Testspiel

Nach „ganz mieser Vorbereitung“ und vor Dassendorf: Sasel im Standard-Rausch!

24. Januar 2024, 12:30 Uhr

Deran Toksöz erzielte einen Treffer nach einem kurz ausgeführten Freistoß selbst und bereitete das Führungstor per Freistoß vor. Foto: noveski.com

In allererster Linie sei es wichtig, „dass man jetzt endlich mal wieder reinkommt, die Pille am Fuß hat und so ein bisschen Struktur reinbekommt“, erklärte Marco Stier nach einer einzigen Trainingseinheit und dem ersten (!) Spiel seit Ende November (Highlights im LIVE-Ticker). „Nach so einer Hinrunde mit derart großem Verletzungspech hat man sich auf die Winter-Vorbereitung gefreut und vorgenommen, mit deutlich mehr Spielern ein paar mehr Inhalte einzustudieren. Und dann sowas – das habe ich noch nie erlebt“, monierte Stier, der jahrelang als Trainer in Bayern unterwegs war, „wo eigentlich nochmal ein ganz anderer Winter herrscht. Aber selbst dort war es niemals so wie hier. Das war wirklich eine ganz miese Vorbereitung!“

Die gleiche Ausbeute wie Deran Toksöz hatte Benjamin Dreca (Mi.) zu verzeichnen: Ein (Freistoß-)Tor und ein Assist standen für den Stürmer der Saseler zu Buche. Archivfoto: noveski.com

Als Lukas-Gabriel Kourkis kurz vor Ultimo eine Freistoß-Flanke von Nico Zankl zum 5:1-Endstand für die Gäste vom Parkweg im Test beim SC Condor in die Maschen nickte, drehte sich sein Trainer Marco Stier bei strömendem Regen an der Seitenlinie zu seiner Bank um und witzelte: „Dassendorf muss richtig Angst vor unseren Standards haben“, huschte ihm ein breites Grinsen über das Gesicht. „Wenn wir das jetzt auch noch trainieren würden“, scherzte Torwart-Trainer Holger Sander postwendend. Und selbst Condor-Coach Luka Maras fragte sich mit einem Augenzwinkern beim obligatorischen Abklatschen mit Trainer-Kollege Stier nach dem Schlusspfiff: „Wie konntet ihr denn die ganze Zeit Standards trainieren, wenn die Plätze gesperrt waren?“

"Habe es vorher auf die Tafel geschrieben, dass ich ein Standardtor sehen will"

Denn: Beim 5:1-Erfolg am Berner Heerweg erzielte der amtierende Hamburger Meister alle Tore nach ruhenden Bällen. „Im Großen und Ganzen ist man zufrieden und glücklich, dass man auch mal ein paar Standardtore gemacht hat. Das gibt Selbstvertrauen. Aber mehr war es auch nicht“, wollte Stier eben jenen Umstand nicht allzu hoch hängen, fügte aber dennoch an: „Wir haben bisher wenige Standardtore gemacht, weil wir eigentlich nur kleine Spieler haben. Dementsprechend war es eher Zufall. Wir haben es auch nicht trainiert – konnten wir ja gar nicht. Aber ich habe es vorher auf die Tafel geschrieben, dass ich ein Standardtor sehen will. Dass es jetzt gleich Fünf geworden sind, freut mich natürlich umso mehr“, so Stier.

Sasel bejubelt fünf Standardtore

Lukas Kourkis erzielte die letzten beiden Saseler Treffer - natürlich nach ruhenden Bällen. Archivfoto: noveski.com

Den Anfang machte Marius Mohr per Kopf nach einem Freistoß von Deran Toksöz (16.). Benjamin Dreca verdoppelte die Führung mit einem herrlichen 23-Meter-Freistoß in den linken Giebel (30.). Mit einem einfachen „Bauerntrick“ düpierten Toksöz und Dreca die Condor-Defensive bei einem Freistoß nach der Pause. Ersterer führte kurz aus, Dreca legte von links für den eingerückten Toksöz wieder quer – und dieser vollstreckte (55.). Treffer vier und fünf erzielte der eingewechselte Kourkis: Erst nach einer Ecke von Mohamed Khalil (62.), dann per Kopf nach einem Zankl-Freistoß (89.). Das hochverdiente Ehrentor für die Farmsener besorgte Milos Ljubisavljevic mit einem satten Distanzschuss (84.).

Condor-Coach Maras lobt sein Team

„Ich finde, wir haben ein richtig geiles Spiel gemacht. Gegen den Oberliga-Meister so zu spielen, wie wir es gemacht haben, ist schon sehr gut“, befand Condor-Coach Maras trotz der deutlichen Niederlage. „Wir sind unserer Linie treu geblieben und haben hintenraus gespielt. Man hat selten gesehen, dass wir das Ding nur lang gehauen haben. Wir haben unseren Stiefel durchgezogen. Das ist auch die klare Ansage. Wir standen kompakter als in der Hinrunde und haben aus dem Spiel heraus ja gar nichts zugelassen.“ Aber: „Natürlich ärgern einen diese fünf Standard-Gegentore, was größtenteils auch daran gelegen hat, dass Sasel einfach mit der Erfahrung die abgewichstere Mannschaft ist, und bei uns Leute gefehlt haben, die dann einfach die Zuordnung gemacht hätten“, sprach er unter anderem auf das Fehlen von Abwehrchef Ken Niederstadt an.

"Natürlich ist das alles andere als optimal"

Milos Ljubisavljevic sorgte mit einem sehenswerten Distanzschuss für den Ehrentreffer der "Raubvögel" beim 1:5 im Test gegen den Hamburger Meister. Archivfoto: noveski.com

„Aber an sich kann man mit dem Auftritt richtig zufrieden sein“, bilanzierte Maras. Wenngleich er auch konstatierte: „Natürlich nervt das, wenn da am Ende fünf Dinger stehen, weil jeder, der jetzt nur das Ergebnis sieht, denken wird: Sasel hat Condor standesgemäß abgeschossen. Aber ich fand, dass das gar nicht so war. In meinen Augen hatten wir sehr dominante Phasen mit viel Ballbesitz. Aber Fußball ist nun mal ein Ergebnissport.“ Daran konnten auch die ehemaligen Saseler Timo Adomat und Marko Tadic, der freistehend die größte Chance vergab, letztlich nichts ändern.

Stiers Fazit: „Natürlich hat es hier und da noch etwas gehapert. Aber das war für den ersten Auftritt schon in Ordnung. Wenn man irgendwann durchwechselt, wird es natürlich etwas wilder“, brachte er nach 55 Minuten unter anderem drei A-Jugendliche. Ein Training auf dem Platz, ein Testspiel – und am Sonntag wartet bereits der Pflichtspielstart. Nicht gegen irgendwen, sondern gegen Serienmeister TuS Dassendorf. „Natürlich ist das alles andere als optimal. Aber das geht fast allen Mannschaften so. Man darf aber nicht vergessen, dass wir nur Amateurfußballer sind. Das ist schon ein gesundheitliches Risiko. Zumal auch gerade wieder eine größere Grippewelle rollt. Ich hoffe, dass wir da gut rauskommen. Weil wir ohnehin schon so viel Pech mit verletzten Spielern hatten, mache ich mir diesbezüglich die größten Sorgen.“

Autor: Dennis Kormanjos