Schiri niedergeschlagen! BSV-Sieg von „Fan-Attacke“ überschattet

Polizei- und Krankenwageneinsatz: Dersim-„Anhänger“ schlägt wild um sich

05. September 2015, 00:44 Uhr

Dersim-Kapitän Benny Thiel entschuldigte sich anschließend beim BSV für das Verhalten des "Bekloppten". Foto: noveski.com

Wenn der Fußball zur reinen Nebensache wird: Nach dem Landesliga-Duell zwischen dem Bramfelder SV und Dersimspor war nicht etwa der Sieg des BSV das Hauptgesprächsthema, sondern die Geschehnisse nach Schlusspfiff. „Ich wollte die Jungs gerade zum Kreis zusammenholen und ihnen noch ein paar Worte mitgeben, wie es so üblich ist, auf einmal lag der Schiedsrichter am Boden“, erklärt Bramfeld-Coach Florian Neumann. Ein „Fan“ der Gäste – oder sollte man in diesem Fall eher von einem „Vollbekloppten“ sprechen? – lief auf den Platz, streckte den Unparteiischen nieder, trat anschließend noch auf ihn ein, flüchtete dann und attackierte dabei weitere Leute auf der Anlage – darunter Bramfelds Obmann Matthias Herzberg.

Angesprochen auf die Vorkommnisse, äußert Dersimspors Liga-Manager Serdar Gümüs, der an jenem Abend aufgrund einer privaten Veranstaltung nicht an der Ellernreihe anwesend war, aber von Spielern informiert und unterrichtet wurde, sein tiefes Bedauern. „Wir distanzieren uns komplett von Gewalt und solchen Aktionen – die sind einfach nicht akzeptabel und nicht zu tolerieren! Ich versuche seit Jahren jeden Tag alles in meiner Macht stehende, um den Verein in einem positiven Licht dastehen zu lassen und dann passiert so etwas. Wir sind hier nicht in Texas oder sonst irgendwo, sondern auf dem Fußballplatz. Wir entschuldigen uns für das Vorgefallene in aller Form bei der gesamten Hamburger Amateurfußballgemeinde. Beim Schiedsrichter werden wir dies noch persönlich tun!“

Griese schnürt Doppelpack – Dersim verliert Nerven

Malte Griese entschied das Spiel auf sportlichem Wege per Doppelpack. Foto: noveski.com

Zum Spiel: Dersimspor war das spielerisch überlegene Team – das erste Tor erzielten aber die Hausherren. Malte Griese köpfte einen Freistoß von Carsten Henning zur Führung ein (31.)! Die Gäste aus Harburg drängten auf den Ausgleich, waren einmal im Glück, als Matthias Müller allein auf das gegnerische Tor zusteuerte, aber zu unentschlossen im Abschluss wirkte, abstoppte und quer legen wollte – Chance verpufft! „Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn Dersimspor zur Pause geführt hätte, sie hatten große Chancen“, erklärte selbst Neumann. Der fällige Ausgleich fiel in Minute 68, als „Captain“ Benny Thiel einen Freistoß ins Torwarteck platzierte und die Kugel im Giebel einschlug! Serhat Cayir verpasste die komplette Wende ebenso wie Lamin Jawla, der Bramfelds Schlussmann Patrick Möller bereits umkurvte, aber nur das Außennetz traf. Und so kam es, wie es kommen musste: Matthias Müller mit dem Pass in die Spitze, wo abermals Griese der passende Abnehmer war und Dersim-Fänger Hasan Capa herrlich überloppte (85.)! Damit war der Spielverlauf auf den Kopf gestellt, was den Frust bei der Demir-Equipe steigen ließ.

David Aslan sah aufgrund eines Foulspiels Gelb, meckerte auf den Schiedsrichter ein und bekam gleich den zweiten gelben Karton hinterher (90.)! In der Nachspielzeit wurde Keeper Capa aufgrund eines Schubsers gegen Perz mit glatt Rot des Feldes verwiesen! Die Stimmung war nun so richtig aufgeheizt, Referee Mike Franke (SC Schwarzenbek), der zuvor in einigen Situationen danebenlag, geriet vermehrt in den Fokus. Knapp 20 Zeigerumdrehungen vor Ultimo hätte er Christopher Skalnik nach einer Notbremse gegen Jawla Rot zeigen können, wenn nicht sogar müssen. „Da hatten wir Glück“, gestand Neumann hinterher. Allerdings hatte dieses Quäntchen auch der Gast bei Jawla hartem Einsteigen gegen Marian Zwiewka oder d’Ursos Nachtreten gegen Perz. „Für eine absolut vergleichbare Szene hat unser Spieler Martin Fedai vor drei Wochen die Rote Karte gesehen.“

„Die Schiedsrichter halten den Amateurfußball am Leben“

Was nach Schlusspfiff allerdings vonstattenging, hat mit Fußball rein gar nichts zu tun und schreit nach Konsequenzen. Der Täter, der den Schiedsrichter zu Boden schlug, wurde von Spielern des BSV und Zuschauern – darunter Frauen und Kinder (!) – verfolgt. Drei Streifenwagen rollten an, gefolgt vom Krankenwagen, der Schiri Franke erst einmal ins Hospital brachte. Zum Glück konnte der Täter nach kurzer Verfolgungsjagd gestellt und dingfest gemacht werden! Bleibt nur zu hoffen, dass diese Person eine harte Strafe erhält und nie wieder den Fuß auf einen Fußballplatz setzen darf. „Leider ist es so, dass der Sieg komplett in den Hintergrund gerät und zur Nebensache wird. Ich bin jetzt seit 28 Jahren im Fußballgeschäft, aber so etwas habe ich noch nie erlebt!“, drückt Neumann seine Bestürzung aus und fügt an: „Ich glaube, man sollte sich ernsthaft mal die Frage stellen, ob so ein Verhalten und dieses Aggressionspotenzial noch tragbar ist. Ich muss auch sagen, dass ich vom Verhalten eines Verantwortlichen etwas irritiert war. Es geht hier überhaupt nicht um oder gegen Ausländer, sondern gegen Leute, die sich nicht an Regeln halten und sich nicht benehmen können. Denn man muss eines wissen: Die Schiedsrichter sind die Leute, die den Amateurfußball am Leben halten! Deshalb müssen Konsequenzen gezogen werden.“