„Die Überzahl war nicht gut für uns“ - Condor verliert mit einem Mann mehr den Faden

Victoria siegt dank geschlossener Teamleistung mit 3:0

24. März 2018, 11:50 Uhr

Zwei Victorianer Sieggaranten: Traumtor-Schütze André Monteiro Branco (re.) und Top-Torjäger Nick Scharkowski. Foto: KBS-Picture.de

Es lief die 31. Minute, da schien die Partie in Richtung der Gäste vom SC Condor zu kippen. Marc Lange, Abwehrspieler des SC Victoria, sah nach einem Foul die Gelb-Rote Karte. Doch es kam anders. Condor wusste mit der Überzahl nichts anzufangen, wurde sogar schwächer und am Ende siegte Vicky verdient mit 3:0.

„Wir waren als Team eine Einheit. So konnten wir die Unterzahl ausgleichen. Wir haben keine Risse zugelassen“, erklärte Vicky-Coach Jean-Pierre Richter nach der Partie, wie man trotz einstündiger Unterzahl mit 3:0 gegen den SC Condor gewinnen konnte. Die Anfangsphase war bei überschaubarer Qualität ausgeglichen. Scharkowskis Abschluss nach Pass von Bergmann stellte für Condor-Keeper Lund keine Herausforderung dar (6.). Auf der anderen Seite bereitete Niederstadts Distanzschuss Lohmann keine Probleme (14.). Das erste echte Highlight der Partie kam in der 23. Minute: Nach einem Freistoß von Monteiro Branco rutschte der Ball zu von Appen durch. Dieser scheiterte aus kurzer Distanz gleich zweimal an Lund, der den gelbgesperrten Sascha Kleinschmidt im Tor der Raubvögel ersetzte.

Woike: „Vicky ist in Unterzahl stärker geworden!“

Sein vorerst letzter Besuch als Trainer an der Hoheluft: Condor-Coach Christian Woike. Foto: KBS-Picture.de

In den Folgeminuten wurde das Spiel zunehmend ereignisreicher. Erst hatte Özalp nach Zuspiel von Martens die Gästeführung auf dem Fuß, konnte aber Lohmann nicht überwinden (26.). Dann setzte Nil von Appen einen Volley-Versuch über das Tor (30.). Es folgte die Schlüsselszene der Partie. Marc Lange, der zuvor bereits Gelb gesehen hatte, wusste einen Condor-Angriff nur noch per Foulspiel zu unterbinden und musste mit Gelb-Rot vorzeitig runter (31.). Dies wirkte sich allerdings anders aus, als man erwarten würde. Condor verlor in Überzahl völlig den Faden. Raubvögel-Trainer Woike konstatierte: „Wir waren in der ersten Halbzeit eigentlich gut im Spiel, hatten eine hundertprozentige Torchance durch Özalp. Die Gelb-Rote Karte war nicht gut für uns. Vicky ist danach stärker geworden.“ Denn: Nicht einmal fünf Minuten nach dem Platzverweis schnappte sich André Monteiro Branco die Kugel und versenkte diese mit einem sehenswerten Distanzschuss aus gut 25 Metern im Tor (35.). „Durch die individuelle Qualität von André haben wir das 1:0 gemacht“, beschrieb Victorias Trainer Jean-Pierre Richter den Führungstreffer. Beinahe hätte Scharkowski direkt das 2:0 nachgelegt. Sein Schuss landete aber nur am Pfosten (38.).

Richter: „Scharkowski und Kohpeiß harmonieren großartig!“

In Durchgang zwei dominierte Victoria das Spiel dann eindeutig. Von der Unterzahl war nichts zu sehen. Die Vorentscheidung fiel schon relativ kurz nach der Pause. Nil von Appen wurde im Strafraum von Scharkowski bedient. Von Appens Schuss wurde von einem Abwehrspieler noch unglücklich abgefälscht und war daher für Lund nicht zu halten (51.). Ganz stark herausgespielt war dann das 3:0. Nick Scharkowski spielte zu Klaas Kohpeiß, der hatte die Übersicht, zu Scharkowski zurückzulegen, und dieser musste nur noch einschieben (60.). Eine Co-Produktion des Victoria-Sturm-Duos. Richter erläuterte: „Wir haben in der Halbzeit nochmal angesprochen, dass wir mit unserer Qualität im Spiel nach vorne den Gegner ganz gezielt in bestimmten Räumen haben und dann die Explosivität unserer Offensivspieler nutzen wollen. Nick und Klaas harmonieren großartig!“ Woike war mit der Leistung seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit verständlicherweise unzufrieden: „Wir haben nichts mehr von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Keine Zweikampfstärke, kein Ballbesitz, keine Passgenauigkeit. Wir haben es dem Gegner zu leicht gemacht, auch wenn die individuelle Klasse bei Vicky natürlich stark ist.“

Vicky-Trainer Jean-Pierre Richter nahm die lobenden Worte Woikes wohlwollend zur Kenntnis. Foto: KBS-Picture.de

Nach dem 3:0 war die Partie entschieden und verflachte in der Folge. Victoria verwaltete und spielte die Angriffe nicht mehr so konsequent zu Ende wie noch zu Beginn der zweiten Hälfte. Condor fand sich mit der Niederlage ab. Bei der anschließenden Pressekonferenz rückte das Ergebnis allerdings fast ein wenig in den Hintergrund. Christian Woike, der nach der Saison seinen Trainerposten beim SC Condor abgeben wird, lobte die Anlage an der Hoheluft, wünschte Victoria viel Glück für den weiteren Saisonverlauf und verabschiedete sich: „Die Anlage ist wirklich ein ‚Träumchen’, darüber freue ich mich für den gesamten Hamburger Fußball. Es muss Spaß machen, hier Fußball zu spielen. Das war unsere letzte Begegnung vorerst. Ich wünsche euch, dass ihr euch im Rennen um den zweiten Platz gegen Teutonia gut platzieren könnt. Das ist ja quasi die inoffizielle Meisterschaft.“ Jean-Pierre Richter fand angemessene Worte zum letzten Auftritt seines Trainerkollegen an der Hoheluft: „Ich freue mich immer, wenn wir uns sehen und wünsche Dir alles Gute für die Zukunft.“ Auf die Vizemeisterschaft legt Richter allerdings keinen großen Wert. „Ich glaube, dass keiner gerne Zweiter werden möchte. Der Zweite ist der erste Verlierer. Wir haben uns dieses Jahr keinen Tabellenplatz als Ziel gesetzt. Die Mannschaft arbeitet tagtäglich für den Platz, auf dem wir aktuell stehen.“

Autor: Josa Schnell