Ausgeträumt: Furiose Buchholzer kegeln den Titelverteidiger raus!

„Zu wenig Bereitschaft, Leidenschaft und Wille ins Spiel eingebracht“

07. Februar 2016, 18:23 Uhr

Außer Rand und Band: Der TSV Buchholz bejubelt den Einzug ins Oddset-Pokal-Halbfinale nach einem furiosen Auftritt bei Titelverteidiger BU. Foto: KBS-Picture.de

Aus der Traum! Titelverteidiger HSV Barmbek-Uhlenhorst wird in diesem Jahr keinen neuerlichen Anlauf auf das Pokalfinale nehmen. In der Runde der letzten Acht bekam BU vom TSV Buchholz 08 vor 504 Besuchern an der Dieselstraße die Grenzen aufgezeigt! Erfolgscoach Frank Pieper bilanzierte anschließend ganz nüchtern: „Es war ein schlechtes Spiel von unserer Seite, wir können uns nicht hinstellen und sagen: Schade, war knapp. Es war ein scheiß Spiel, wir haben zu Recht verloren und daran gibt es nichts zu rütteln!“ Deutliche Worte des Übungsleiters, der seine Schützlinge von der ersten Minute an nicht in die Partie kommen sah. Stattdessen legten die Nordheider einen äußerst beeindruckenden Auftritt hin und sorgten mit ihren ungemein flinken Tempo-Gegenstößen für großes Chaos in der sonst so berühmt-berüchtigten Barmbeker Hintermannschaft.

Barmbeks Fabio Dammann (l.) im Luftduell mit dem eingewechselten Dominik Fornfeist. Foto: KBS-Picture.de

Zwar vergab BU-Außenverteidiger Gene Carlson nach einem langen Ball von Yannik Lux und anschließendem Zuspiel von Achraf Ouro-Gnaou die erste Großchance, als er TSV-Fänger Henrik Titze zu einem herausragenden Fußreflex zwang (11.) – doch die 08er wirkten von Anfang an wacher und aktiver. Fast schon ein wenig bezeichnend, dass BU-Torsteher André Tholen sich nach einem Gillich-Freistoß aus über 40 Metern derart verschätzte, dass die Kugel mittig aufs Quergebälk klatschte (14.). In der Folge war es vor allem ein ums andere Mal der überragende André Müller, der auf dem rechten Flügel machte, was er wollte – und in Minute 17 aus spitzem Winkel an Tholens Fußabwehr scheiterte. Kurz darauf bediente Gillich aus dem Mittelfeld heraus Sturmspitze Philip Mathies. Dieser vernaschte einen Barmbeker nach dem anderen, marschierte an Freund und Feind vorbei, ehe er das Spielgerät mit der rechten Fußspitze an Tholen vorbei in die Maschen schob – 1:0 für den letztjährigen Halbfinalisten! „Was mich einfach stört: Der taumelt sich da durch vier Spieler von uns hindurch. Da muss ich entweder vorher ein einfaches Foul ziehen oder den Ball gewinnen. Das darf in der Form nicht passieren!“, echauffierte sich Pieper über das Defensivverhalten seiner Mannschaft. „Nichtsdestotrotz stand es nur 0:1, es war eigentlich gar nichts los und noch so lange Zeit.“

„Dafür habe ich kein Verständnis!“

Der Buchholzer Jakob Schulz (2. v. l.) versucht, Joker Mo Labiadh den Ball vom Fuß zu spitzeln. Foto: KBS-Picture.de

Doch BU wirkte schläfrig, von der Rolle und agierte ohne Esprit. Stattdessen wurde der Beginn in die zweiten 45 Minuten ebenfalls komplett verpennt! Zunächst durfte Jonas Fritz einen Gillich-Eckball völlig ungehindert einköpfen (49.), ehe Mathies nach einem Müller-Schuss, den Tholen nicht festhalten konnte, abstaubte und seinen zweiten Treffer erzielte (51.)! „Wofür ich gar kein Verständnis habe, dass bei dem 0:2 ein einziger Spieler von Buchholz durchläuft und von uns macht keiner irgendwelche Anstalten, zum Kopfball hochzugehen. Das spiegelt so ein wenig das wieder, was wir heute ins Spiel eingebracht haben – nämlich zu wenig Bereitschaft, zu wenig Leidenschaft und zu wenig Wille. Dann darf man sich nicht wundern, wenn man solche Gegentore kassiert. Auch beim 0:3 verlieren wir den Ball an der Mittellinie, laufen nicht hinterher, sind aber trotzdem in Überzahl und kassieren das Tor. Das geht so nicht!“, brachte Pieper die Misere auf den Punkt. Bei seinen Schützlingen machte sich der Frust vor allem abseits des Platzes breit: Nach ihren Auswechslungen zeigten sich sowohl Pascal El Nemr als auch der stark gelb-rot-gefährdete Ivan Sa Borges Dju alles andere als zufrieden. Ob diese Aggressivität dem Spiel der Hausherren gutgetan hätte? „Das war ja eine Aggressivität, die nicht aufs Spiel gemünzt, sondern auf andere gerichtet war und sowas hilft dir dann auch nicht weiter. Die Aggressivität muss ich als Liebe ins Spiel einbringen und das haben wir nicht gemacht.“

