Oberliga-Meisterrunde

Auf Abschiedstour: Schiemanns Rücken kann entzücken – auch Lohrke liefert!

27. März 2022, 20:42 Uhr

Kevin Lohrke (Mi.) bejubelt seinen Führungstreffer für den USC Paloma. Foto: noveski.com

Er befindet sich auf seiner fußballerischen Abschiedstour. Am Ende der Saison soll für Denny Schiemann Schluss sein. Die „Buffer“ sollen ihren Platz am berühmt-berüchtigten Nagel bekommen. Noch aber stehen einige Spiele aus. Und dass der 32-Jährige längst noch nicht mit der runden Pille abgeschlossen hat, stellte der Flügelspieler des USC Paloma am Sonntagvormittag (alle Highlights im LIVE-Ticker) unter Beweis…

Das 0:1: Mit dem linken Außenrist befördert Lohrke (re.) die Kugel links oben in die Maschen. Foto: noveski.com

Eine gute Stunde war am Reinmüller gespielt, als Schiemann für den verletzten Soleiman Kazizada beim Stand von 1:1 in die Partie kam. Viel passierte zunächst nicht zwischen dem heimischen HEBC und den Uhlenhorster Gästen. Es roch nach einer Punkteteilung – bis zur 87. Minute. Da nämlich schlug Maurice Schwäbe den Ball aus dem linken Halbfeld noch einmal scharf vor das Gehäuse der Hausherren. Die anschließende Kopfballbefreiung von Jorma Eggers geriet zu kurz und landete bei Kevin Lohrke. Dieser fackelte nicht lange, nahm das Leder aus 16 Metern volley – und plötzlich schlug die „Kirsche“ unter der Latte ein. Riesengroßer Jubel brandete bei den „Tauben“ auf. Doch wer war eigentlich für den Treffer verantwortlich?

"Mit dem Kopf mache ich keine Tore"

Fakt war, dass Lohrkes Schuss noch entscheiden abgefälscht wurde und dadurch einen hohen Bogen machte. Es schien so, als hätte Schiemann noch seinen Kopf dazwischen gehabt. Doch der Schein trügte. „Mit dem Kopf mache ich keine Tore“, scherzte er anschließend. Aber: Der Rücken des 32-Jährigen gab dem Spielgerät noch eine entscheidende Richtungsänderung, wodurch das Runde den Weg ins Eckige fand. Also: Denny Schiemanns Rücken war Palomas Glück!

"Ich glaube, der Reinmüller liegt ihm"

Mit der Faustabwehr nach einer Ecke lieferte der ansonsten einmal mehr bärenstarke USC-Keeper Thor-Arne Höfs (2. v. re.) die Vorarbeit für... Foto: noveski.com

Doch zurück zu Kevin Lohrke: Dieser hatte nicht nur maßgeblichen Anteil am Sieg-, sondern erzielte auch den frühen Führungstreffer, als er einen Chip-Pass von Christian Merkle mit dem linken Außenrist per Direktabnahme ins lange Eck beförderte (15.). Ein technisch anspruchsvolles Tor! „Wir haben die Verantwortung ein bisschen aufgeteilt, da wir mit Max (Kapitän Krause, Anm. d. Red) und ‚Mo‘ (Niemann) zwei Führungsspieler erstmal draußen gelassen haben. Lohrke war heute das erste Mal Captain, hat im Trainingslager schon mal offensiver gespielt und auch da immer getroffen. Heute haben wir es mal versucht, dass er sich ein bisschen höher positioniert. Im Pokalspiel war er hier schon richtig gut. Ich glaube, der Reinmüller liegt ihm“, erklärte USC-Coach Marius Nitsch die neue Rolle des einstigen Linksverteidigers und Sechsers.

