HOLSTEN-Pokal

„Raubvögelchen“ beißen wieder zu: „Underdog“ kegelt nächsten Bezirksligisten raus!

16. Februar 2020, 19:18 Uhr

Der SC Condor II feierte den Einzug ins HOLSTEN-Pokal-Halbfinale und kegelte den nächsten höherklassigen Kontrahenten aus dem Wettbewerb. Foto: Kormanjos

Im Jahr 2018 war er noch Feldspieler und sogar Kapitän, als der SC Condor II den HOLSTEN-Pokalsieg einfuhr. Inzwischen ist Denis Friedrich der starke Mann an der Seitenlinie der "Raubvögel-Reserve" - und peilt mit dem Team in neuer Funktion den abermaligen ganz großen Wurf an. Die Chancen stehen jedenfalls nicht schlecht. Denn durch den 4:1-Erfolg gegen den klassenhöheren SC Vier- und Marschlande II (alle Highlights im LIVE-Ticker) steht die Condor-Zweite schon mal im Halbfinale. "Wir haben als Underdog einen Bezirksligisten rausgeworfen - den zweiten in Folge. Natürlich sind wir sehr zufrieden", strahlte Friedrich nach dem Coup seiner Schützlinge, die gleich dreifache Unterstützung aus der Liga-Mannschaft erhielten...

Torhüter Joao Victor Teixeira, "Strippenzieher" Tyrone Aboagye und "Flügelflitzer" Edmund Saß: Drei Akteure, die eigentlich dem Landesliga-Kader des SC Condor angehören, am Sonntagvormittag jedoch zum Aufgebot der Zweitvertretung beim HOLSTEN-Pokal-Viertelfinale gegen den SC Vier- und Marschlande II gehörten - und einen am Ende nicht gerade kleinen Anteil daran hatten, dass der SC Condor II den "Deichkickern" das Nachsehen gab. Während Aboagye die "Raubvögelchen" per Freistoß vom rechten Strafraumeck in Führung brachte (25.), das 2:0 von Miguel Patrick Marcus vorbereitete (49.) und mit einen leicht abgefälschten Schuss aus 13 Metern auch noch den Treffer zum 4:1-Endstand markierte (88.), gelang Saß mitten in die Drangphase der Gäste hinein - nach einem dicken Bock von SCVM II-Keeper Janik Mahr - das zwischenzeitliche 3:1 (81.). "Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht", befand Condor II-Coach Denis Friedrich, dessen Elf im ersten Abschnitt "deutlich besser" war, es aber "verpasst" habe, wie er meinte, "das Zweite oder Dritte zu machen". Vom Gegner kam zu diesem Zeitpunkt kaum etwas. "Das hat mich schon gewundert", gestand Friedrich. "Ich habe mir schon gedacht, dass das ein Team ist, was über die Einheit kommt - so klassisch 'Dorf-Verein' halt. Aber letztendlich war ich schon ein bisschen erschrocken, was da kam", fügte er an. "Dafür kam dann in der zweiten Halbzeit das, was wir uns erwartet haben. Sie sind noch physischer geworden, haben mehr mit langen Bällen agiert und noch mehr Wille gezeigt. Aber die Jungs haben gut dagegen gehalten - auch wenn wir eine kurze Phase hatten, wo wir ein bisschen geschwommen sind."

„Die Jungs sind ab Minute 60 langsam ins Pumpen gekommen“

Auch Liga-Leihgabe Edmund Saß (Mi.) hatte mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 entscheidenden Anteil am Weiterkommen der „Raubvögel-Reserve“. Foto: Kormanjos

Genau in diese Phase hinein gelang dem Bezirksligisten das 1:2 durch Joshua Mülter, der Teixeira nach einer Rechtsflanke von Luca Hagen Klingler aus kurzer Distanz keine Abwehrchance ließ (67.). Es folgten zwei Szenen, die das Spiel gegen nun müde wirkende Hausherren hätte kippen lassen können: Zunächst vollbrachte Lucas Richardt das große Kunststück, den Ball aus vier Metern an die Latte zu befördern (71.), ehe Alexander Behrens völlig freistehend an Teixeira scheiterte (79.). Im direkten Gegenzug sorgte ein langer Ball, bei dem Mahr keine glückliche Figur abgab, für das vorentscheidende 3:1. So schnell kann das im Fußball gehen! "Sie haben den Druck erhöht und zurecht den Anschlusstreffer gemacht", gestand Friedrich. "In der Phase haben wir ein bisschen Glück gehabt, dass wir nicht das 2:2 kassieren." Man habe "gemerkt, dass die erste Halbzeit enorm viel Kraft gekostet hat und die Jungs ab Minute 60 langsam ins Pumpen kamen", so der Trainer des Kreisligisten. "Mit dem Anschlusstreffer gingen dann auch die Köpfe ein bischen runter - da merkt man erst recht die schweren Beine. Gerade wenn man dann weiter unter Druck ist. Aber wir haben noch zwei Wochen bis zum Saisonstart und können noch nicht bei 100 Prozent sein." Gerade deshalb habe es ihm "Spaß gemacht, den Jungs zuzugucken. Sie haben sich das heute verdient!"