Der Kampf ums Runde: Jon Hoeft (l.) vs. TSV-Torschütze Jonas Fritz. Foto: KBS-Picture.de

Allerdings kam BU noch einmal zurück: Einen Freistoß von Niklas Müller-Leitloff, der seine liebe Mühe mit Buchholz‘ Müller hatte, verlängerte der kurz zuvor eingewechselte Janis Korczanowski mit dem Hinterkopf ins lange Eck (71.)! Geht da nochmal was? Von wegen! Keine fünf Zeigerumdrehungen darauf krönten die Gäste ihre Darbietung mit einem ganz edlen Spielzug: Über den „unstoppbaren“ Müller, Jakob Thees, Dominik Fornfeist und Arne Gillich kam das Spielgerät von der rechten auf die linke Seite zu Milaim Buzhala, der staubtrocken ins kurze Eck vollendete – 4:1 Buchholz (76.)! „Das war natürlich fußballerische Extraklasse! Wir haben den Ball wunderbar laufen lassen, das Tempo ausgenutzt“, strahlte 08-Coach Thorsten Schneider nach diesem traumhaften Treffer. „Selbst bei dem 1:3, wo auf Kunstrasen noch einiges geht, musst du einfach klarer in den Aktionen bleiben – aber letztendlich haben wir trotzdem keinen Zugriff bekommen. Man muss auch ganz klar sagen, dass es nicht gereicht hat, denn Buchholz war dafür zu gut und wir zu schlecht im Spiel“, konstatierte Pieper, der anfügte: „Damit war nicht zu rechnen, da die Trainingswoche eigentlich sehr gut war.“ Das ernüchternde Fazit: „Scheiße, aber nicht unverdient – das muss man leider sagen. Buchholz hat definitiv mehr investiert und war bereiter, einen Schritt mehr zu machen.“

„Bin richtig stolz auf die Jungs“

Unmittelbar nach dem Schlusspfiff war der Jubel auch auf der Buchholzer Bank groß. Foto: KBS-Picture.de

Ganz anders war die Stimmungslage bei den Mannen aus der Nordheide. „So ein Spiel hätten wir sicher nicht erwartet, denn oft sind Kleinigkeiten entscheidend. Der Pokal ist einfach das geilste. Wir freuen uns riesig, dass wir eine Runde weiter sind – nachdem wir letztes Jahr erst im Halbfinale im Elfmeterschießen gescheitert sind. Das wollen wir dieses Mal vermeiden und möglichst ins Finale kommen. Das ist natürlich immer der Traum eines Amateurfußballers“, freute sich Doppeltorschütze Philip Mathies. Sein Trainer gab zu Protokoll: „Wir haben damit gerechnet, dass es sehr eng werden würde. Aber das Gefühl war gut, wir wussten – auch aus dem Hinspiel in der Liga, wo wir zur Pause zwar 0:2 hinten lagen, aber BU eine Halbzeit lang richtig gut bespielt haben, viermal Aluminium trafen und dreimal auf der Linie gerettet wurde. Wir wussten also, dass wir nicht chancenlos sind“, so Thorsten Schneider, der ausführte: „Ich habe mir das Spiel von BU in der Vorwoche gegen HR angeguckt. Sie haben heute ganz genau so gespielt. Deshalb muss ich meiner Mannschaft ein ganz großes Lob aussprechen, da sie genau das umgesetzt hat, was wir wollten. Wenn BU mal ein Stück aufgerückt ist, konnten wir in die Lücken reinspielen. Ich denke, es ist ein sehr verdienter Sieg. Ich bin richtig stolz auf die Jungs!“ Das letzte Wort gebührt dem Titelverteidiger, der sich auch nicht über einen Umweg in den Pokal zurück katapultieren kann. „Bei uns in der Schule gab es immer eine Trostrunde, da kam man immer irgendwie wieder rein – aber die gibt’s hier leider nicht.“

Der LIVE-Ticker zum Spiel:


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