„Ich bin fassungslos ob der Einstellung einiger Spieler!“

Victoria vermöbelt Süderelbe nach Strich und Faden

05. November 2016, 00:00 Uhr

Während Danial Jadidi (M.) doppelt traf und auch Vincent Boock (li.) einen Torerfolg bejubeln durfte, war die Stimmung bei Vedat Düzgüner deutlich gedrückt. Foto: noveski.com/Bode

Um die Darbietung des FC Süderelbe kurz und kompakt auf den Punkt zu bringen, reicht ein Beispiel aus: es lief die 89. Spielminute an der Hoheluft, als Samuel Louca rechts im Victorianer Strafraum relativ viel Platz hatte und den Abschluss hätte suchen können, wenn nicht gar müssen. Stattdessen entschied sich der Leistungsträger der „Kiesbargler“ für den Pass in den Rücken der Vicky-Defensive, wo jedoch weit und breit nicht einer seiner Mitspieler in der Nähe stand. Vielmehr spielte er den Ball genau in die Füße des eingewechselten Luca Ernst, der wenige Augenblicke später mit seinem Schuss aus der zweiten Reihe den Endstand von sage und schreibe 7:0 für den SCV herstellte!

Fand nach dem Spiel klare Worte: Süderelbe-Coach Olaf Lakämper. Foto: noveski.com/Bode

Süderelbe-Coach Olaf Lakämper war hinterher verständlicherweise alles andere als „amused“ über den Auftritt seiner Mannen, fand klare Worte: „Das war eine eklatant hohe Niederlage und unser mit Abstand schwächster Saisonauftritt. Wir haben überhaupt keinen Zugriff gefunden, unser gesamtes Defensivverhalten war mehr als mangelhaft.“ Diesen Ausführungen ließ Lakämper kurz darauf folgende Sätze folgen: „Wir waren kein adäquater Gegner, das war keine Mannschaftsleistung. Ich bin fassungslos ob der Einstellung einiger Spieler. Das war ein Rückfall in eine Phase zu Beginn der Saison.“ Während am Kiesbarg nach diesem leidenschaftslosen Auftritt die Alarmglocken schrillen dürften, fiel „die Reaktion“, von der Jasko Bajramovic nach dem enttäuschenden 3:3 gegen Buxtehude sprach, mehr als nur positiv aus. „Wir haben einfach hochkonzentriert gespielt über 90 Minuten, keine Torchance zugelassen und mehr oder weniger fast alle Dinger selbst gemacht. Dann spielst du auch erfolgreich“, meinte Victorias Torjäger Marius Ebbers.

Ebbers schnürt Hattrick

Jubeln durfte der SC Victoria in einer Tour. Foto: noveski.com/Bode

Der „Sturmstar“ präsentierte sich nach seiner Rückkehr ins Team gleich mal wieder in Torlaune und knipste dreifach: erst eröffnete der Ex-Profi – nach verhaltenem Beginn beider Teams – den munteren Torreigen in Folge eines wunderbaren Sololaufs von Luis Hacker (11.). Dann erhöhte er kurz vor der Pause freistehend aus 14 Metern nach Boock-Zuspiel ins rechte untere Eck (41.), ehe „Ebbe“ in der 78. Minute das halbe Dutzend vollmachte, als er FCS-Keeper Dennis Lohmann aus nahezu unmöglichem Winkel überwand. Wieder leistete Boock die Vorarbeit. Den Bajramovic-Schützlingen wurde das Toreschießen an jenem Abend denkbar leicht gemacht: so konnte beispielsweise Danial Jadidi nach Nikroos langem Ball und Boocks Hereingabe von der Grundlinie – zuvor gewehrte ihm sein Gegenspieler nur Geleitschutz – ohne jegliche Gegenwehr zum 2:0 einköpfen (29.). Genauso unbedrängt durfte Vincent Boock wenig später aus circa 22 Metern Maß nehmen und den Ball im linken unteren Eck einschlagen lassen (39.). Der „Blondschopf“ war an vier der sieben Buden seines Teams direkt beteiligt!

„Wir wollen euch kämpfen sehen!“

Ex-FCS-Akteur Felix Schuhmann (re.) spendet Vedat Düzgüner Trost. Foto: noveski.com/Bode

Nach Wiederanpfiff ging es genau so weiter. Süderelbe wirkte leblos, die mitgereisten Anhänger skandierten kurz vor dem Seitenwechsel sogar lautstark: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ Vicky hatte indes ganz leichtes Spiel. „In der Halbzeit habe ich der Mannschaft gesagt, dass wir rausgehen müssen, dem Gegner keinen Funken Hoffnung geben und keine Zufriedenheit einkehren lassen dürfen“, erklärte Bajramovic hinterher. Schmids Hereingabe von links konnte El-Nemr zwar noch nicht, dafür aber Jadidi im FCS-Gehäuse unterbringen (59.). Nachdem Ebbers seinen dritten Treffer markierte, sorgte eingangs erwähnter Luca Ernst für den Schlussakkord (90.). „Ich fand die ersten 20 Minuten noch recht ausgeglichen, mit dem 1:0 stieg bei uns die Sicherheit und das Selbstbewusstsein. Auch die Art und Weise der Tore war wirklich schön anzusehen“, zeigte sich Bajramovic überaus zufrieden. Vor allem bei Manager Jean-Pierre Richter, der den FCS in die Spitzengruppe der Oberliga führte und vergangene Saison als Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde, dürfte ein Stück weit Genugtuung mitschwingen. Während Felix Schuhmann die vollen 90 Minuten durchspielte und Marcel Rodrigues in Minute 66 eingewechselt wurde, fehlten die Bergmann-Brüder gegen ihren Ex-Club verletzungsbedingt.

Letzter Dreierpack? „Wahrscheinlich war das gegen Lurup“

Beim Team stimmte derweil vor allem die Einstellung – und das, nachdem man in der Vorwoche in Überzahl gegen Schlusslicht Buxtehude eine 3:0-Führung aus der Hand gab. „Auch wenn ich nicht dabei war: das Spiel war ja das beste Beispiel dafür, dass man jeden Gegner ernst nehmen muss. Deshalb kann man nicht von einem standesgemäßen Sieg sprechen. Im Gegenteil. Wir müssen jetzt in den nächsten Wochen an diese Leistun anknüpfen“, so Hattrick-Schütze Ebbers, der sich gar nicht mehr so genau an seinen letzten Dreierpack erinnern kann. „Wahrscheinlich war das gegen Lurup. Mir ist es primär nicht so wichtig, wie viele Tore ich schieße. Natürlich freut man sich als Stürmer darüber, aber hätten wir heute 4:0 gewonnen und ich hätte kein Tor gemacht, wäre es auch schön gewesen – zwar nicht ganz so schön wie jetzt, aber auch okay.“

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