Altengamme zahlt Lehrgeld: Sa Borges Dju schlägt doppelt zu

Dersimspor feiert 2:1-Sieg am Gammer Weg

17. September 2016, 19:37 Uhr

Hatte allen Grund, sich zu freuen: Edison Sa Borges Dju sorgte mit seinem Doppelpack für Dersims Sieg. Foto: noveski.com

Das bisherige Schlusslicht klettert: Durch einen 2:1-Sieg beim SV Altengamme hat Dersimspor die „Rote Laterne“ in der Landesliga Hansa an Hamm United abgegeben. Maßgeblich verantwortlich für den Erfolg der Mannschaft von der Baererstraße war „das Duo mit D“: Zana Demir bereitete zwei Mal für Edison Sa Borges Dju vor. Die beiden sorgten für gelöste Stimmung bei ihrem Coach Theodore Fici, der schon über sein Ende als Dersim-Trainer nachgedacht hatte, und frustrierten auf der anderen Seite SVA-Übungsleiter Daniel Andrade-Granados. 

Als Daoud Raji vom Rasen am Gammer Weg in Richtug Kabine schritt, musste er lächeln. Auf dem Gesicht von Dersimspors Nummer sieben machte sich ein freudiges Grinsen breit. „Das“, sagte der 24-Jährige schließlich., „ist ein ungewohntes Gefühl.“ Ein Saisonsieg war der Mannschaft aus dem Süden Hamburgs in der Landesliga Hansa bisher gelungen, Am vierten Spieltag gegen Hamm United. Raji weilte zu jenem Zeitpunkt im Urlaub in Kanada und den USA, wo Teile der Familie des Dersim-Außenverteidigers leben. „Jetzt, wo ich da bin, gewinnen werden wir auch mal wieder“, war er sich vor dem Spiel trotz der Tatsache, dass unter seinem Mitwirken zuletzt die Spiele gegen Billstedt (1:3) und Paloma (0:1) verloren gingen, sicher.

Demir und Sa Borges Dju im doppelten Zusammenspiel

Bereitete beide Treffer der Gäste vor: Zana Demir (vo.), der hier gegen Altengammes Marvin Behr selbst zum Torschuss ansetzt. Foto: noveski.com

Dass Raji irgendwann um kurz vor 17 Uhr tatsächlich mit dem Wissen, soeben am zweiten „Dreier“ Dersims in dieser Saison beteiligt gewesen zu sein, den Platz verlassen konnte, lag in erster Linie an Edison Sa Borges Dju und Zana Demir. Letzterem hatte Fikret Tirpanci, in der vergangenen Saison noch Betreuer bei Dersimspor, vor dem Spiel prophezeit, er würde im Gastspiel beim SVA treffen – am Ende wurden es für Demir dann „nur“ zwei Vorlagen. Aber die waren mindestens genauso wichtig dafür, dass Trainer Theodore Fici und seine Schützlinge nach dem Abpfiff am Gammer Weg durchatmen konnten.

Bereits Szene Nummer eins des Spiels vor den knapp 110 Zuschauern hatte es in sich: Sa Borges Dju schickte sich an, von links in den Altengammer Strafraum einzudringen, wurde dann jedoch zu Fall gebracht. Der Pfiff von Referee Robin Walser aber blieb aus. So gab es statt eines Strafstoß den Gegenangriff – und bei dem war Dersim zunächst nicht auf der Hut: Philip Alpen zog über rechts auf und davon, suchte den Abschluss, fand dann allerdings in Maximilian Hentrich im Tor der Gäste seinen Meister.

Auf der Gegenseite kam zunächst Demir gegen Alexander Golinske nach einem Freistoß von Benjamin Thiel einen Schritt zu spät, dann jedoch hatte er seinen ersten lichten Moment: Demir spielte gleich doppelt mit Sa Borges Dju Doppelpass, so dass dieser frei aufs Tor zusteuerte. Golinske eilte zwar noch aus seinem Kasten und kam irgendwie leicht an den Ball, doch die Kugel sprang Sa Borges Dju wieder vor die Füße. Dieser ließ sich nicht zwei Mal bitten und netzte zur Führung des Tabellenschlusslichts ein (16.). Und weil das so gut klappte, probierte sich das Duo Demir und Sa Borges Dju gleich noch ein zweites Mal in identischer Konstellation aus: Demir schickte Sa Borges Dju, Golinske eilte wieder aus seinem Kasten, kam diesmal aber einen Schritt zu spät und musste sich von Sa Borges Dju ausspielen lassen, der anschließend das Leder cool über die Linie drückte. Der Klärungsversuch von Janis Voß kam zu spät.