"Fußballerisch mit das Beste, was wir in dieser Saison gespielt haben"

... Erciyes Palo (li.), der den Ball direkt nahm, satt traf und in den Knick schweißte. Das 1:1! Foto: noveski.com

Während der HEBC etliche verletzungs- und krankheitsbedingte Ausfälle zu beklagen hatte, nutzte Nitsch das Kräftemessen dazu, um ein wenig zu rotieren. Doch davon merkte man seinen Schützlingen zu Beginn gar nichts an. „Ich finde, wir sind richtig gut reingekommen ins Spiel. Die ersten 20, 25 Minuten waren fußballerisch mit das Beste, was wir in dieser Saison gespielt haben. Obwohl wir fünf Wechsel zur letzten Woche vorgenommen haben, ein paar anderen Jungs die Chance geben wollten, sich zu entwickeln und einfach mal die Spielzeit zu verteilen. Und ich finde, das hat man in der Anfangsphase gar nicht gemerkt, dass wir nicht eingespielt sind, sondern es wirkte sehr ballsicher gegen viel Gegnerdruck von HEBC, die das sehr mutig spielen und einen richtig guten Ansatz haben. Dann macht's einfach auch Spaß, wenn man gegen ein hohes Pressing fußballerische Lösungen findet.“

Palo-Traumtor bringt HEBC zurück

Lennard Wallner (li.), der mit einem harten Check gegen Lasse Peters früh den Unmut auf sich zog, hier im Duell mit Laurel Aug. Foto: noveski.com

Nachdem Lennard Wallner mit einem Check gegen Lasse Peters (17.) auch das Publikum gegen sich aufbrachte, „kam mit dem Foul ein bisschen Hektik auf und wir waren ein wenig raus“, konstatierte Nitsch. Die Folge: Erciyes Palo packte nach einer nur unzureichend geklärten Ecke von Maximilian Schulz ein 17 Meter-Pfund aus, das im rechten Knick einschlug (26.). Ein Traumtor! Mit dem 1:1 ging es auch in die Schlussphase hinein. Als noch sechs Minuten auf der Uhr waren, schrie HEBC-Übungsleiter Özden Kocadal über den Platz: „Das ist alles zu langsam! Wir müssen schneller den Ball laufen lassen!“, war er noch auf den Lucky Punch aus, den schlussendlich aber die Gäste setzten.

"Eine absolut unnötige und keine verdiente Niederlage"

Heißer Fight um den Ball: Hendrik Diekmann (li.) vs. Maurice Schwäbe. Foto: noveski.com

„Die zweite Halbzeit hat mal wieder gezeigt, dass wir über Willensleistung so ein Spiel noch gewinnen können. Wir haben zwar nicht mehr so gut Fußball gespielt, können uns aber trotzdem noch mit drei Punkten belohnen, weil wir geduldig geblieben, als Team gut verteidigt und keine großen Chancen zugelassen haben“, resümierte Nitsch. Wenngleich es in den zweiten 45 Minuten eher so wirkte, als würde den Eimsbüttelern noch dieser spielentscheidende Treffer gelingen. Deshalb befand Kocadal auch: „Das ist eine absolut unnötige und keine verdiente Niederlage!“ Nichtsdestotrotz sei er „stolz auf die Entwicklung, die meine Mannschaft genommen hat. Wenn man das mit dem Pokalspiel vergleicht, als wir hier von Paloma mit 5:1 abgezogen worden sind, hat man heute keinen Unterschied gemerkt. Beide Gegentore waren jetzt nicht gerade auf dem Reißbrett geplant. Wir machen da einfach dumme Fehler und sind zu naiv.“

"Das möchte ich nicht mehr erleben – egal gegen wen wir spielen"

Lion Jodeit (li.) - hier im Infight mit Max Grablewski - musste viel Arbeit gegen den Ball verrichten und trat vor des Gegners Tor kaum in Erscheinung. Foto: noveski.com

Was ihn allerdings besonders störte, war folgende Tatsache: „Wenn man hier zu Hause am Reinmüller spielt und auch wenn der Gegner Paloma heißt und man durchaus Respekt hast, muss man diesen ablegen, und darf sich nicht mit dem 1:1 zufrieden geben. Denn dafür gab es überhaupt keinen Grund“, sah er den Kontrahenten als durchaus verwundbar an. „Es ärgert mich, dass wir nicht genug an den Sieg geglaubt haben. Das ist das, was einen traurig macht. Denn es wäre möglich gewesen, uns mehr zu erspielen, weil Palomas Spiel oft verpufft ist – entweder bei unserer Abwehr oder in unserem Mittelfeldpressing, was sehr gut funktioniert hat. Das habe ich meiner Mannschaft auch im Kreis gesagt, dass ich das nicht mehr erleben möchte – egal gegen wen wir spielen. Denn wir kommen ja nicht hier auf den Platz, um irgendwas zu verwalten, sondern wir wollen ja auch etwas Zählbares rausholen!“

Autor: Dennis Kormanjos

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