Zwei Treffer und drei Punkte fürs SVNA-Selbstbewusstsein

Gastgeber schicken Hamm United mit 2:1 auf die Heimreise

18. November 2016, 22:49 Uhr

In den Weg gestellt: Tom-Philipp Müller blockt Hamms Ronn Asante (li.). Foto: noveski.com/Herzog

Schön war es nicht unbedingt, dafür aber erfolgreich: Der SV Nettelnburg-Allermöhe feierte nach zuletzt drei Niederlagen in Serie gegen Hamm United endlich wieder einen Sieg. „Wir haben nicht unbedingt vor Selbstbewusstsein gestrotzt“, erklärte SVNA-Trainer Andreas Ferentinos nach dem Spiel, warum seine Elf nicht schon früher auf die Siegerstraße abbog und den berühmten Sack zumachte, während beim Gast Trainer Uli Schulz die mangelnde Cleverness seiner Equipe bemängelte und ein Großteil des HUFC-Personals nicht unbedingt gut auf Referee Lasse Host zu sprechen war...

Andreas Ferentinos hatte die Kapuze seiner schwarzen Traininsgjacke über den Kopf gezogen. Sein Gesicht war kaum noch zu sehen, doch was der Trainer des SV Nettelnburg-Allermöhe da so versteckt vor sich hin murmelte, war noch zu verstehen. „Man, was ist das aufregend“, sinnierte Ferentinos in die dunkle, kühle Nacht über dem Kunstrasen am Henriette-Herz-Ring – und raf den sprichwörtlichen Nagel damit auf den Kopf. Denn: Nachdem sowohl sein Team als auch die Gäste-Elf von Hamm United im ersten und über weite Strecken des zweiten Durchgangs nicht unbedingt allzu viel Herzerwärmendes aufs Plastikparkett gelegt hatten, war zumindest hinten raus noch einmal ein bisschen Spannung da. Aber auch nur, weil Hamms Leonel Varela Monteiro sich sechs Minuten vor dem Ende einfach mal ein Herz fasste, kurz vor der Strafraumgrenze einfach draufhielt und der Ball flach an SVNA-Keeper Alexander Grade vorbei ins Netz ging.

Ludin sieht binnen zwei Minuten erst „Gelb“ und dann „Gelb-Rot“

Das 2:0 für den SVNA: Dustin Siegmund (li.) hat getroffen, Hamms Torart Samuel Graudenz kann nur noch dem Ball hinterhersehen. Foto: noveski.com/Herzog

Damit hatte Hamm United kurz vorm Schlusspfiff noch einmal Blut geleckt. Urplötzlich waren die „Geächteten“ zurück im Spiel und warfen bis zum Ende der vierminütigen Nachspielzeit noch einmal alles nach vorne. Und das sogar in Unterzahl: Der eingewechselte Samey Ludin hatte in der 88. Minute zunächst vor der SVNA-Trainerbank Dustin Siegmund gelegt und dafür den gelben Karton gesehen, um nur zwei Zeigerumdrehungen später in der Hälfte des SVNA etwas zu rustikal gegen Oliver Franz zu Werke zu gehen. Referee Lasse Holst blieb keine andere Wahl, als Ludin mit der „Ampelkarte“ zumindest etwas früher als alle restlichen Akteure in Richtung Kabine zu schicken. Letztlich blieb das Bemühen des HUFC ohne Ertrag – und die Punkte in Hamburgs Osten.

Dass dem so war, hatte der SVNA Dustin Siegmund zu verdanken. Er war es, der zwei Minuten vor dem Treffer von Varela Monteiro die Hausherren mit 2:0 in Führung gebracht hatte. Eine Flanke von rechts bugsierte die Nummer neun des Gastgebers über die Linie. Es war beileibe nicht das einzige Mal, dass Siegmund im Blickpunkt stand. Denn wenn es nach den Gästen gegangen wäre, hätte der Schütze des 2:0 eigentlich schon vorzeitig das Feld verlassen müssen. Nach seinem ruppigen Einsteigen im Mittelfeld nach rund einer Stunde forderte die Belegschaft der HUFC-Bank jedenfalls lautstark mehr als nur die Gelbe Karte gegen den „Neuner“ des SVNA – und hatte von da an Schiri Holst auf dem Kieker. Diverse weitere Foulspiele der Hausherren wurden von Seiten der „Geächteten“ lautstark kommentiert, mehrfach wurden sogar Platzverweise gefordert – und HUFC-Manager „Jassi“ Huremovic ging nach dem Spiel im Teamkreis sogar soweit, dass er lautstark für jeden hörbar konstatierte: „Wir müssen hier nicht nur gegen den Gegner ankämpfen, sondern auch noch gegen andere...“

Schulz: „Wir müssen einfach cleverer sein“

Freuden-Sixpack: Marcel Jeremias (Dritter v. li.) nimmt nach dem 1:0 die Glückwünsche seiner Mitspieler entgegen. Foto: noveski.com/Herzog