Viele zweifelhafte Entscheidungen: Schiedsrichter im Blickpunkt

Daraus machte auch Olcay Günay keinen Hehl. Der Übungsleiter der lange völlig zahnlos agierenden "Roten Teufel" erkannte den verdienten Sieg der Condoraner neidlos an, sprach aber dennoch von einer "großen Enttäuschung" - und meinte weiter: "Die Leistung vom Schiedsrichter mal hinten angestellt, hatten wir beim Stand von 2:1 im Eins-gegen-Eins die Chance auf den Ausgleich. Wenn man den macht, hätte es ganz anders ausgesehen." So sehr sich Günay auch zurücknahm, lautstark Kritik an Schiedsrichter Hesam Mirzababaei zu äußern, so berechtigt war sie: "Wenn der Schiedsrichter uns so gesehen zwei Stück einschenkt, mir vor dem ersten Gegentreffer noch bestätigt, dass es kein Foulspiel war, den Freistoß aber gibt, dann weiß ich echt nicht, was ich dazu sagen soll. Deshalb ist die Enttäuschung natürlich groß, denn wir hatten das klare Ziel, wirklich mal ins Finale zu kommen." Vor dem 0:1 traf Mario Timmann bei seinem Tackling gegen Marcus den Ball. Dennoch gab es Freistoß für die Hausherren. Noch viel deutlicher und sauberer klärte Lucas Richardt vor dem ruhenden Ball, der letztlich zum 0:2 führte, eine Situation abermals gegen den flinken Marcus. Doch erneut ahndete der Unparteiische ein Vergehen, das es in dem Fall überhaupt nicht gab. 180 Sekunden vor Ultimo drückte Mirzababaei nach einem harmlosen Foulspiel Marcus die Ampelkarte auf (87.), ehe er vor dem 4:1 der Farmsener - in Unterzahl - ein vorausgegangenes Tackling eines Condoraners im Mittelfeld übersah. Bitter für die Gäste!

„Das Ziel ist jetzt das Finale!“

Vier- und Marschlandes Pascal Stut (li.) beim Einwurf. Letztlich konnte auch er das Ausscheiden seiner Elf nicht verhindern. Foto: Kormanjos

Nichtsdestotrotz bilanzierte ein sportlich-fairer Günay: "Sie haben auf jeden Fall verdient gewonnen." Man habe die "einmalige Chance" gehabt, "aber es hat leider nicht gereicht", stellte er ernüchternd fest. "Wir sind sehr schlecht gestartet. Was Condor in der ersten Halbzeit gemacht hat, das wollten wir eigentlich machen", ehe er erklärend ausführte: "Wir sind nicht richtig ins Pressing gekommen, haben zu viele Lücken im Zentrum gehabt und es nicht kompakt bekommen. Das wurde in der zweiten Halbzeit besser. Wir machen den Anschlusstreffer, haben die Möglichkeit zum Ausgleich - und haben natürlich gehofft, den Aufwind mitnehmen zu können. Wir haben auch weiter Druck aufgebaut, aber nach dem dritten Gegentor war die Luft bei uns raus." Ganz anders war natürlich die Gemüts- und Stimmungslage auf der anderen Seite: „Das Ziel ist jetzt das Finale“, machte Friedrich keinen Hehl aus den Ambitionen. „Wenn man im Halbfinale steht, dann gibt’s ja nur das Finale. Mal gucken, wer als Nächstes kommt.“ Fakt ist, dass am kommenden Wochenende beim Landesliga-Aufeinandertreffen zwischen BU II und Niendorf II „ein Favorit definitiv rausfliegt“. Das wird die Chancen des SC Condor II nicht gerade verringern. „Als Spieler habe ich das Ding geholt, jetzt als Trainer will man das natürlich nochmal schaffen!“, hofft Friedrich auf das „Double“.

Spieler und Verantwortliche des SC Condor II feiern den Sieg und den Einzug ins HOLSTEN-Pokal-Halbfinale

Autor: Dennis Kormanjos