Titze nach Pokal-Aus - „Das ist schon sehr tragisch!“

Buchholz-Coach im Gespräch: „Liga ist doch nur noch eine Spaßveranstaltung“

05. Mai 2015, 13:20 Uhr

Foto zum Spiel: noveski.com!

Der 25. Mai 2015 sollte eigentlich der krönende Abschluss einer 23-jährigen Ära in Buchholz werden. Einmal wollte Thomas Titze mit seinen 08ern im Endspiel um den Oddset-Pokal stehen, die Stimmung an der Hoheluft aufsaugen und das einmalige Erlebnis für einen Amateurfußballer genießen. Am späten Sonntagnachmittag fehlten nur wenige Augenblicke, und der Wunschtraum wäre in Erfüllung gegangen. Doch innerhalb weniger Sekunden wurde aus dem Buchholzer Märchen ein Drama. Nach zweimaliger Führung unterlag man dem SC Condor im Halbfinale mit 6:7 nach Elfmeterschießen. Aus dem angedachten Happyend wurde ein regelrechtes Drama.

Die Spieler des TSV sanken zu Boden – Zepterschwinger Thomas Titze brauchte einige Minuten, um sich auch in diesem schweren Moment der Presse zu stellen und seine Gefühlslage in Worte zu fassen. „Was soll ich dazu sagen? Ich fühle mich besch...“, musste das Buchholzer Urgestein seine Gedanken erst einmal sortieren, um dann anzufügen: „Ich bin natürlich total enttäuscht, wie jeder, der seit Jahren mit Buchholz durch dick und dünn gegangen ist. Das ist nun schon das dritte Mal, dass wir kurz vorm Finale im Elfmeterschießen raus fliegen. Viel mehr fällt mir dazu auch nicht ein.“ Der Stolz über den perfekten Rahmen, den der gesamte Verein einem Pokal-Halbfinale mit 1028 Zuschauern bot, sowie über die gezeigte Leistung, war in den Minuten unmittelbar nach dem Elfer-Thriller noch nicht spürbar.

„Die Liga ist doch nur noch eine reine Spaßveranstaltung“

Welch einen immensen Stellenwert der Pokal hat, verdeutlichte Titze anschließend noch einmal: „Es ist für jeden Amateurkicker, der hier seine Freizeit opfert, das Größte, wenn er vor ein paar tausend Zuschauern in einem Finale spielen darf. Für 99 Prozent der Vereine geht es in der Liga doch um absolut Nichts, es ist leider eine reine Spaßliga geworden, wo es nur darum geht, die Klasse zu halten. Aufsteigen will doch eh keiner mehr. Also ist der Pokal seit Jahren das Ding, wo du für Furore sorgen, und einen richtigen Titel holen kannst, der auch noch mit einem entsprechenden Endgeld belohnt wird und dir zudem die Plattform bietet, an der ersten DFB-Pokalrunde teilzunehmen. Das ist für einen Amateurfußballer das Größte der Welt, da kannst du mit 40 Punkten Vorsprung Meister werden, aber wenn du eh nicht aufsteigst, interessiert es keinen Menschen. Man sieht doch, dass die Zuschauer kommen, wenn es um was geht. Dann ist der Amateurfußball auch noch nicht tot!“

„Am Ende stehst du wieder mit leeren Händen da“

Nach zweimaligem Ausscheiden im Viertelfinale (2007 und 2011) war der Halbfinaleinzug das Größte der Gefühle. Dreimal auf diese Art und Weise den Kürzeren zu ziehen, sei „schon tragisch“, wie Titze meint. „Natürlich waren wir nervös, schließlich war es das wichtigste Spiel im Jahr. Tragisch ist es nicht, im Finale zu verlieren, da du dort zumindest das Erlebnis, die Plattform und die Ehre mitnehmen kannst. Natürlich ist es auch ärgerlich, wenn du ein Endspiel verlierst, aber du hast dann zumindest etwas erreicht. Im Halbfinale zu stehen und auszuscheiden, ist viel tragischer. Du gehst jetzt nach Hause, fängst im nächsten Jahr wieder von vorne an und musst so viele Unwegsamkeiten überstehen. Es kann immer mal passieren, dass man in der ersten Runde ausscheidet, aber wenn du Norderstedt aus dem Weg räumst, die als Regionalligist prädestiniert waren, um den Pokal zu gewinnen, da sie die spielstärkste Mannschaft sind, und dann stehst du wieder mit leeren Händen da. Das ist schon tragisch – im sportlichen Sinne.“

„Ein Abklatsch der letzten Jahre – sehr bitter!“

Dass die Partie der beiden Oberligisten überhaupt in eine Verlängerung geht, war gut zehn Minuten vor dem Ende nicht absehbar: Condors Oliver Doege flog nach einem Foul an Julian Kühn vom Platz – Keeper Henrik Titze verwandelte den fälligen Strafstoß zum 2:1 für die Nordheider. In Unterzahl kamen die Farmsener allerdings kurz vor Ultimo zum fast schon nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich. „Natürlich musst du das Spiel nach Hause bringen – aber irgendwie war das ein Abklatsch der letzten Jahre. Das ist schon bitter!“ In dieselbe Kerbe sprang Kapitän Alexander Gege, der seinem Team jedoch keinerlei Vorwürfe machen konnte: „Ich denke, dass es für alle Anwesenden ein klasse Spiel war. Am Ende ist es halt eine Lotterie, die über Sieg oder Niederlage entscheidet. Ein Elfmeterschießen hat nichts mit Können zu tun, das ist tagesformabhängig und hat mit Glück oder Pech zu tun.“ Und jenes Glück war am vergangenen Sonntag auf Seiten der Gäste...