RL Nord (Nord-Staffel)

„Wieder auf die Fresse gekriegt“: AFC kann Teutonias Tabellenführer-Triumph im Derby nicht verhindern

07. Oktober 2020, 23:17 Uhr

Beifall für seine Schützlinge: Das Team von Teutonia-Trainer Achim Hollerieth (re.) steht nach sechs Spieltagen in der Nord-Staffeö der Regionalliga Nord ganz oben. Foto: KBS-Picture.de

Da lag er nun am Boden. Über ihm und um ihn herum die Teamkollegen vom FC Teutonia 05, die in dieser 78. Minute herangeeilt waren, um mit Quint Breitkreuz einer große Jubeltraube zu bilden. Sekundenbruchteile zuvor hatte die Nummer 23 der Gäste im Anschluss an einen Eckball von Nick Brosevac die Kugel per Kopf an Tobias Braun, dem Schlussmann von Altona 93, vorbei über die Linie geköpft. Es war das vierte Mal, dass Braun an diesem Abend im Nachbarschafts-Derby der Nord-Staffel der Regionalliga Nord (Hier gibt's den LIve-Ticker zum Nachlesenhinter sich greifen musste, und zugleich auch der Schlusspunkt der Partie, deren Schlusspfiff durch Schiedsrichter Murat Yilmaz auch das besiegelte, was sich schon einige Minuten länger abgezeichnet hatte: Nach dem fünften Sieg hat Aufsieger Teutonia 05 die Tabellenspitze übernommen!

Doch nicht nur das bescherte Achim Hollerieth ein zufriedenes Lächeln im Gesicht, als der Coach der Teutonen einige Minuten nach der Begegnung im Pressekonferenz-Raum des AFC vorne auf dem Podium Platz genommen hatte. „Ich bin unheimlich glücklich, dass mit Quint in dieser Szene unser jüngster Spieler den Ball mit dem Kopf rein macht. Der ist gerade mal 18 Jahre alt und war vor ein paar Wochen, als wir in der Vorbereitung in Fürstenwalde gespielt haben, noch ganz erschrocken, was Männer-Fußball bedeutet. Wir haben uns in der Kabine enorm für ihn gefreut“, verriet der Ex-Profikeeper des FC St. Pauli, der im März bei „T05“ die Nachfolge von Sören Titze angetreten hatte, in Folge der Corona-Krise aber erst viel später sein Debüt auf der Teutonen-Bank feierte.

Hollerieth: „Wir haben uns in jeden Ball reingehauen“ – Bergmann: „Irgendwann belohnen wir uns“

AFC-Coach Andreas Bergmann (re.) musste sich über eine erneute Niederlage seiner Mannschaft ärgern. Foto: noveski.com

„Wir sind sehr happy. Wir haben uns alle sehr auf das Derby gefreut. Ich kann unseren Jungs nur ein riesiges Kompliment machen. Sie haben sich in jeden Ball reingehauen, haben richtig schöne Tore gemacht. Nach dem Ausgleich war es kurzzeitig ein enges Spiel, aber wir haben zum richtigen Zeitpunkt das 2:1 gemacht“, ließ der Teutonen-Trainer, pardon: Tabellenführer-Trainer, die 90 vorangegangenen Minuten Revue passieren, während Andreas Bergmann anschließend ernüchtert war. „Unterm Strich hat man bei einem 1:4 wenig Argumente. Die Biografie des Spiels war mal wieder sehr unglücklich für uns. Leider kriegen wir direkt nach vier Minuten den Rückstand und damit wieder einen Rückschlag“, ärgerte sich Altonas Coach und fügte hinzu: „Im Moment weiß ich nicht, warum es so sein muss, aber einige Bälle für uns gehen einfach nicht rein.“ Dennoch aber habe seine Mannschaft „bis zum Schluss nicht aufgehört – und das habe ich den Jungs auch gesagt. Irgendwann werden wir uns auch belohnen.“

Braun: „Es ist schwer, Worte zu finden – die haben uns ja nicht an die Wand gespielt“

Altonas Torhüter Tobias Braun machte die Effektivität der Teutonen als Unterschied aus. Foto: noveski.com

Zuvor hatte Tobias Braun noch auf dem Rasen zumindest für einen kurzen Augenblick seine Schlagfertigkeit nicht verloren. „Die vier Tore...“, antwortete der Keeper der Altonaer auf die Frage, was „T05“ dem AFC denn letztlich nun in diesem Derby vorausgehabt hatte, um dann doch etwas genauer in die Analyse einzusteigen: „Wir machen vor dem 1:2 einen einfachen Fehler, doch auch da ist immer noch nichts verloren. Der Treffer zum 1:3 bricht uns dann das Genick. Und wenn jemand am ersten Pfosten den Ball nach der Ecke so in den Knick köpft, sind wir am Ende alle ein bisschen sprachlos“, befand der Schlussmann mit Blick auf Breitkreuz' finalen Treffer und kam zu der Schlussfolgerung: „Wir haben wieder auf die Fresse gekriegt, aber wir müssen jetzt wieder aufstehen und dann geht’s mit der Vorbereitung auf das Spiel gegen Norderstedt weiter. Klar: Du kannst immer sagen, dass es vielleicht ein bisschen an der Erfahrung fehlt, aber wir haben es nicht schlecht gemacht. Wir haben in jedem Spiel bislang immer einen Schritt nach vorne gemacht. Teutonia hat auch das Quäntchen Glück gehabt, dass mir der Ball bei einem der Treffer von der Latte an die Schulter springt und dann ins Tor plumpst. Es ist schwer, nach so einem Ding Worte zu finden. Die haben uns ja nicht an die Wand gespielt. Was sie uns voraus haben, ist die Effektivität. Sie sind vier Mal vorm Tor – und vier Mal ist die Pille drin.“

Brisevac: „Die Tabellenführung ist natürlich das i-Tüpfelchen“

T05-Kapitän Nick Brisevac bereitete an alter Wirkungsstätte den vierten Treffer der Gäste vor. Foto: noveski.com

Einer, der an dieser Effektivität – eben mit der Vorlage zum Breitkreuz-Treffer – nicht unbeteiligt war, war Nick Brisevac. „Dass es so deutlich geworden ist, ist für uns natürlich super – auch wenn ich sagen muss, dass Altona echt gut gespielt hat. Wir haben glücklicherweise die Tore gemacht“, sagte der Kapitän des neuen Spitzenreiters nach der Begegnung. „Die Tabellenführung“, so Brisevac weiter, „ist natürlich das i-Tüpfelchen. Wer hätte das gedacht. Das ist für uns als Team und den Verein eine riesige Sache.“ Der Grundstein für genau diesen Erfolg? „Man hat gesehen, was für ein eingeschwoerener Haufen wir sind. Zum Beispiel, als Davidson Eden am Ende noch eine Grätsche auspackt und klärt und ihn alle dafür feiern. Das zeigt, dass wir einen super Charalter in der Truppe haben“, so der 27-Jährige, der ergänzte: „Wir müssen versuchen, den Erfolg so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und mitzunehmen. Ich hoffe, dass es so weitergeht. Das Ziel ist es, so viele Punkte wie möglich zu holen, um nicht in die Abstiegsrunde zu kommen. Das wäre schon ein riesiger Erfolg für uns als Mannschaft und den Club. Damit würden wir die Erwartungen deutlich übertreffen. Den Stress der Abstiegsrunde will sich jeder ersparen.“