Regionalliga Nord

Drei Elfer, nur einer sitzt - aber "Lünes" Déjà-vu belohnt Norderstedts Müh'

18. Oktober 2020, 18:24 Uhr

Wie schon im Pokal avancierte Jan Lüneburg mit seinem Kopfballtreffer zum Matchwinner für Eintracht Norderstedt. Foto: KBS-Picture.de

Nicht nur für Marcus Coffie, Sinisa Veselinovic und Nick Brisevac war es ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Verein. Auch Nick Gutmann war gegen seine "Ex" besonders motiviert. Doch das Regionalliga-Derby zwischen dem FC Teutonia 05 und dem FC Eintracht Norderstedt war nicht nur von der Zusammenkunft vieler Ehemaliger geprägt, sondern auch ein echtes Spitzenspiel. Denn der Tabellenzweite hatte den Dritten der Nord-Staffel zu Gast. Und: Am Ende wiederholte sich eine (Pokal-)Geschichte (alle Highlights im LIVE-Ticker)...

Zwei Elfmeter konnte Yannick Zummack parieren - und trotzdem stand am Ende eine 1:2-Niederlage zu Buche. Foto: KBS-Picture.de

Für Yannick Zummack war es ein überaus ereignisreicher Nachmittag im Stadion Hoheluft. Gleich zweimal erwies sich der Teutonen-Torsteher als "Elfmeterkiller" und trotzdem war der Rückhalt der "Kreuzkirchler" die tragische Figur. Vor dem ersten Strafstoß tauchte Zummack unter eine Ecke hindurch, ehe Tino Schulze den zum Schuss ausholenden Johann von Knebel regelwidrig zu Fall brachten Zwar parierte der 24-Jährige den fälligen Strafstoß von Evans Nyarko, dessen klägliches Schüsschen vom Keeper sogar festgehalten werden konnte (13.). Aber: Da Abdel Hathat zu früh in den Sechzehner geeilt war, ließ Jarno Wienefeld (VfL Lohbrügge) den "Elfer" wiederholen. Diesmal zeigte sich Nyarko nervenstark, wählte die andere Ecke - und traf (14.). Knappe 20 Minuten später hätte Norderstedt die Führung ausbauen können, als Nick Gutmann nach einem Pass von Dylan Williams gegen seinen letztjährigen Teamkollegen Davidson Eden, der die Hereingabe an den Arm bekam, den nächsten Strafstoß rausholte. Diesmal schritt Nils Brüning zur Tat - doch Zummack tauchte in sein rechtes Eck ab und kratzte die Kugel heraus (34.). "Das kann ich nicht beantworten", entgegnete Martens auf die Frage, warum sich in jener Situation Brüning den Ball schnappte. "Vielleicht haben wir als Trainer den Fehler gemacht, dass wir keinen zweiten Schützen benannt haben."

Lüneburg erlebt sein Pokal-Déjà-vu

Nick Brisevac (li.) - hier im Duell mit Dylan Williams - bekam sich nach Schlusspfiff noch mit seinen Ex-Teamkollegen in die Haare. Foto: KBS-Picture.de

Statt 0:2 hieß es quasi mit dem Pausenpfiff 1:1, weil zwei Neu-Teutonen ihrem Ex-Club einen kleinen Stich ins Herz versetzten: Nick Brisevac ballte die Faust, nachdem Marcus Coffie seinen Freistoß aus dem Halbfeld schulbuchmäßig ins lange Eck schädelte (45.). Apropos Kopfball: Jan Lüneburg hat zwar keine Teutonia-Vergangenheit, aber gewann einst unter FCT-Coach Achim Hollerieth mit dem FC Elmshorn die Hamburger Meisterschaft - und tat es Coffie in der 54. Spielminute gleich, als er eine Ecke von Philipp Koch zum 2:1 für die Garstedter ins Glück nickte. Lüneburg und Teutonia? Da war doch noch was! Im Pokal-Viertelfinale erzielte "Lüne" bereits per Kopf den entscheidenen Treffer zum 1:0-Sieg (79.). Auch diesmal sollte es der so genannte "Game Winner" gewesen sein, da Yannik Nuxoll (63.), Gutmann (71.) oder auch von Knebel (73.) die mögliche Vorentscheidung verpassten. Und so war es für den Norderstedt-Angreifer am Ende "wie ein Déjà-vu", gestand er. "Es war sehr ähnlich. Nur der Zeitpunkt war ein etwas anderer."