Bierwagen an die Latte, Alpen rauscht vorbei

Einen Schritt zu spät: Philip Alpen (Nummer 16) rutscht frei vor Maximilian Hentrich am Ball vorbei. Foto: noveski.com

Danach passierte lange nichts. Bis zur 35. Minute. Doch es war nicht etwa der Gast, der mit einer 2:0-Führung im Rücken, die nächste Chance für sich zu verzeichnen hatte, sondern die Hausherren. Patrick Bierwagens Freistoß landete allerdings an der Latte, Philip Alpens Nachschuss parierte Schlussmann Hentrich. Der wäre vier Minuten später vermutlich machtlos gewesen, doch im Anschluss an eine scharf von rechts in den Strafraum getretene Flanke von Sebastian Peters rutschte Alpen am Ball vorbei.

Und noch einmal sollte es vor dem Seitenwechsel Aufregung im Sechszehner der Gäste geben: Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff wurde es unübersichtlich, dann reklamierten auf einmal etliche Altengamme-Spieler ein Handspiel von Dersim-Kapitän Benjamin Thiel gesehen zu haben. Doch wie auf der anderen Seite zuvor beim vermeintlichen Foul an Sa Borges Dju, der nach 39 Minuten übrigens noch einmal freistehend verzogen hatte, blieb die Pfeife von Schiri Walser auch in dieser Szene stumm. Die Konsequenz: Dersim ging mit dem 2:0 in die Pause.

Aus selbiger kehrte der Gast sehr früh zurück auf den Rasen und musste zunächst auf den SVA warten, ehe es wieder losgehen konnte. Wer allerdings nun gedacht hatte, Altengamme würde jetzt vehement aufdrehen und auf den Anschlusstreffer drücken, der sah sich getäuscht. Zwar bemühten sich die Hausherren, denen Trainer Daniel Andrade-Granados nach der Begegnung attestierte, ein gar nicht so schlechtes Spiel abgeliefert zu haben, nur so richtig zwingend wurde es eben nicht.

Altengammes Anschlusstreffer kommt zu spät

Hoch das Bein: Altengammes Patrick Bierwagen (re.) im Zweikampf mit Dersimspors Umut Yildiz. Foto: noveski.com

So gab es zunächst eigentlich nur zwei Szenen für die Chronisten zu vermerken: Zunächst war der zuvor eingewechselte Marcel Mohr nach 77 Minuten offenbar selbst so überrascht davon, dass er freistand und nach einer Rechtsflanke wirklich an den Ball kam, dass sein Versuch irgendwo in der zweiten Etage über dem Dersimspor-Kasten landete. Die Gäste wiederum hätten etwa 20 Minuten zuvor beinahe schon jubeln können, als Thiels Freistoß aus halbrechter Position nur um Zentimeter am Tor vorbei flog. 

So aber fiel nur noch ein weiterer Treffer an diesem Nachmittag: Timo Ludiwg behauptete sich auf der rechten Außenbahn, seine Flanke fand Alpen – 1:2 (89.). Der (zu) späte Anschlusstreffer. Die Großchance auf den Ausgleich vergab schließlich in der ersten Minute der Nachspielzeit Jonas Buck. Nach einem Eckstoß, der zu kurz abgewehrt wurde, hielt er aus der zweiten Reihe drauf, doch Hentrich riss im Dersim-Gehäuse reaktionsschnell die Arme nach oben und parierte hervorragend.

„Wir haben uns quasi selbst besiegt und ein weiteres Mal Lehrgeld bezahlt“ analysierte Altengamme-Coach Daniel Andrade-Granados nach dem Spiel mit Blick auf die beiden Unachtsamkeiten aus der ersten Hälfte, die zu den Toren führten und war vor dem anschließenden Teamabend auf dem Bergedorfer Oktoberfest ordentlich gefrustet. Ganz anders war die Stimmungslage bei seinem Gegenüber Theodore Fici, der nach der Niederlage gegen Paloma unter der Woche nach eigenem Bekunden schon überlegt hatte, Platz für einen neuen Coach zu räumen („Ich war sehr enttäuscht. Die Situation nimmt mich mit. Die Mannschaft und der Vorstand wollten aber, dass ich weitermache“).

Zwar ärgerte sich der Coach, der den verletzten Deniz Kacan (Prellung) ersetzen musste, darüber, dass „wir nach dem 2:0 aufgehört haben Fußball zu spielen und ich mir nicht erklären kann, warum das so ist, weil wir im Training auch eineinhalb Stunden dieses Tempo gehen können“, letztlich aber beschied er ähnlich gelöst lächelnd wie Raji: „Das war ein ganz wichtiger Sieg für uns!“

Jan Knötzsch