Pinneberg lernt schnell, dankt BU, düpiert Vicky und ist Spitze!

Zwei Trainer mit völlig unterschiedlichen Meinungen

18. April 2015, 18:27 Uhr

Das 1:0 vorbereitet, die Entscheidung höchstselbst besorgt: Flemming Lüneburg (r.) war Pinnebergs Matchwinner. Vickys Dennis Thiessen (l.) wirkt konsterniert. Foto: noveski.com!

Reihenweise stolperten die Meisterschafts-Favoriten auf unterschiedlichste Art und Weise. Nutznießer war der VfL Pinneberg, der seine Spiele konstant gewann und plötzlich von ganz oben grüßte. Nun wurde der Titel auserkoren - unter dem Motto: wenn die Anderen nicht wollen, dann nehmen wir die Schale gerne mit. In den letzten fünf Spielen sprangen für die Fischer-Kicker allerdings nur zwei Pünktchen heraus. Erneut wurde der VfL mehr oder weniger abgeschrieben - wieder wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Nach dem 2:0-Erfolg beim SC Victoria ist Pinneberg nämlich wieder "on Top of the Mountain"!

Für den Gastgeber bedeutet die Niederlage den nächsten herben Dämpfer, was die Regionalliga-Ambitionen anbetrifft! Coach Lutz Göttling musste sich auf der anschließenden PK „erstmal sammeln“, wie er selbst sagte, um anzufügen: „In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel und den Gegner total beherrscht, richtig guten Fußball gespielt und uns vier, fünf sehr gute Chancen herausgespielt.“ Dass der SCV die Partie im Griff hatte, stimmt ohne weiteres. Dies lag aber auch daran, dass sich Pinneberg zunächst weit zurück zog. Wo Göttling allerdings die „vier, fünf sehr guten Chancen“ gesehen haben will, bleibt sein Geheimnis. Seine Schützlinge begannen in der Tat äußerst schwungvoll und hätten nach einer Viertelstunde, als Sascha Richert den nach einem blitzschnell ausgeführten Freistoß durchstartenden Jan-Ove Edeling klar ersichtlich am Trikot zu Boden riss, einen Elfmeter bekommen müssen! Ansonsten hatte man zwar viel Ballbesitz, bis auf zwei Abschlüsse von Edeling (10., 32.), wovon Zakaria Chergui, der erst um zwölf Uhr am Mittag von seinem Einsatz erfuhr, letzteren hervorragend entschärfte, jedoch keine nennenswerten Tormöglichkeiten.

Allein gelassener Reibe stellt Spielverlauf auf den Kopf

Tobias Grubba (r.) ist das erste Mal überwunden. Pinnebergs Steffen Maaß (l.) reckt die Arme in die Höhe. Foto: noveski.com!

Die Fischer-Elf verließ sich aufs schnelle Umschaltspiel und hatte nach einer guten halben Stunde sogar die Führungschance, als Jan-Philipp Zimmermann nach einem Lüneburg-Eckball Tobias Grubba zu einer Glanztat zwang. Zu Beginn der zweiten 45 Minuten nahm die spielerische Dominanz der Hausherren immer mehr ab. Flemming Lüneburg setzte mit seinem Schuss aus halbrechter Position, der nur knapp am langen Eck vorbei segelte, ein erstes Ausrufezeichen, ehe abermals Lüneburg dem nun einschläfernden Spiel einen entscheidenden Wendepunkt gab. Nach seinem Freistoß aus dem linken Halbfeld fühlte sich kein Victorianer für Thorben Reibe zuständig, der ungehindert am zweiten Pfosten ins kurze Eck einschieben konnte (60.)! Vicky war nun kurzzeitig völlig von der Rolle, das auch Göttling bemerkte und mit Cem Cetinkaya und Babis Sidiropoulos zwei frische Offensivkräfte brachte. Die Devise war nun klar: lang und weit auf Ebbers!

