Findet der Absturz ein Ende? GW Harburg startet „bei null“!

Neucoach Mujic im Gespräch

01. Dezember 2015, 15:41 Uhr

Saifeddine Zitouni (l.) muss sich auf den nächsten neuen Trainer bei GW Harburg einstellen. Foto: noveski.com

Vor sieben Jahren war der SV Grün-Weiss Harburg noch Bestandteil der Verbandsliga – mittlerweile ist der Verein in der Kreisliga angekommen, kämpft dort um den Liga-Erhalt und hat in den letzten Jahren einen unglaublichen Verschleiß an Cheftrainern vorzuweisen. „Was in der Vergangenheit passiert und schiefgelaufen ist, kann man sowieso nicht mehr ändern. Deshalb fangen wir jetzt wieder bei null an“, erklärt uns Jasmin Mujic, der seit knapp zwei Wochen neuer Coach bei den Grün-Weißen ist und mit dem Geschehenen abschließen möchte.

Mujic selbst ist bereits seit Jahren mit dem Verein verwurzelt, betreut neben der Liga-Mannschaft seit 2013 auch den 2008er-Jahrgang. „Eigentlich kenne ich hier jede Mannschaft von der G-Jugend bis zu den Senioren. Der Fußballplatz ist eben mein zweites Zuhause. Als mich der Vorstand fragte, ob ich mir vorstellen könnte, auch die Erste Herren zu trainieren, hatte ich erstmal bedenken. Aber in den letzten Jahren ist mein Herz Grün-Weiss geworden.“ Die aktuelle Situation tue ihm „in der Seele weh“, sagt Mujic, der sich von seiner Frau das Go holte und nun auf „die Herausforderung freut“. An seiner Seite: Co-Trainer Timucin Gürsan. „Er ist mit seinen 25 Jahren noch sehr jung, aber ein absolutes Talent. In der Trainingsgestaltung ist er ein wandelndes Lexikon. Ich habe mit ihm zusammen die C-Lizenz gemacht und dort hat er mich voll überzeugt. Für mich war klar, wenn ich mal eine Herren-Mannschaft trainieren werde, dann unbedingt mit ihm.“

„Im Amateurfußball wird mittlerweile mit sehr viel Geld gearbeitet“

Nach dem Absturz auf einen Abstiegsplatz in der Kreisliga musste Sükrü Cacan seinen Posten als GWH-Coach räumen. Foto: noveski.com

In der vergangenen Spielzeit zog GWH im sechsten Bezirksliga-Jahr in einem wahren Herzschlagfinale den Kürzeren, musste sich im abschließenden Saisonspiel dem frisch gebackenen Meister Nikola Tesla mit 2:4 geschlagen geben und fiel auf den drittletzten Platz zurück, da der TSV Neuland zeitgleich beim FC Süderelbe II gewann. Für den Verein ein Schock, der den Abstieg in die Kreisliga bedeutete. „Ein Problem ist, dass in den letzten Jahren im Amateurfußball generell mit sehr viel Geld gearbeitet wird. Grün-Weiss Harburg gehört zu den Vereinen, wo es keine Gehälter gibt. Da ist es natürlich schwer, gute Spieler zu holen und zu halten. Wir haben mit dem ‚Steakhammer‘ einen Sponsor, der es uns ermöglicht, dass wir nach jedem Spiel gemeinsam essen gehen können. So etwas fördert die Kameradschaft“, meint Mujic, der im Leistungsniveau der eigenen Jugend eine weitere Schwierigkeit sieht. „Wir hatten zuletzt keine Jugendmannschaft, die im Herrenbereich ankam. Momentan befinden wir uns da aber auf einem guten Weg, denn von der B- bis zur G-Jugend sind wir in fast allen Jahrgängen mit zwei Mannschaften vertreten.“

Ein Blick auf die aktuelle Tabelle der Kreisliga 1 zeigt, dass GWH als Tabellenzwölfter nur drei Pünktchen vor dem ersten Abstiegsplatz rangiert. Die Talfahrt scheint sich fortzusetzen. „Aus Respekt vor meinem Vorgänger möchte ich dazu lieber nichts sagen…“ Stattdessen möchte Mujic alles auf null setzen und die Mannschaft aus der Krise führen. „Unser Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz – vor allem aber, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. In der kommenden Saison wollen wir im oberen Drittel mitspielen – wenn es mehr werden sollte, hätte ich sicher auch nichts dagegen. Denn natürlich wollen wir wieder in die Bezirksliga kommen. Die Mannschaft hat Qualität, das hat sie auch in den letzten beiden Spielen gezeigt, wo wir einen sehr guten Ball gespielt haben. Man merkt aber auch, dass die Fitness fehlt. Wenn sich das ändert und alle körperlich ans Limit gehen können, bin ich mir sicher, dass wir nächste Saison eine gute Rolle in der Kreisliga spielen werden.“

„Konnten die Spieler mit dem neuen Konzept überzeugen“


Aufgrund der sportlichen Situation sei es schwer, den Kader im Winter so beisammen zu halten, so Mujic. „Ein paar Spieler wollten den Verein verlassen, aber zum Glück konnten wir sie mit unserem neuen Konzept überzeugen. Sie sehen auch, dass sich hier etwas tut.“ Zwei Neuzugänge habe man auch schon an Bord geholt, allerdings sei es „schwer, neue Jungs zu holen, wenn man in der Kreisliga spielt und gegen den Abstieg kämpft“. Deshalb sei es auch „enorm wichtig, dass wir weiter eine gute Jugend fördern, um sich daraus zu verstärken und auf den eigenen Nachwuchs zu setzen“, verrät der Neucoach abschließend.