Bezirksliga Ost

Rogowskis „Rasselbande“ rockt: „Die sind eine Spitzenmannschaft und ein Jahr weiter als wir“

SCVM spielt erst gut, doch dann zieht ein Elfer den Gästen in Wentorf den Stecker

19. Oktober 2019, 00:09 Uhr

Fertigmachen zum Feiern nach dem Sieg: Die Spieler des SCW tanzen im Teamkreis um ihren Coach Slavec Rogowski (Mitte). Foto: Both

Hauke Harrsen probierte sich als Mutmacher. Es lief die 65. Minute des Spiels zwischen dem SC Wentorf und dem SC Vier- und Marschlande (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker), als der Blondschopf in der Abwehrkette der Gäste kurz laut wurde. „Ein Tor, Männer – dann sieht das Spiel wieder anders aus“, rief der SCVM-Defensivspieler seinen Teamkollegen und wollte sie so anspornen, beim Stand von 0:2 die berühmte Schippe draufzulegen, so dass die Equipe von Thorsten Beyer die Begegnung vielleicht noch einmal drehen, zumindest aber einen Teilerfolg einfahren könnte. Doch daraus wurde nichts: Der SCW setzte noch einen Treffer drauf – und musste sich am Ende dennoch den Vorwurf gefallen lassen, warum auf der Anzeigetafel nicht noch ein paar Tore mehr standen.

„Ja, das kann man schon kritisieren“, sagte auch Slavec Rogowski. „Ich will jetzt nicht erwarten, dass da ein 6:0 oder 7:0 steht, weil das den Jungs vom SCVM gegenüber nicht fair wäre, aber so zwei oder drei Tore mehr aus dem Spiel – und da lasse ich die Standards mal weg – waren schon noch möglich“, konstatierte der Coach der Hausherren und dachte dabei an die vielen guten Einschussmöglichkeiten, die sich den Wentorfern vor allem in der Schlussphase boten, als der SCVM hinten aufgemacht hatte. Eine dieser Chancen hatte Jonas Dwenger – und er nutzte sie nicht. Die Konsequenz: Rogowski drehte sich außen um und rief seinem nicht auf dem Feld stehenden Schützlingen Philip Fröck zu, dass der „diese Wette“ dann ja wohl gewinnen werde. Nach dem Match sorgte Rogowski für Aufklärung: „Ich habe mit Philip gewettet, dass Jonas zehn Saisontore erzielt. Er hat erwidert: 'Hast du den mal gesehen? Der macht keine zehn Tore'. Wenn er keine zehn Treffer erzielt, muss ich Philip ins Wedeler Steakhouse einladen. Diese Wette verliere ich definitiv. Wenn er diesen einen Ball nicht reinmacht, dann auch keinen anderen mehr...“

Am Ende hätte der Sieg bei besserer Chancenverwertung noch höher ausfallen können

Freie Bahn – und der Ball geht doch vorbei: Jonas Dwenger (re.) vergibt eine der vielen Wentorfer Chancen. Foto: Both

Kaum hatte Wentorfs Coach die Aufklärung seines Zwischenrufs zum Besten gegeben, da huschte ein breites Grinsen über sein Gesicht. Es war freilich nicht nur der humoristischen Aktion am Soielfeldrand geschuldet, sondern ganz sicher auch ein Zeichen der Zufriedenheit bei Rogowski. „Wir hatten am Anfang fünf bis zehn Minuten, in denen wir uns schwergetan haben. Danach haben wir dann – ohne dem Gegner irgendetwas absprechen zu wollen – unsere Favoritenrolle erfüllt. Wir haben bis auf einen Schuss in der ersten Hälfte und einen zum Ende nichts zugelassen. Uns ist es gelungen, viele gute Konter zu fahren und uns Möglichkeiten aus dem Spieler heraus zu erarbeiten, aber wir müssen uns noch mehr mit den Toren belohnen“, befand der SCW-Übungsleiter in seiner Analyse und stellte mit Blick auf das Durchschnittsalter seiner „Raselbande“ fest: „Was uns ausmacht ist, dass da 15 Jungs spielen, die zwischen 18 und 20 Jahren alt sind. Einige von denen könnten noch bis zum Ende der Saison in der A-Jugend spielen. Wir sind fit, gut drauf und in der Breite super aufgestellt. Es ist egal, wer von der Bank kam: Er hat das Spiel nicht schlechter gemacht. Die Jungs haben das heute ohne den vermeintlichen König Marc Mauersberger (der Torjäger fehlte, Anm. d. Red.) souverän gemacht.“

