TBS-Hammer: Kieselbach holt Gyateng und schmeißt hin!

Der Stadt Pinneberg und dem Verband geht's an den Kragen

19. März 2015, 21:50 Uhr

Keeper Nick Gyateng kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück und bildet fortan mit seinem guten Freund Marco Kudzia ein starkes Torhüter-Duo bei TBS Pinneberg. Foto: KBS-Picture.de

Lange Zeit biss er sich auf die Zunge und hielt die Füße still – doch nun lässt Enrico Kieselbach so richtig Dampf ab. Der Manager des Hammonia-Ligisten TBS Pinneberg nimmt am 10. Mai seinen Hut. Die Begründung: „Die Stadt Pinneberg und der Verband haben es geschafft, dass ich physisch und psychisch im A... bin!“ Bevor Kieselbach jedoch seinen Posten räumt, ist ihm noch ein spektakulärer Transfer gelungen: da sich Stammkeeper Marco Kudzia im letzten Spiel gegen Osdorf (1:0) eine Kapselverletzung am Finger zuzog, reagierte Kieselbach mit der Verpflichtung von Nick Gyateng!

Der 26-Jährige ist kein Unbekannter an der Müßentwiete. Von Juli 2011 bis Januar 2014 stand Gyateng bereits bei TBS zwischen den Pfosten, ehe es ihn zum Oberligisten Germania Schnelsen zog. Nach kurzer studienbedingter Auszeit kehrt der Deutsch-Ghanaer ins Tor der Pinneberger zurück. „Der Kontakt ist nie abgerissen. Ich bin froh und stolz, dass der Wechsel geklappt hat“, so Kieselbach, der die Rückholaktion des Torstehers als eine der letzten Amtshandlungen ansieht. „Es werden einem von verschiedensten Seiten nur Steine in den Weg gelegt, die immer größer werden. Du kämpfst gegen Mühlen an, gegen die du einfach nicht ankommst und rennst gegen Mauern an“, erklärt der ehemalige Jugendcoach und präzisiert: „Es gibt viele Gründe für diesen Schritt. Einerseits bin ich durch das ständige Gegenangekämpfe körperlich stark angeschlagen, habe große Probleme an der Bandscheibe und muss operiert werden. Andererseits hat die Stadt Pinneberg schlicht und einfach kein Interesse daran, dass es in der Region Sportvereine gibt. Genauer gesagt: die Stadt möchte diese Landesliga-Mannschaft nicht haben!“

„Die 'Sportis' haben eine Geschäftsstelle wie der FC Bayern - wir keine“

TBS-Manager Kieselbach rechnet mit der Stadt Pinneberg und dem HFV ab. Foto: KBS-Picture.de

Klingt nach hartem Tobak, ist es auch, und Kieselbach führt aus: „Es gibt unzählige Dinge, von denen die Presse nichts weiß und ich habe für alles Beweise.“ Vor allem der Lokal-Nachbar, die Sportfreunde Pinneberg, die ihre Heimspiele ebenfalls an der Müßentwiete austragen, bekommen ihr Fett weg. „Die stecken im Tabellenkeller der Kreisklasse, haben aber eine Geschäftsstelle wie der FC Bayern. Zum Vergleich: wir spielen in der Landesliga eine gute Rolle und haben gar keine.“ Als man sich bei der Stadt nach einer Möglichkeit erkundigte, bekam Kieselbach die Antwort: „Wieso? Ihr habt doch den Wäscheraum.“ Weitere Beispiele: „Die 'Sportis' veranstalten eine öffentliche Halloweenparty, während wir und unsere A-Junioren, die beide in der Landesliga spielen, ihr Abschlusstraining vor wichtigen Partien absolvieren wollen. Danach herrschte ein heilloses Chaos. Dann kam es zu einer Grillparty, bei der die Situation ebenfalls eskaliert ist. Daraufhin hat mein Sohn Kevin, der bis dato unsere A-Jugend betreut hat, hingeschmissen und coacht seither die B-Junioren von Cosmos Wedel. Ich konnte ihn nicht mehr umstimmen.“

„Die Grenze ist bei mir überschritten!“

Auch die Platzsituation macht dem (Noch-)Manager des Hammonia-Siebten, der hauptberuflich eine Spedition leitet, zu schaffen. „Wir müssen uns den Platz, der in einem katastrophalen Zustand ist, mit diversen Teams, darunter auch Jugendmannschaften, teilen. Der VfL Pinneberg hat das Stadion 1 für sich komplett allein gebunkert und kann da tun und lassen, was immer er will. Ich würde gerne mal deren Reaktion mitbekommen, wenn die solche Verhältnisse wie wir vorfinden würden.“ Doch nicht nur die Stadt Pinneberg bekommt auf den Deckel, auch dem Verband geht’s an den Kragen – und das hat sich wahrlich gewaschen: „Ich muss es jetzt einfach mal so klar sagen: was für Blinde sitzen da bitte beim Verband herum, unter deren Politik die Vereine – und damit meine ich alle Hamburger Clubs – zu leiden haben?“ Der jüngste Fall und die Spitze des Eisbergs: „Wie viele Aale muss einer in sich hinein gefressen haben, um auf die Idee zu kommen, einen Schiedsrichter von TuRa Harksheide beim Spiel TBS Pinneberg gegen TuS Osdorf anzusetzen? Der hat von der ersten Minute an nur darauf gewartet, dass irgendetwas passiert, um Spieler vom Platz zu stellen. Später fährt er dann wahrscheinlich noch an den Exerzierplatz und kippt sich da voller Stolz einen rein. Irgendwann ist auch mal gut, man kann sich nicht alles gefallen lassen!“ Die Entscheidung, sein Amt niederzulegen, sei ihm zwar schwer gefallen, letztlich blieb ihm aber keine andere Wahl, wie er sagt: „Für diese wirklich geile Mannschaft und für den Trainer Bernhard Schwarz, dessen Verpflichtung eine meiner besten Entscheidungen überhaupt war, hat sich dieser Kampf gelohnt. Aber irgendwann ist eine Grenze erreicht und diese ist bei mir bereits überschritten.“