Glashütte-Coach bremst Euphorie – „Tabelle interessiert mich nicht!“

Wucherpfennig über Saisonstart und das Gipfeltreffen am Samstag

29. Oktober 2015, 15:06 Uhr

Denis Wucherpfennig führt mit seinem Glashütter SV das Feld der BZ Nord an und will es in den noch anstehenden sechs Spielen vor der Winterpause besser machen als im Vorjahr. Foto: noveski.com

20 Punkte hatte der Glashütter SV zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit in der Bezirksliga Nord auf dem Konto – nun steht man mit 25 Zählern an der Spitze des Tableaus. Der Punkteunterschied ist kein allzu großer, und dennoch ist Coach Denis Wucherpfennig darauf erpicht, dass diese Ausbeute zum Winter nicht nur um zwei Pünktchen anwächst. Denn in den letzten sechs Spielen vor der Winterpause der letzten Saison heimste der GSV nur zwei Zähler ein. „Nach dem zehnten Spieltag habe ich meinen Jungs gesagt, dass wir genau an der gleichen Stelle wie im letzten Jahr stehen, wo es ganz gut lief. Jetzt müssen wir aufpassen, dass uns nicht dasselbe widerfährt“, fordert Wucherpfennig vor dem absoluten Spitzenspiel am kommenden Samstag gegen den ärgsten Verfolger Condor II seine Jungs dazu auf, die Konzentration hochzuhalten.

Nach seinem Wechsel von SCALA spielt Jonas Drescher (l.) bei Glashütte auf der Sechs eine entscheidende Rolle. Foto: noveski.com

Tatsächlich ähnelt die aktuelle Situation beim Glashütter SV der aus dem Vorjahr. Einen großen Unterschied gibt es allerdings: Mit Ebrahim Jami, Jan Bischoff, Kevin Krüger, Jonas Drescher und Robin Tewes erhielt der Kader vor der Saison höherklassigen Zuwachs. Das Quintett wechselte vom Landesligisten SC Alstertal-Langenhorn an die Poppenbütteler Straße und gab dem jungen Team die nötige Erfahrung mit. „Sie helfen uns enorm, bringen eine gewisse Stabilität ins Spiel“, erklärt Wucherpfennig, der das Trio Jami, Bischoff und Krüger in der Viererkette einsetzt, Drescher auf der Sechs und Tewes im Angriff. „Die Qualität hat sich natürlich erhöht – nichtsdestotrotz war das Ziel vor der Saison das gleiche: Auch wenn es sich blöd anhört, aber wir wollen die Klasse halten. Man weiß nie, wie ein Team zusammenwächst und ob es passt. Und nach zwei Jahren, in denen es um nichts anderes ging, wollten wir in diesem Jahr so früh wie möglich viele Punkte sammeln, damit wir uns nicht damit gar nicht erst beschäftigen müssen. Mittlerweile sind wir soweit, um zu sagen, dass wir um eine Position besser abschneiden wollen als im Vorjahr – da waren wir Achter, nun möchten wir Siebter werden.“

„Tabelle interessiert mich momentan überhaupt nicht“

Dass Glashütte die Tabelle der Nord-Staffel anführt, hat laut Wucherpfennig auch etwas mit „der ungemeinen Ausgeglichenheit der Liga“ zu tun, „wir haben kein Poppenbüttel mehr, keinen HSV III mehr, die vorne einsam ihre Kreise ziehen, sondern es ist tatsächlich so, dass jeder jeden schlagen kann. Wenn du mal drei, vier Spiele am Stück gewinnst, bist du ganz oben dabei. Aber genauso schnell kannst du auch wieder runter rutschen.“ Nun stehen für den GSV drei richtungsweisende Spiele auf der Agenda, wie Wucherpfennig meint. Zunächst wartet das absolute Gipfeltreffen gegen den SC Condor II, dann folgen die Begegnungen gegen den Walddörfer SV („Für mich bislang relativ enttäuschend“) und Eintracht Lokstedt („Remiskönige, aber immer eklig zu spielen“). „Das sind drei ganz starke Gegner. Danach wird man sehen, wo die Reise hingeht. Die Tabelle interessiert mich momentan überhaupt nicht! Wichtig ist der Spaß – und der ist vorhanden.“ Trotz „besserer Rahmenbedingungen, die geschaffen wurden“, warnt Wucherpfennig vor einem erneuten Einbruch.

Condor II-Coach Heiko Klemme (M.) möchte mit seinen Jungs im Topspiel wieder an die Tabellenspitze springen. Foto: timelash.de

Am kommenden Samstag werden sich Glashütte und Condor II um 14 Uhr an der Poppenbütteler Straße um die Tabellenführung streiten. „Ich habe sie im Pokal gegen den HSV III gesehen. Insgesamt haben wir sie nun schon viermal beobachtet. In meinen Augen ist es eine sehr kompakte, gute Mannschaft, die hinten nur schwer zu knacken ist. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Tagesform spielentscheidend sein wird. Wer den besseren Tag erwischt, wird das Spiel gewinnen. Wir werden nicht abwartend agieren, sondern uns an dem Spiel beteiligen und versuchen, Condor II zu schlagen.“ Vor allem auf der Trainerbank wird es im Vergleich mit Heiko Klemme, der seit dieser Saison die „Raubvögel“-Reserve coacht, zu einem heißen Duell kommen. „Er ist immer sehr emotional bei der Sache und ich glaube schon, dass sie von ihm und seiner Erfahrung profitieren. Er trägt einen großen Teil dazu bei, dass sie da stehen, wo sie stehen. Er ist ja nun auch keine 1,50 Meter klein, sondern einer, der auf auffällt und polarisiert.“

„Müssen uns vor Niemandem verstecken“

Auch wenn Wucherpfennig die Euphorie ein wenig bremst und auf die Vorkommnisse der vergangenen Spielzeit aufmerksam macht, betont er: „Wir müssen uns vor Niemandem verstecken, können mit breiter Brust auflaufen!“ Wenn man aus den verbleibenden sechs Spielen bis zur Winterpause zehn Punkte einfährt, könne man „super zufrieden sein. Dann dürfen wir uns im Winter auch mal zurücklehnen und sagen: Wir haben ein super Punktepolster eingefahren. Zudem können wir in der Rückrunde dann auch beruhigend angehen. Denn der Druck, den wir in den letzten beiden Jahren hatten, war Woche für Woche schon immens. Es ist zwar nur Amateur-Fußball, aber trotzdem hat jeder Fußballer den Ehrgeiz, zu gewinnen und nicht abzusteigen. Deshalb wollen wir den Druck mal rausnehmen und befreit aufspielen.“