Teammanagerbericht: SC Eilbek II

Autor: Klaus Pablo Torgau

06.08.2015

Pokalkrimi par excellence

Holsten-Pokal | Teammanagerbericht SC Eilbek II

Was für ein Pokalspiel war denn das? Die Zuseher an der Feldstraße bekamen einiges geboten, mehr kann ein Pokalspiel nicht bieten. Am Ende der Partie, die keinen Verlierer verdient hatte, zieht St. Pauli V in die dritte Runde des Holsten-Pokals ein. Für den SC Eilbek II war es bereits die dritte Schlappe im Elfmeterschießen in sieben Jahren, nie ging es zudem über die zweite Runde hinaus.


Doch der Reihe nach: Parallel zur Musik vom anliegenden Dom gab es den Walk-In der beiden Mannschaften, die sich im Vorfeld beide auf eine Verlegung von 18.30 Uhr auf 19 Uhr einigten. Dass das ganze Programm bis 21.50 Uhr gehen sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgesehen. Der FCSPV erwischte den besseren Start in die Partie, kontrollierte vor allem in der Anfangsphase das Geschehen und erspielte sich so auch gute Gelegenheiten. Nicht zu Unrecht gingen die Kiezkicker deshalb nach knapp einer Viertelstunde in Führung, nach einer Standardsituation für Eilbek konterten die Hausherren blitzschnell über den linken Flügel, Dunkels flache Hereingabe in den Rücken der Abwehr verwertete Frank Zerbaum von der Strafraumgrenze in den Winkel.

Schon im Vorfeld warnten die Eilbeker Verantwortlichen, dass es sich beim Zweitrunden-Gegner nicht um einen herkömmlichen Kreisklassisten handelt, und genau so trat die Elf von Trainer Köpke auch auf. Nach knapp 20 Minuten scheiterte Dunkel aus fünf Metern halblinker Position an Torgau, zuvor war Eilbeks Keeper gegen Zerbaum im direkten Duell Sieger. Eilbek II hingegen gelang nach vorne gar nichts, zu schnell verlor man im Aufbau den Ball, nicht eine einzige Torchance erspielte man sich in den ersten 45 Minuten.

Nicht nur aus dem Spiel heraus waren die Paulianer gefährlich, vor allem die Einwürfe von Sebastian Plum hatten es in sich, der 2-Meter-Mann katapultierte die Kugel jedesmal von der Seitenlinie über den halben Platz, so mutierte jeder Einwurf zu einer Art Freistoß. Trotz der Nachteile in der Körpergröße hatte Eilbek diese Situationen erstaunlicherweise über die gesamten 120 Minuten im Griff und ließ dadurch keine Großchance zu.

Nach dem Seitenwechsel änderte Eilbek II seine Verteidigungsstrategie und störte Pauli wesentlich früher im Aufbau, das ganze sehr erfolgreich. Lange Zeit erspielte sich St. Pauli keine Torraumszene, stattdessen hätte Eilbek in der regulären Spielzeit den Sack zumachen müssen. So sehr wie St. Pauli in Abschnitt eins überlegen war, so sehr riss Eilbek im zweiten Abschnitt das Spielgeschehen an sich. Und schon drei Minuten nach Wiederanpfiff wurden die SCE-Bemühungen unter Mithilfe belohnt. Einen Freistoß von Steffen Heinrich lenkte der von Sager im Kopfballduell bedrängte Sebastian Plum ins eigene Netz.

Kapitän Sebastian Krohn, erstmals nach überstandener Verletzung in der Startelf, hatte nach einer Flanke von Tosun das 1:2 auf dem Kopf, doch der Mittelfeldspieler köpte aus fünf Metern freistehend links am Tor vorbei. Das Spiel blieb auf hohem Tempo, beide Teams investierten alles in dieses Spiel und es entwickelte sich ein packender, rassiger Pokalfight, der seinen Höhepunkt noch nicht erreicht haben sollte. Nach schneller Umschaltsituation hatte Heinrich einen Geistesblitz und bediente den durchstartenden Artur Lammert, der Angreifer spitzelte die Kugel vorbei an Yul Wiegand zum vielumjubelte 1:2 ins Netz (77.).

St. Pauli warf in den Schlussminuten nun alles nach vorne und war hinten offen wie ein Scheunentor. Eine 3:1-Überzahlsituation wollte Eilbek II kurz vorm Tor per Dribbling lösen, dann begann der Wahnsinn: Wiegand stürmte aus seinem Tor, um einen Steilpass abzufangen, sein Klärungsversuch landete genau an der Mittellinie bei Benjamin Ristau, dessen Dropkick am Lattenkreuz landete (90.).