"Wenn wir cleverer sind, kommt es nicht zur hektischen Schlussphase"

Jan Lüneburg (2. v. li.) behauptet sich im Kopfball sowohl gegen Marcus Coffie (li.) als auch gegen Davidson Eden und trifft zum 2:1-Sieg für EN. Foto: KBS-Picture.de

Dass es bis zum Schluss spannend blieb, habe auch daran gelegen, "dass wir es uns ein Stück weit selbst schwer gemacht haben", befand Lüneburg - und erläuterte: "In der ersten Halbzeit war Teutonia sehr stark. Nichtsdestotrotz führen wir da schon 3:1, wenn wir unsere Chancen nutzen." Auch sein Trainer Jens Martens sah schon in den ersten 45 Minuten ein Versäumnis, die Führung klarer zu gestalten. "Und in der zweiten Halbzeit haben wir beim Stand von 2:1 drei Dinger. Wenn wir da cleverer sind, kommt es gar mehr zu dieser hektischen Schlussphase." Alles in allem stand aber ein "verdienter Sieg" in einem "sehr interessanten und zum Schluss auch hektischen Derby" zu Buche. "Das war aber auch nicht anders zu erwarten. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte auch etwas gefehlt", ging er auf den Charakter der Partie ein.

"Sind ein paar Bemerkungen gefallen, aber es ist keine Hand ausgerutscht"

Teutonen-Torsteher Zummack ist gegen Lüneburgs Kopfball geschlagen. Foto: KBS-Picture.de

Dass es nach Abpfiff noch zu kleineren Reibereien beider Lager kam - an denen auch der aufgebrachte Nick Brisevac beteiligt war -, wollten beide Seiten indes nicht allzu sehr hochschaukeln. "Ich habe allen viel Erfolg gewünscht", entgegnete Lüneburg mit einem leichten Augenzwinkern. Während Martens meinte: "Ich habe nur gesehen, dass der Keeper auf 'Hamo' (Eintracht-Verteidiger Hamajak Bojadgian; Anm. d. Red.) los wollte. Daraufhin bin ich dazwischen gegangen." Es seien "ein paar Bemerkungen gefallen, aber es ist keine Hand ausgerutscht", stellte der EN-Übungsleiter klar - und lobte neben der Defensive allen voran Stefan Rakocevic, der den verletzungsbedingt fehlenden Lars Huxsohl in bester Manier vertrat: "Er hat hervorragende Spiele gemacht. Ich habe schon nach der Vorbereitung gesagt, dass wir drei Torhüter haben. Selbst wenn Stefan ausgefallen wäre, hätte ich gar nein Problem damit gehabt, Marcel Kindler ins Tor zu stellen. Auf der Position sind wir so gut aufgestellt, wie ich es hier noch nie hatte."

"Wir waren nicht schlechter als Norderstedt"

In der Nachspielzeit rückte auch Zummack (Mi.) mit nach vorne auf - allein es half nichts mehr. Foto: KBS-Picture.de

Während die Gäste vor ausverkauftem Haus und 315 Zuschauern an der Hoheluft einen verdienten Erfolg verbuchten, sah Teutonias Co-Trainer Jan-Philipp Rose, der vor dieser Saison die Seiten wechselte, ebenfalls "ein gutes Spiel" seiner Schützlinge, "wir wurden dafür nur leider nicht belohnt. Letztlich haben ein Elfmeter und ein weiterer Standard zur Niederlage geführt. Das ist ärgerlich, weil wir nicht schlechter als Norderstedt waren", so "Rosis" Einschätzung. "Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat super gespielt und gekämpft." Was nach Schlusspfiff noch geschah, habe er auch nicht genau ausmachen können. "Ich glaube, es wurde irgendwas gesagt. Das werden wir intern nochmal besprechen, was da los war. Aber im Fußball gehören Emotionen dazu und nach dem Spiel ist das vergessen", hatten sich die Wogen schnell wieder geglättet.

Autor: Dennis Kormanjos