Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt der Pegel daher!

HEBC feiert trotz Chancenwucher Last-Minute-Sieg gegen neun Alstertaler

01. November 2015, 21:37 Uhr

Mike Pegel (M.) bricht nach seinem goldenen Kopfball in kollektiven Siegesjubel aus. Foto: noveski.com

Nicht schon wieder, wird Spielern und Verantwortlichen des HEBC durch den Kopf geschossen sein, als am heimischen Reinmüller gegen den SC Alstertal-Langenhorn noch nicht einmal 38 Sekunden gespielt waren und sowohl Mike Pegel – nach schöner Flanke von links – als auch Andy Asaré-Kumi Poku und Rogerio Ferreira bereits drei fette Chancen liegen ließen. Nachdem Pegel noch am starken SCALA-Schlussmann Hendrik Rabe scheiterte, vollbrachte Asaré-Kumi Poku das Kunststück, das Leder aus kürzester Distanz an den Querbalken zu köpfen, ehe Ferreira im dritten Anlauf über das gegnerische Tor feuerte. „Heute haben wir es mit unserem Chancenwucher wirklich auf den Höhepunkt getrieben“, fasste HEBC-Manager Stilianos Vamvakidis zusammen.

SCALAs Tarek Pressel (r.) wurde vorzeitig zum Duschen geschickt. Foto: noveski.com

Nachdem Ferreira und vor allem Stefan Hermes, der aus acht Metern freistehend verzog, weitere Hochkaräter ins Niemandsland setzten, musste HEBC-Schlussmann Tino Nennhaus im ersten Abschnitt nur einmal eingreifen – denn beim zweiten Mal war er geschlagen: Ercan Kaynar bediente Torjäger Raoul Bouveron, dieser vollendete aus elf Metern zur Gäste-Führung (39.)! Dem Team von Marco Fagin schwante einmal mehr Böses. „Natürlich denkst du da automatisch an die ganzen letzten Wochen“, so Vamvakidis, dessen Equipe einfach zu viele Chancen benötigt, um das Runde ins Eckige zu tragen. „Wir sind nicht ins Spiel gekommen, hätten schon nach einer Minute hinten liegen können. Danach haben wir uns etwas gefangen, allerdings waren wir zu keinem Zeitpunkt so präsent wie in den letzten Wochen“, konstatierte Alstertals Liga-Obmann Ralf Rath.

In den zweiten 45 Minuten entwickelte sich ein hitziges Gefecht – an dem zunächst aber nur eine Mannschaft so richtig teilnahm. „Mit welch einer Körpersprache wir aus der Kabine gekommen sind, das hat mir überhaupt nicht gefallen. Wir haben gar nichts mehr angeboten!“ Deutliche Worte von Rath. Seine Elf musste nach einer guten Stunde den Ausgleich schlucken, als die Hausherren einen Ball abfingen und Daniel Prange aus rund 20 Metern halbrechter Position per Kunstschuss in den linken Knick traf (59.)! „Ich glaube, er wusste selbst nicht so genau, ob’s eine Flanke oder ein Schuss werden sollte“, hatte Vamvakidis nun gut lachen. Die Miene sollte sich weiter aufheitern, denn plötzlich nahm Referee Alexander Nehls (SC Eilbek) eine ganz entscheidende Rolle ein. Zunächst verwies er Tarek Pressel mit Gelb-Rot des Feldes (66.), ehe Steve Harder nur 120 Sekunden darauf dasselbe Schicksal ereilte! SCALA nur noch zu neunt!

Rath klärt die Situationen auf: „Die erste Gelbe Karte für Tarek war unstrittig – bei der zweiten hat der Schiedsrichter etwas gesehen, was nicht da war. Bei einem Luftduell sind zwei Spieler vom HEBC zusammengerauscht und einer ist zu Boden gegangen. Tarek stand in unmittelbarer Nähe, hatte etwas auf den Fuß bekommen und ist auch in die Knie gegangen. Der Schiedsrichter wollte daraufhin eine Tätlichkeit beziehungsweise ein Nachtreten von Pressel gesehen haben. Wenn dem so gewesen wäre und er sich sicher war, dann hätte man, glaubt man den Regeln, eine andere Karte geben müssen. Aber da war gar nichts! Und bei der zweiten Szene wurden zwei Fouls in einer Aktion mit zwei Karten bedacht. Zunächst hat der Spieler Steve Harder seinen Gegenmann gehalten, woraufhin der Unparteiische Vorteil anzeigte, dann soll Steve ihn gefoult haben. Daraufhin unterbrach der Schiri das Spiel und zeigte ihm erst Gelb für das Halten, dann Gelb-Rot für das Foul.“ Vamvakidis meinte hinterher: „In meinen Augen war zumindest der zweite Platzverweis sehr hart, da hätte man auch nur eine Aktion ahnden können.“

HEBC im „Versemmel-Modus“ – Doch Pegel hat das letzte Wort

Das Ding schien bereits geritzt, als Mike Pegel (2. v. r.) in der Schlussminute neun Alstertaler mit seinem Kopfball doch noch schockte. Foto: noveski.com

In doppelter Unterzahl wurde der Druck auf SCALA noch größer. Die „Veilchen“ machten fast alles richtig – nur der Ball wollte nicht ins Tor. Allein Rogerio Ferreira hätte gut und gerne einen Hattrick erzielen können, auch Matthäus Kosik, der ein Solo von der Mittellinie startete und völlig blank stehend mit links deutlich verzog, hätte dem Spiel die entscheidende Wende geben können. „Ohne zu übertreiben, glaube ich, dass wir sieben, acht allerklarste Chancen hatten. Mindestens fünf davon musst du machen!“, so Vamvakidis. Es lief bereits die Schlussminute, als der HEBC erneut fast alles dafür tat, dass der Ball nicht den Weg ins Tor des ganz starken Hendrik Rabe fand. „Wir hatten gefühlt fünfmal die Chance, den Abschluss zu suchen. Stattdessen tragen wir den Ball von der linken auf die rechte Seite“, erklärt Vamvakidis. Von dort flankte Patrick May auf den zweiten Pfosten – und siehe da: Mike Pegel stand goldrichtig, köpfte den Ball gegen die Laufrichtung von Rabe ins lange Eck und ließ seine Eimsbütteler doch noch jubeln (90.)! „HEBC war der faire und absolut verdiente Gewinner dieses Spiels“, gab selbst Rath hinterher offen und ehrlich zu Protokoll. „Wir wollen nicht als schlechter Verlierer dastehen. Die dubiosen Entscheidungen des Schiedsrichters sollen genannt, aber nicht als Ausrede missbraucht werden. Die Niederlage ist leider total verdient – und ich bin auch maßlos enttäuscht darüber.“

Einen weniger schönen Zwischenfall gab es in der 68. Spielminute bei der Auswechslung von Qendrim Bajraktaraj: Als der Gäste-Akteur den Platz verließ, wurde er, laut Aussage der Gäste, „vom Zweiten Vorsitzenden angemacht und ermahnt, er solle schneller den Platz verlassen.“ Daraufhin konterte Bajraktaraj: „Geh du mal lieber zum Frisör.“ In der Folge dessen soll jenes Vorstandsmitglied in Richtung SCALA-Bank geeilt sein und den fehlenden Respekt ihm gegenüber angeprangert haben. Auch nach Schlusspfiff war diese Szene noch Gesprächsthema. Bleibt wohl nur zu sagen: Wie du mir, so ich dir...

Fotogalerie