Bei Cordi brennt's nur hinten: Norderstedt hat leichtes Spiel

Eintracht zieht mit 3:0-Sieg ins ODDSET-Pokalfinale ein

03. Mai 2017, 21:44 Uhr

Norderstedter Jubeltraube: Philipp Koch, Linus Meyer, Jordan Brown, Hamajak Bojadgian und Kangmin Choi (v. li.) freuen sich. Foto: Damm

Nach der Überraschung im ersten Halbfinale, in dem sich die SV Halstenbek-Rellingen gegen Altona 93 durchsetzte, blieb ein unerwartetes Resultat im zweiten Seminfinale aus. Regionalligist Eintracht Norderstedt behielt gegen den gastgebenden Oberligisten Concordia mit 3:0 die Oberhand. Damit stehen zwei Mannschaften aus Schleswig-Holstein im Finale des Hamburger ODDSET-Pokal-Wettbewerbs, das am 25. Mai im Stadion an der Hoheluft ausgetragen wird. Beim zweiten Halbfinal-Spiel vor den 551 Zuschauern am Bekkamp wurde Norderstedt von Cordi kaum gefordert, was nach der Begegnung vor allem dem Übungsleiter der Hausherren böse aufstieß.

Eigentlich ist Florian Gossow eher ein Mann der leisen und bedachten Töne. Sowohl am Spielfeldrand als auch nach dern Partien. Im Anschluss an das Pokalspiel gegen die Eintracht aber saß der Cordi-Coach bei der Pressekonferenz auf einmal fast kerzengerade auf seinem Stuhl, setzte eine ernste Miene auf und wurde laut. „Wenn man schon verliert, dann muss man einem Gegner alles abverlangen. Dann muss der Gegner hier alles geben, um zu gewinnen. Das ist das Mindeste, was man erwarten kann. Wir haben speziell in der ersten Halbzeit für so ein wichtiges Spiel, für den Aufwand, den das Team um das Team herum betrieben hat, viel zu wenig gemacht. Ich bin wütend und absolut enttäuscht“, platzte es aus Gossow heraus.

Gossow: „Wenn man schon verliert, dann muss man dem Gegner alles abverlangen“

Gleich ist er vprbei: Linus Meyer (re.) erzielt in dieser Situation gegen Cordi-Keeper Briant Alberti das 1:0 für die Eintracht. Foto: Damm

Und der Concorden-Coach war noch nicht fertig. „Das habe ich von der Mannschaft so noch nicht gesehen. Da haben wir einige Dinge aufzuarbeiten. Ich bin mit der Leistung überhaupt nicht zufrieden. Fehler können passieren, aber man muss mit einer ganz anderen Körpersprache in das Spiel gehen – vor allem in den ersten 10 oder 15 Minuten. Die Jungs waren hervorragend vorbereitet und eingestellt. Dieses Ergebnis nach dem Aufwand, den wir betrieben haben, zu sehen, ist definitiv nicht ausreichend“, sagte Gossow und ergänzte: „In so einem Spiel musst du brennen ohne Ende. Das habe ich nicht gesehen.“ Richtig: Denn wenn es am Bekkamp überhaupt irgendwo brannte, dann war das in der Hintermannschaft der Gastgeber, in der überraschend der zuletzt lange verletzte Yannick Siemsen gegen seinen Ex-Verein, für den er in der Jugend spielte, in der Startformation auftauchte.

Die Niederlage an ihm allein festzumachen, wäre freilich zu einfach und obendrein der falsche Ansatz. Zwar gab Cordi durch Maurizio D'Urso nach acht Minuten den ersten Torschuss der Partie ab, doch schon zwei Minuten später sollten die Hausherren in Rückstand geraten: Yayar Kunath behauptete sich trotz eines Checks gegen ihn, steckte den Ball zu Linus Meyer durch und der zog rechts am zu weit aus seinem Kasten heraus geeilten Cordi-Keeper Briant Alberti vorbei und schob zum 1:0 für den Regionalligisten ein (13.). Der nächste Schock für die Gossow-Equipe folgte nur drei Zeigerumdrehungen später – und wieder wirkte die Defensive alles andere als sicher, als Kunath quer auf Kangmin Choi. Der traf zwar nur den linken Pfosten, doch den Abpraller wusste David Karg Lara mit einem Schuss ins rechte untere Eck zu nutzen (16.).

