi Grubba, der mit einem sehenswerten „Header“ den nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich erzielte. Die Göttling-Elf im Aufwind, aber in Unterzahl – Rinik Carolus sah nach einer vermeintlichen Schwalbe die Ampelkarte (96.) – sogar mit der Führung durch Thiessen (101.), die Kamalow wieder egalisierte (105.). Nachdem Sascha Kleinschmidt einen Iscan-Strafstoß parierte (109.) nickte Kamalow auf der Gegenseite einen Lattenkopfball von Laban ins Glück (113.). Als dann auch noch Torben Wacker den roten Karton sah (117.), war der Drops gelutscht und Condor hatte den Favoriten eliminiert. „Die letzten Wochen waren nicht einfach, deshalb bin ich unglaublich stolz. Dieser Sieg stellt eine gewisse Befriedigung dar“, so Woike.

Halbfinale: TSV Buchholz 08 vs. SC Condor 6:7 n. E.

Die Entscheidung! Torwart Kleinschmidt trifft vom Punkt und geht vor lauter Freude auf die Knie. Der SC Condor steht erneut im Finale. Foto: noveski.com

1028 Zuschauer versammelten sich an der „OKK“ und jeder einzelne Besucher wurde für seinen Eintritt fürstlich entlohnt. Gleich zweimal geriet der Vorjahresfinalist in Rückstand. Erst durch Niklas Jonas (19.), dann erneut durch ein Torwart-Tor. Diesmal war es Henrik Titze, der seinen Gegenüber überwand – allerdings vom Punkt aus (79.). Nach dem zwischenzeitlichen Laban-Ausgleich per Kopf (35.) rettete Kamalow sein Team vorm Knockout – und das 120 Sekunden vor dem Ende sowie in Unterzahl, nachdem Oliver Doege zuvor vom Platz flog (78.). Im Elfmeterschießen schwang sich der Hamburger „Fußballer des Jahres“, Sascha Kleinschmidt, zum Helden auf. Der Schlussmann parierte während der 120 Minuten zweimal herausragend, guckte den Elfmeter von Gillich an den Pfosten und den Versuch von Julian Kühn in Richtung Autobahn. Schließlich verwandelte er höchstselbst den entscheidenden Strafstoß – der Jubel war überschwänglich! „Wir haben gezeigt, welch eine Moral und was für einen Charakter wir haben“, stolzierte Kleinschmidt übers Grün und fügte an: „Eigentlich bin ich kein Henrik Titze“, in Anlehnung an den etatmäßigen Schützen der Nordheider, die ihrem scheidenden Zepterschwinger Thomas Titze zum Abschied nicht mit einem Finaleinzug beschenken konnten.