Beyer: „Wir sind zu still und haben zu wenig 'Leader' in der Mannschaft“

Voller Körpereinsatz: SCVM-Akteur Ole Dabelow (li.) gibt alles, um im Duell mit seinem Gegenspieler an den Ball zu kommen. Foto: Both

Aber tatsächlich erst nach einer guten Anfangsphase des SCVM, der nach dem 0:1 durch einen von Jan-Lukas Stegen verwandelten Foulelfmeter (31.) so wirkte, als hätte man ihm urplötzlich den Stecker gezogen. Elfmeter Nummer zwei durch Jonas Ebel (49.) und der Treffer von Tim Spreer aus der 66. Minute zogen den Gästen dan endgültig den Zahn. „Die Szene, die zum ersten Elfmeter führt, ist so eine Situation, die der Gegner mit Tempo besser gelöst hat. Warum es anschließend so ist, dass wir nach Rückschlägen nicht den Mumm haben, selbst nochmal richtig zurückzuschlagen – das kann ich mir im Einzelnen noch nicht erklären“, konstatierte Thorsten Beyer dahingehend nach dem Match. „Am Anfang der Saison und in einem Vorbereitungsspiel gegen RW Wilhelmsburg, in dem wir 1:3 hinten lagen, ist uns das gut gelungen. Jetzt wird es, wenn wir in Rückstand liegen, schwer für uns und wir kommen nicht so zurück“, analysierte der SCVM-Coach und begab sich dennoch auf die Suche nach den Ursachen: „Das ist interen Dingen geschuldet. Wir sind zu still und haben zu wenig 'Leader' in der Mannschaft. Da fehlt dann auch das bedingungslose Aufbegehren.“

Rogowski: „Es ist egal, wer von der Bank kam: Er hat das Spiel nicht schlechter gemacht.“

Voller Einsatz: SCVM-Akteur Ole Dabelow (li.) versucht, im Duell mit seinem Gegenspieler an den Ball zu kommen. Foto: Both

Und das ausgerechnet gegen einen Mitkonkurrenten. „Konkurrenten sind die Teams, die um die Plätze acht bis zwölf spielen. Wentorf ist kein Konkurrent für uns – die sind eine Spitzenmannschaft. Die sind ein Jahr weiter als wir – auch in der Art, sich zu präsentieren. Die Wege die sie haben und die Spieliedee, dass sie aus der Tiefe starten und auf Konter setzen – das ist alles schon ausgeprägter als bei uns“, befand SCVM-Coach Beyer in seiner Nachbetrachtung der Begegnung. Eigenschaften, die den SCW vorerst wieder auf den zweiten Rang der Tabelle hinter Primus Ahrensburger TSV gespült haben. „Daran musste ich auch gerade denken, als wir im Kreis standen“, verriet Rogowski. „Wir haben vorher gesagt, dass das Spiel gegen den SCVM für uns ein Sechs- oder sogar Neun-Punkte-Spiel ist, weil die ja noch eins mehr haben als wir. Jetzt beißen wir uns so ein bisschen in den Top Fünf fest. Nach der letzten Saison haben das einige von uns so erwartet, Wir wussten, woran es lag. Wir mussten unser Spiel verändern. Wir waren eine reine Kontermannschaft, so wie der SCVM das heute probiert hat. Am Ende mussten wir umstellen, weil die Gegner gegen uns tiefer stehen. Das hat man auch diesmal gesehen“, schloss der Wentorf-Coach sein Statement.

Jan Knötzsch