Meyer: „Mit den beiden frühen Toren im Rücken hat es sich entspannter spielen lassen“

Den Keeper verladen: Yayar Kunath trifft per Elfmeter gegen Briant Alberti zum 3:0-Endstand. Foto: Damm

Statt sich vehement gegen einen weiteren Treffer zu stemmen, ließ Cordi die Eintracht gewähren. Das Resultat: Nach Jordan Browns Flanke köpfte Jan Lüneburg aufs Tor, Alberti parierte (24.). Dann verlor Finn Peters die Kugel gegen Kunath, der Meyer bediente. Norderstedts „Zehner“ steuerte blank auf Alberti zu, doch dieses Mal blieb der Cordi-Schlussmann der Sieger (28.). Nach einer halben Stunde hatten die Hausherren dann noch eine größere Portion Glück, als Referee Murat Yilmaz (FC Türkiye) nach einem klaren Foul von Timo Stegmann an Meyer nicht auf den Elfmeterpunkt deutete, sondern weiterlaufen ließ. „Beide Innenverteidiger von Cordi haben mir hinterher gesagt, dass das ein Foul war, Klar suche ich den Kontakt, aber ich kann einfach nicht weiterlaufen, weil ich getroffen werde. Ich lasse mich da nicht mit Absicht fallen“, ließ Meyer die Szene im Anschluss an die Begegnung Revue passieren.

Nach dem Seitenwechsel erhöhte Cordi dann zwar phasenweise seine Bemühungen, aber Zählbares sprang dabei nicht heraus. Zu oft spielten sich die Schützlinge von Florian Gossow, bei denen man insbesondere D'Urso einen großen Willen und Bereitschaft zusprechen muss, fest. Und wenn es mal gefährlich zu werden drohte, konnte Norderstedt klären. So wie in der 59. Minute, als Torwart Johannes Höcker vor dem steil geschickten Abdel Abou Khalil am Ball war. Oder die Concorden standen sich – so wie D'Urso und Theodoros Ganitis – selbst im Weg. Bezeichnende für den schwachen Auftritt des Gastgebers: Abou Khalils Freistoß in der 85 Minute, der eher einer besseren Rückgabe als einem echten Torschuss ähnelte und Keeper Höcker vor keinerlei Probleme stellte. Die Eintracht, die bisweilen vorm Tor nun zu leichtfertig agierte, legte noch einmal nach: Alexandar Mucunski foulte Jan Lüneburg im „Sechzehner“, den anschließenden Elfmeter verwandelte Kunath (71.). Der eingwechselte Emin Zekjiri hatte einem Katastrophen-Fehlpass von Mucunski sogar das 4:0 auf dem Fuß, verfehlte aber das leere Tor (77.).

Heyne: „Es wird nicht passieren, dass wir HR im Finale unterschätzen“

La-Ola-Welle: Die Eintracht-Spieler feiern mit ihren Fans den FInal-Einzug.Foto: Damm

„Wir freuen uns, dass wir weitergekommen sind“, bilanzierte Eintracht-Übungsleiter Dirk Heyne nach dem Spiel und erklärte: „Die beiden schnellen Tore haben uns natürlich gut getan. Das lief optimal für uns. Wir haben aber trotz des Sieges bei weitem nicht alles richtig gemacht. Aber es überwiegt die Freude, dass wir im Finale stehen.“ Rechtzeitig zum Endspurt der Saison, so Heyne, „sind bei uns seit vorgestern alle Spieler wieder im Training, sodass wir die Last jetzt auf mehrere Schultern verteilen könne.“ Dass sein Team am 25. Mai „Überraschungsfinalist“ HR unterschätzen wird, glaubt Heyne nicht. „Das wird nicht passieren“, kündigte der Coach an, der nach eigener Aussage „nun erstmal einen Termin suchen muss, an dem ich HR in der Liga beobachten werde.“

In den Köpfen der Spieler jedenfalls ist die Vorsicht schon mal angekommen. „Das wird sicher kein Selbstgänger, wenn man sieht, wen die rausgehauen haben. HR ist vielleicht gefährlicher als Altona, weil sie nicht mitspielen wollen, sondern mehr über Kampf  kommen werden. Das ist gefährlich für uns“, gab Linus Meyer zu Protokoll und analysierte das Match gegen Cordi wie folgt: „Wir wussten, dass es ein intensives Spiel werden würde. Wir haben in den ersten Minuten unglaublich viel Gas gegeben. Dass wir nach dem verdienten 1:0 das 2:0 machen, spielt uns in die Karten. Für Cordi war es vom Kopf her nicht leicht, zwei Tore so kurz nacheinander zu bekommen. Mit den beiden frühen Toren für uns im Rücken hat es sich entspannter spielen lassen.“

Jan Knötzsch