Landesliga Hansa

Erst schmeckt die Wurst, dann Walter: VfL beißt sich auf Platz zwei durch

Lohbrügge feiert 4:1 gegen SVNA und schielt in Richtung Oberliga

11. Mai 2019, 19:24 Uhr

Fertig machen zum Feiern: Blondschopf Robert Pallasch und Doppeltorschütze Marcel Walter (li.) in der Mitte des Lohbrügger Teamkreises. Foto: Knötzsch

Kaum hatte er seine Spieler um sich versammelt, da wurde Elvis Nikolic nach dem Landesliga Hansa-Spiel des VfL Lohbrügge gegen den SV Nettelnburg-Allermöhe (Hier gibt's den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) laut. Nein, nicht etwa, um seine Elf nach dem Auftritt vor dem 62 Zuschauern am Binnenfeldredder zu tadeln. Vielmehr war es der eine Teil des Lohbrügger Trainerduos höchstselbst, der den Jubel nach dem 4:1-Erfolg eröffnete. Wer wollte ihm dies auch verdenken, hatte der VfL da doch soeben den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz vollbracht. 

„Männer“, schrie Nikolic voller Inbrunst in den Teamkreis, „wir wollten diesen zweiten Platz die ganze Zeit. Jetzt haben wir ihn. Und jetzt geben wir ihn auch in den letzten beiden Spielen nicht mehr her.“ Die Stimme des Übungsleiters wurde noch einmal lauter und überschlug sich fast: „Uns ist egal, was die anderen machen. Wir gucken nicht auf die Ergebnisse der Konkurrenz. Wir wollen einfach noch zwei Mal gewinnen – und das schaffen wir“ rief Nikolic. Kaum hatte er es ausgesprochen, übergab er das Kommando an Robert Pallasch. Und der gab dann in der Mitte stehend den „(Sieges-)Party-Pallasch“ – allerdings nicht allein. 

Nikolic: „Wir sind ohne Ende glücklich, dass wir Marcel haben“

Glückwunsch, Junge: VfL-Coach Elvis Nikolic umarmt den zweifachen Torschützen Marcel Walter (li.), daneben freuen sich Co-Trainer Marko Schultz und Trainer Sven Schneppel (re.). Foto: Knötzsch

Neben dem Blondschopf stand Marcel Walter. Pallasch legte den Arm um den Stürmer, der seit Oktober 2018 zum Kader der Lohbrügger zählt, aber erst seit Jahresbeginn auch für seinen neuen Verein spielberechtigt ist, und intonierte Marcel Walter-Sprechchöre, in die seine Mitspieler schließlich einstimmten. Die Lobeshymnen auf den Offensivmann mit der weißen Nummer 28 auf dem Rücken des blauen Lohbrügger Trikots – sie kamen nicht von ungefähr. Mit zwei Treffern hatte Walter den VfL auf die Siegstraße gebracht. Zunächst leitete er Tor Nummer eins selbst ein, indem er Oliver Franz unter Druck setzte und zum Fehler zwang. Javad Gurbanian nutzte dies schließlich. Er spielte Doppelpass mit Walter und dieser vollendete (27.). Beim zweiten Treffer spielte Domagoj Bozic aus der eigenen Hälfte einen sagenhaft genauen Pass auf Walter, der links unten zum 2:0 einschoss (52.). 


Damit war die kurzzeitige Ordnung, die der SVNA nach der Pause zu finden schien, wieder dahin. Die logische Folge: Lohbrügge legte doppelt nach. In Person von Ozan Gencel, der erst einen klugen Querpass vorm Tor von Walter nutzte (81.) und dann in der Schlussminute den Ball über SVNA-Keeper Fynn Körner zum Endstand in die Maschen hob. Zwischenzeitlich hatte Masehullah Satari den Ehrentreffer für den Gast markiert (88.). „Marcel ist ein überragender Stürmer mit super Qualitäten. Er war leider noch verletzt. Aber immer, wenn er kam, hat er getroffen – egal ob gegen Hamm oder letzte Woche. Er hat seine Fähigkeiten schon in der Vorbereitung angedeutet“, stimmte auch VfL-Coach Nikolic in den Lob-Kanon auf Angreifer Walter ein, der in der A-Jugend für Weder Bremen spielte (unter anderem mit den jetzigen Profis Maximilian und Johannes Eggestein): „Auch dort hat er geknipst. Wir sind ohne Ende glücklich, dass wir ihn haben“ so Nikolic, der nach dem Match zugab, „irgendwie ganz entspannt gewesen“ zu sein.

Andrade: „Hätten auch 0:12 verlieren können – Hauptsache, Philipp geht's gut“

Konsterniert am Boden: SVNA-Schlussmann Fynn Körner (re.), der vier Mal den Ball aus dem Netz holen musste. Foto: Knötzsch

„Ich habe es schon in der Halbzeit gesagt: Manchmal kommst du als Trainer zum Spiel, du bist angespannt und dir ist kotzübel. Heute hatte ich einen absoluten Ruhepuls, habe mir sogar kurz vorm Spiel noch eine Wurst gegessen – weil ich wusste, dass wir gewinnen. Das hat man schon in der Trainingswoche gespürt. Die Jungs waren richtig konzentriert. Unser Sieg war verdient“, erklärte Lohbrügges Coach nach dem Spiel und ergänzte: „Darüber und über den zweiten Platz freuen wir uns. Wir haben immer gesagt: Wir sind die Jäger. Jetzt haben wir Hamm eingeholt und wollen da bleiben. Wir bleiben auf dem Kurs, dass wir gucken, was passiert. Ich glaube, wir sind immer noch die beste Rückrunden-Mannschaft und haben uns extrem stabilisiert. In der Hinrunde hätten wir in so einem Spiel noch zwei Rote Karten bekommen. Wir sind disziplinierter geworden, aber auch, wenn es sehr gut passt im Moment: Wir können noch besser werden.“ Apropos besser werden – das war ein Umstand, von dem Daniel Andrade-Granados die nahezu gesamten 90 Minuten hoffte, er möge bei seiner Mannschaft eintreten.


„Man hat über 90 Minuten nur sehr selten gemerkt, dass wir das Spiel für uns entscheiden könnten. Wir hatten eine kurze Phase von ein paar Minütchen, wo man denken konnte, dass der SVNA im Spiel ist. Aber die war genauso schnell wieder weg, wie sie kam“, konstatierte der Trainer der Gäste, dem es „ganz wichtig ist, zu sagen, dass nicht unsere Abwehr allein das Spiel verloren hat, sondern die ganze Mannschaft. Und das sehr deutlich, weil wir an all die Dinge, die wir uns vorgenommen haben, nicht rangekommen sind. Das ist eine sehr verdiente Niederlage. Ob wir am Ende mit 1:3 oder 1:4 verlieren, ist egal. Lohbrügge hat die ganze Zeit das Gefühl vermittelt, dass sie gewinnen wollen.“ Neben der Niederlage war da aber noch etwas anderes, was „DAG“ schmerzte: das „Aus“ von Philipp Sander, der nach einem Duell mit Sandjar Ahamdi mit einer Verletzung am Knie schon vor der Pause runter musste: „Das Spiel ist mir total egal. Aus meiner Sicht war das ein sehr rüdes Einsteigen. Philipp ist jetzt im Krankenhaus. Von mir aus hätten wir auch 0:12 verlieren können Hauptsache, Philipp geht es gut“, schloss Andrade-Granados sein Statement.

Jan Knötzsch