Oberliga 01

„Eine Mischung aus Ohr und Schulter“ entscheidet den „Derby-Friedensgipfel“

24. Oktober 2021, 13:55 Uhr

Moritz Niemann (re.) bejubelt seinen Führungstreffer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Foto: Both

Emotionen und Leidenschaft, jede Menge Feuer und Zweikämpfe: Attribute, die ein Derby ausmachen – und auch den „Barmbek-Battle“ oftmals ausgezeichnet und geprägt haben. Am Sonntagvormittag war von all jenen Eigenschaften aber so gut wie gar nichts zu sehen. Vielmehr erinnerte das Aufeinandertreffen über ganz weite Strecken an einen „Friedensgipfel“ mit anschließender Friedenspfeife (alle Highlights im LIVE-Ticker). 

Das linke Ohr und die Schulter führten zu Niemanns (Mi.) Glück. Foto: Both

Etliche personelle Ausfälle auf beiden Seiten und noch viel mehr Stückwerk sowie Fehlpässe: 45 Minuten lang plätscherte das Barmbeker Derby vor sich hin. Doch dann auf einmal kamen so etwas wie Emotionen rein – für wenige Augenblicke. Ein glasklares und völlig unnötiges Foulspiel von Tom Jahnke gegen Tom Wohlers – fast auf Höhe der Eckfahne – hatte eine Gelbe Karte und einen Freistoß für die „Tauben“ zur Folge. Dominic Ulaga schlug den Ball auf den ersten Pfosten, Moritz Niemann bekam noch irgendein Körperteil dran – 1:0 (45. +2)!

BU-Coach Jan Haimerl ahnte beim Pfiff bereits Böses und sagte den Gegentreffer an der Seitenlinie quasi voraus. Anschließend war der Ärger bei ihm so groß, dass er sich derart über die eigentlich unstrittige Entscheidung und den gelben Karton echauffierte, dass ihn Referee Dr. Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide) des Feldes verwies und Rot zeigte!

"Das zeichnet uns als Team einfach aus"

Oliver Desimeier (re.) hatte nach einer guten Stunde die Ausgleichschance, ließ sich aber zu weit abdrängen und vergab. Foto: Bode

Doch zurück zum Tor. Welches Körperteil war es denn nun, das Niemann zum Jubelschrei verlieh? „Ich weiß es gar nicht so genau, glaube aber, es war eine Mischung aus Ohr und Schulter“, entgegnete er uns gegenüber direkt nach Abpfiff. „Ist aber auch egal – die Hauptsache ist, dass der Ball drin war“, fügte der eigentliche „Sechser“, der aufgrund der personellen Schieflage mal wieder in der Innenverteidigung aushelfen musste, an. „Wir haben eine arg gebeutelte Woche mit vielen Krankheiten und Verletzungen hinten uns. Deshalb wollten dir das Ding einfach nur gewinnen“, musste USC-Coach Marius Nitsch erneut diverse Stammkräfte und Leistungsträger ersetzen. Aber: „Das zeichnet uns als Team einfach aus. Die Jungs, die reinkommen, hauen sich voll rein und machen ihren Job“, strahlte Niemann.

Schluchtmann erleidet Kreuzbandriss

Niemann (Mi.), der wieder in der Innenverteidigung "aushalf", ballt nach seinem Treffer for Freude die Faust - während Maurizio Carta (re.) hadert. Foto: Both

Nicht minder bitter verlief die vergangene Woche für BU. Im Testspiel gegen Eintracht Lokstedt (7:0) verletzte sich Kapitän Nico Schluchtmann früh in der Partie ohne Fremdeinwirkung schwer. Diagnose: Kreuzbandriss! Während dem 25-Jährigen nur das Beste und ein rascher Heilungsverlauf zu wünschen ist, hatten seine Teamkameraden offenbar nicht nur damit zu kämpfen. BU tat sich schwer. Verdammt schwer sogar. Paloma riss zwar auch keinerlei Bäume aus – aber es reichte. Lediglich Oliver Desimeier hatte im zweiten Abschnitt die Chance, den Ausgleich herbeizuführen, ließ sich aber links im Strafraum etwas zu weit abdrängen und schob am kurzen Eck vorbei (63.).

"Dass wir nun Hin- und Rückspiel gewonnen haben, ist umso geiler"

Adrian Kortmann (li.) - hier im Duell mit USC-Kapitän Max Krause - feierte sein BU-Liga-Debüt. Foto: Bode

Großes Derbyflair kam aber weiterhin nicht auf. „Ich fand‘s auch von beiden Seiten relativ ruhig und habe mich darüber ja auch einige Male lautstark beschwert“, empfand selbst Führungstorschütze Niemann die Atmosphäre als nicht unbedingt Derby-like. Aber: Letztendlich konnte es ihm egal sein – denn seine „Tauben“ verließen den Platz als Sieger. In der Nachspielzeit war es Kevin Lohrke, der nach einer perfekt getimten Flanke von Lennard Wallner den Derby-Deckel draufmachte (90. +1)!

„Natürlich ist es schön“, freute sich auch Niemann über den besonderen Sieg, „Vor allem, wenn man mal in die Vergangenheit guckt und sieht, dass BU das Derby sehr oft gewonnen hat. Dass wir nun Hin- und Rückspiel gewonnen haben, ist natürlich umso geiler!“ Damit sind die Uhlenhorster dem Ziel, „so schnell wie möglich auch rechnerisch sicher in der Meisterrunde zu sein“, ein großes Stückchen nähergekommen.

Autor: Dennis Kormanjos