Die Schluss-Offensive des einzigen Hamburger Regionalligaanwärters begann mit einem Kopfball von Ebbers nach einer Schulz-Ecke – doch dieser strich am langen Pfosten vorbei (75.). Es folgten zwei Riesenchancen zum Ausgleich durch den eben erst eingewechselten Cetinkaya, der nach Ebbers‘ Kopfballverlängerung freistehend am bärenstarken Chergui scheiterte (78.), ehe Sidiropoulos nur Momente darauf das Außennetz traf (79.). Der SCV versuchte es, fand nun aber kein Durchkommen mehr und wurde 120 Sekunden vor Ultimo ein zweites Mal eiskalt erwischt: Sören Badermann bediente Lüneburg, der von halblinks blank vor Grubba auftauchte und ganz überlegt flach ins lange Eck zur Entscheidung einschoss (88.)! Bezeichnend für das Spiel der Göttling-Mannen: in der zweiten Minute der Nachspielzeit konnte Chergui einen Ebbers-Schuss nicht festhalten. Der Ball fiel Cetinkaya vor die Füße, doch dieser schaffte das fast Unmögliche und musste sich Cherguis unglaublichem Reflex aus vier Metern beugen. Im dritten Anlauf war es schließlich Torben Wacker, der das Leder weit über den Kasten des Pinneberger Schlussmannes drosch – Schluss!

„Niederlage ist eine ganz bittere Nuss!“

In der Schlussphase hielt Zakaria Chergui seinen VfL mit einigen guten Taten die Führung fest. Foto: noveski.com!

Im Verlaufe des zweiten Spielabschnitts lieferten sich Lutz Göttling und Michael Fischer einige verbale Wortduelle an der Seitenlinie. Die Glückwünsche zum Sieg blieben auf der turnusmäßigen PK aus. Stattdessen stand der Frust über die Pleite dem SCV-Zepterschwinger noch ins Gesicht geschrieben. „Wir haben bis zu dem 0:1 nach einer Stunde nicht eine Chance aus dem Spiel heraus zugelassen, bei der Tobi Grubba eingreifen musste. Diese Niederlage ist eine ganz bittere Nuss!“ Gewohnt cool gab sich hingegen Fischer, der sich beim Gegner aus der Vorwoche, dem HSV Barmbek-Uhlenhorst (1:3), für „den Anschauungsunterricht in Sachen Effektivität“ bedankte und zudem anmerkte: „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Truppe, wir haben immer wieder gefährliche Nadelstiche gesetzt. Nachdem ich im Hinspiel (3:0, Anm. d. R.) auf Teneriffa war und mir gesagt wurde, dass das Spiel durch Standards entschieden wurde, war das heute nicht großartig anders. Vom Spielverlauf her war der Sieg vielleicht schmeichelhaft, aber das interessiert keinen Menschen!“

„Klar wollen wir Meister werden!“

Vickys Kapitän Marcus Rabenhorst zeigte sich weniger zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft als sein Coach. „Wir kommen einfach nicht zwingend genug in die Situationen rein, da hatte uns der Gegner heute etwas voraus. Deshalb geht der Sieg auch völlig in Ordnung. Marius hat vorne viele lange Bälle bekommen, aber wir antizipieren überhaupt nicht in Richtung zweiter Ball, obwohl es zig Mal angesprochen wurde. Ich glaube, ‚Ebbe‘ hat 90 Prozent aller Bälle festgemacht, aber wenn dahinter keiner einläuft, kann er sie schwer selber reinmachen. Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht.“ Durch den Erfolg ist Pinneberg zumindest bis zum Sonntagnachmittag wieder Primus im Hamburger Oberhaus und das soll auch so bleiben. „Ich habe die Jungs gefragt, ob wir nach zwei Punkten aus den letzten fünf Spielen in den verbleibenden Partien nochmal volle Pulle gehen oder einfach rumeiern wollen. Wir haben nur noch eine Chance, dafür brauchen wir mindestens 13 Punkte aus den letzten fünf Spielen und selbst dann müssen wir gucken, was die Konkurrenz macht. Wir wollen uns aber nicht im Nachhinein nachsagen lassen, dass am Edne mehr drin gewesen wäre. Von daher: Klar wollen wir Meister werden!“

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