Die Nachspielzeit war eigentlich schon abgelaufen, Paulis Andreas Fuchs legte sich den Ball zur Ecke zurecht, Jeschke gewann im Zentrum das Kopfballduell, Torgau konnte parieren, doch Kapitän Roman Kasper verwandelte den Abpraller zum 2:2 (90.+5). Oder doch nicht? Der Assistent hob seine Fahne, Eilbek reklamierte wütend auf Abseits, da der im Tor bzw. auf der Torlinie liegende Jeschke Torgau beim Schuss vom Kasper klar behinderte. Schiedsrichter Krause, für Hansa 11 auf gleichem Platz aktiv - eine daher unpassende Ansetzung, überstimmte seinen Linesman und entschied auf Tor!

Immer mehr Zuschauer strömten nun vom Dom an den Zaun hinter dem Sportplatz und wollten den Pokalfight beiwohnen. Die erste Halbzeit der Verlängerung verlief ohne Höhepunkte, die sich im zweiten Teil anhäufen sollten. Den Teams waren die Strapazen in der englischen Woche anzumerken, doch was die 22 Akteure zwischen Minute 105 und 120 raushauten, war nicht ohne!

Zunächst war es nach einem Konter der im Abseits stehende Sebastian Plum, der sich nach einer Maßflanke von der rechten Seite im Kopfballduell mit Horn durchsetzte und die Pille zum 3:2 in den Giebel köpfte (110.). Eilbek löste seine Viererkette nun auf und beorderte Innenverteidiger Bussat in den Angriff, die Brechstange wurde gezückt. Die Bemühungen sollten Erfolg haben, nach einem abgeblockten Schuss von Tosun nahm Stephan Horn die Kugel halbhoch volley mit links und peitschte das Ding aus 25 Metern oben rechts in den Giebel - Tor des Monats - Ausgleich - Pokalirrsinn (117.). Paulis Keeper Wiegand war trotz sehenswerter Flugkurve völlig machtlos.

Damit war die Verlängerung noch nicht beendet, zwei Minuten später vertändelte Bussat als letzter Mann die Kugel an Toni Dunkel, doch Klaus Pablo Torgau rettete Eilbek II ins Elfmeterschießen.

Reine Nervensache war es im Shootout, die beiden ersten Schützen trafen recht sicher, dann parierte Torgau den Penalty von Dunkel im Nachfassen auf der Linie, zum Entsetzen des Eilbeker Keepers entschied der Referee auf Tor. Eilbeks sicherster Schütze Artur Lammert, in der Liga stets souverän, schoss seinen Elfmeter rechts vorbei, schon im Vorjahr zeigte "Eule" beim Elfmeterschießen Nerven und vergab beim Pokal-Aus bei Oststeinbek II. Da alle folgenden Schützen trafen, zog St. Pauli V unter großem Jubel in die nächste Runde ein. Das Pokalspiel, das alles bot, was man bieten kann, war damit beendet.


Aufstellung SC Eilbek II:
Klaus Pablo Torgau – Stephan Horn, Sebastian Stange (71. Arne Bussat), Sören Sager, Johannes Krohn - Hüseyin Tosun, Sebastian Krohn, Pedram Hassan Zadeh Dehka (82. Benjamin Ristau), Steffen Heinrich - Artur Lammert, Eduard Ramburger (52. Nikolaus Köwing)

Tore:
1:0 Frank Zerbaum (17., Rechtsschuss, Dunkel)
1:1 Sebastian Plum (48., Eigentor, Kopfball, Heinrich)
1:2 Artur Lammert (77., Rechtsschuss, Heinrich)
2:2 Roman Kasper (90.+5, Rechtsschuss)
3:2 Sebastian Plum (113., Kopfball)
3:3 Stephan Horn (117., Linksschuss, Tosun)

Elfmeterschießen:
4:3 Matthias Jeschke
4:4 Benjamin Ristau
5:4 Toni Dunkel
Artur Lammert schießt neben das Tor
6:4 Frank Zerbaum
6:5 Johannes Krohn
7:5 Andreas Fuchs
7:6 Hüseyin Tosun
8:6 Sebastian Plum

Gelbe Karten:
Böse, Fuchs, Porta - S. Krohn, Tosun

Schiedsrichter: Robert Friedhelm Krause (Note 4) - Übersah beim 3:2 die Abseitsstellung und entschied zu Unrecht auf das zweite Elfmetertor von Pauli.