„Ein bisschen merkwürdig war das schon. Ich denke, wenn es wir derartige Fouls begangen hätten, dann hätte der Schiedsrichter anders entschieden. Da kannst du aber nichts gegen machen. Es ändert nichts, wenn wir uns da lautstark drüber beschweren“, erklärte HUFC-Trainer Uli Schulz und ergänzte: „Wir haben uns einfach nur von der Hektik anstecken lassen, die entstanden ist.“ Genau das war der Punkt, warum die „Geächteten“ nach der Pause nur selten für Gefahr im gegnerischen Sechzehner sorgen konnten und warum der SVNA vor dem 2:0 immer wieder vorn auftauchte. Die gefährlichste Szene hatten die Gäste dabei schon früh im zweiten Durchgang zu überstehen, als Philip Siegmund den Ball schön in die Tiefe spielte und Marcel Jeremias auch entsprechend durchstartete. Doch HUFC-Goalie Samuel Graudenz hatte mitgedacht, war aus seinem Tor geeilt und konnte klären.

Nach 48 Minuten hatten die Kräfteverhältnisse im Duell Jeremias gegen Graudenz derweil noch anders ausgesehen: Masehullah Satari hatte zu jenem Zeitpunkt den Ball Richtung Tor gebracht, wo „Ulle“, wie Jeremias von seinen Teamkollegen gerufen wird, es besser machte als noch ein paar Sekunden vorher, als er an Graudenz scheiterte. Denn: Diesmal überwand Jeremias Graudenz zum 1:0. Damit hatte ich das Ansinnen von Hamms Antreiber Christopher Mahrt („Wir müssen die Null halten. Vorne machen wir immer einen“), das dieser seinen Teamkollegen noch im ersten Durchgang zurief, erledigt. Und Uli Schulz begab sich später auf die Suche nach den Gründen. „Wir haben in der zweiten Halbzeit besser gespielt als in der ersten. Zur Pause kann auch bei uns vorne ruhig mal die Null stehen – das ist kein Problem. Aber wir müssen einfach cleverer sein und zudem hier und da mal das Tempo rausnehmen, um es im richtigen Moment wieder anzuziehen“, konstatierte der HUFC-Übungsleiter und bilanzierte die Niederlage wie folgt: „Das passiert eben. Wir sind erst noch auf dem Weg, unsere alte Stärke wieder zu kriegen. Jetzt müssen wir es einfach nächste Woche besser machen.“

Ferentinos: „Wir gehen da ganz sicher nicht hin, um Leute umzuholzen “

Ball gespielt: Hamms Christopher Mahrt (re.) grätscht gegen Tom-Philipp Müller. Foto: noveski.com/Herzog

Apropos besser machen – genau das traf auch auf den SVNA zu. Und zwar in Sachen Chancenauswertung. Denn eigentlich hätte Andreas Ferentinos am Ende des Spiels gar nicht mehr zittern und die Aufregung erwähnen müssen, die der Kick in der Schlussphase für ihn mitbrachte. Schon in der zweiten Minute nämlich hatte Dustin Siegmund die Latte des Hammer Tores getroffen, im Nachschuss war dann Graudenz gegen Jeremias zur Stelle und konnte den frühen Rückstand vereiteln. Und noch einmal war der Schlussmann der Gäste auf seinem Posten. In der 14. Minute, um genau zu sein: Satari hatte Dustin Siegmund bedient, doch Graudenz warf sich diesem in den Weg und machte auch die zweite große Chance des SV Nettelnburg-Allermöhe auf das frühe 1:0 zunichte (14.). „Sicher hätten wir schon vor der Pause war für unser Tore-Konto tun können, aber nach zuletzt drei Niederlagen nacheinander strotzt man nicht unbedingt vor Selbstbewusstsein“, stellte Ferentinos mit Blick auf den ersten Durchgang fest.

„In der Kabine haben wir klar gesagt, dass wir so weiterspielen wollen, wie in der ersten Halbzeit und nicht wild in unseren Angriffen werden wollten“, ergänzte der Coach des SVNA, „wir haben daran geglaubt, dass wir unsere Chancen so bekommen würden. Das hat ja dann geklappt und wir haben uns mit den Toren Selbstvertrauen geholt.“ Allerdings, so Ferentinos weiter, „mussten wir auch aufpassen. Hamm ist ein Gegner, der immer zurück kommen kann mit der Wucht, mit der sie in der Lage sind, ihr Spiel anzutreiben.“ Wenig Verständnis hatte der Übungsleiter der Hausherren derweil für die HUFC-Vorwürfe, der SVNA habe überhart agiert und sogar an der Mittellinie Fouls mit Ansage begangen: „Wir gehen da ganz sicher nicht hin, um irgendwelche Leute umzuholzen, so wie uns das nachgesagt wurde. Bei Hamm United wäre man gut bedient, mal auf die Foulstatistik oder die mit den Gelb-Roten und Roten Karten in dieser Saison zu gucken. Da liegen zwischen dem SVNA und United zehn, zwölf Ränge. Das ist Argument genug...“

Jan Knötzsch 

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