Gottschling: „Für den Verein ist das wie ein Sechser im Lotto!“

Ex-Oberliga-Kicker hat Tonndorf-Lohe auf den Kopf gestellt und grüßt von der Spitze

03. Dezember 2014, 03:26 Uhr

Simon Gottschling verleiht Tonndorf-Lohe Flügel! Zuletzt war der 40-Jährige kurzzeitig Spielertrainer bei Bergedorf 85. Auch wenn er zugibt, dass "es noch kribbelt", hat er mit der aktiven Laufbahn abgeschlossen. Foto: noveski.com!

Eine kleine Aschenputtel-Story hat der SV Tonndorf-Lohe in dieser Spielzeit hingelegt: nach dem ersten Spieltag in der Kreisliga 4 übernahm der ehemalige Oberliga-Kicker Simon Gottschling das Zepter an der Küperkoppel – und was er vorfand, war mehr oder weniger gar nichts! „Ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Ich habe aber schnell gemerkt, dass es überhaupt keine Struktur gibt, wir hatten keinen Obmann oder Manager. Ich musste mich um alles selbst kümmern.“ Auch der Kader platzte nicht gerade aus allen Nähten – um es mal vorsichtig zu formulieren: „Wir hatten sechs Spieler im Training. Ich habe erst mal elf neue Leute ran geholt, damit wir überhaupt eine Mannschaft zusammen bekommen.“

Schließlich installierte Gottschling zwei neue Obmänner – die Väter der beiden Ligaspieler Basti Weiß und Marcel Meyer, die schnell bemerkten, mit welch beschaulichen Mitteln Gottschling zu kämpfen hat, und ihm ihre Hilfe anboten. Ein wenig ketzerisch, aber durchaus zutreffend, sagt der 40-Jährige deshalb auch: „Wir haben aus Scheiße Gold gemacht!“ Und wie Recht er damit hat, zeigt ein Blick auf die Tabelle der KL 4: Tonndorf-Lohe thront an der Spitze, hat bereits sechs Zähler Vorsprung auf Billstedt-Horn und sogar sieben Punkte auf den im Vorfeld als haushohen Favoriten kolportierten Störtebeker SV! „Ich habe den Jungs von Anfang an klare Ansagen gemacht: Ehrlichkeit steht bei mir an erster Stelle. Ich bin ein gradliniger Typ und erwarte auch von meinen Spielern, dass sich aufrichtig zueinander sind. Ich weiß, dass es nur Kreisliga ist, aber ich bin hierhergekommen, um leistungsorientierten Fußball zu spielen. Deshalb habe ich die Jungs auch gefragt, ob sie bereit dazu sind und voll mitziehen, sie haben dies bejaht – und jetzt läuft’s!“

„Für mich gibt es nur Erfolg!“

Ohne eine Vorbereitung, ohne ausreichendes Spielermaterial, ohne eine helfende Hand an die Spitze der Tabelle! Wenn’s nur immer so einfach wäre. Von wegen! „Da steckt unglaublich harte Arbeit dahinter. Die Jungs arbeiten gut mit, wir sind ein Team – und haben uns das über unsere Physis hart erarbeitet, dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen.“ Hinzu kommt, dass man mit Marcel Meyer den Top-Torjäger der Staffel in seinen Reihen hat (19 Treffer). Auch das ein Schachzug von Gottschling, der erklärt: „Marcel ist und war ein Sechser. Ich habe ihn aufgrund seiner Fähigkeiten zum Stürmer umfunktioniert. Die Gegner merken mittlerweile natürlich auch, wie gefährlich er ist, weshalb er ordentlich auf die Socken bekommt.“ Dass der einstige Angreifer mit dem bisherigen Saisonverlauf höchst zufrieden ist, daraus macht er keinen Hehl – auch wenn er betont: „Für mich gibt es nur Erfolg. Und da, wo wir jetzt stehen, das ist für den Verein wie ein Sechser im Lotto!“

„Störtebeker SV kann holen, wen sie wollen“

Im Jahr 2016 bekommt der Club dann auch endlich einen Kunstrasenplatz, einer der Gründe, warum Gottschling nach etlichen Kontaktaufnahmen am Ende auch „Ja“ sagte. „Mit Grand kannst du doch keinen Spieler mehr locken. Bis dahin werden wir weiter auf der Tonndorfer Wüste ackern!“ Und wenn man in Tonndorf weiter beharrlich seine Möglichkeiten ausschöpft, wird es nach dem Abstieg vor anderthalb Jahren in der kommenden Spielzeit wieder Bezirksliga-Fußball zu sehen geben. Der Kader hat kürzlich eine weitere Auffrischung bekommen, wie uns Gottschling verrät: vom Landesligisten Croatia Hamburg wechselt Okan Türk zum SVTL! Ebenfalls zum Team stoßen wird Revin Köksal. Große Veränderungen will Gottschling aber nicht vornehmen. „Ich habe den Jungs gesagt, dass sie alle bleiben, wenn sie das bis zum Schluss durchziehen und den Aufstieg schaffen.“ Was die Konkurrenz macht, interessiert ihn hingegen nicht; „Juventude ist spielerisch sehr stark. Bille Horn wird immer stabiler. Bislang haben wir gegen die ‚Großen‘ sehr eindrucksvoll die Bigpoints geholt.“ Und wie sieht’s mit dem Störtebeker SV aus? „Die können machen, was sie wollen und holen, wen sie wollen. Das ist mir komplett egal! Wir konzentrieren uns auf die eigene Stärke und stehen nicht ohne Grund da oben.“