Oberliga

Eine amerikanische „Überraschungswaffe“ mit „Jetlag“ als „Game Changer“

13. August 2023, 18:57 Uhr

Niendorf-Trainer Ali Farhadi (re.) und sein Neuzugang Eric Espinoza, der gleich das wichtige 2:1 zum Sieg beisteuerte. Foto: Kormanjos

Schon vor dem Spiel präsentierte Ali Farhadi seine jüngste Errungenschaft mit einem kleinen Augenzwinkern: „Das ist meine Überraschungswaffe aus den USA“, scherzte der Cheftrainer des Niendorfer TSV – und meinte damit nicht etwa Neuzugang Linus Meyer, der noch nicht ins Teamtraining eingestiegen ist und dementsprechend nur als Zuschauer zugegen war, sondern einen gewissen Eric Espinoza. „Ich hatte ihn letztes Jahr schon im Training. Damals haben wir uns darauf verständigt, dass er jetzt kommt. So war der Plan – und es hat funktioniert“, verriet Farhadi im Nachgang. Und eben jener Eric Espinoza hatte am Ende auch entscheidenden Anteil am Sieg der „Sachsenwegler“ gegen einen anfangs aufmüpfigen FC Union Tornesch (alle Highlights im LIVE-Ticker)…

Tim Philipp Krüger (li.) behauptet sich in der Luft gegen Piet Scobel. Foto: Kormanjos

Seit nunmehr zehn Tagen sei der Mittelfeldspieler beim NTSV, so Farhadi. „Er ist ein cooler Typ und hat sich bereits voll integriert“, haben Espinoza und seine neuen Teamkollegen am Freitagabend beim Mannschaftsabend den Dom unsicher gemacht. „Er hat noch ein bisschen Jetlag in den Knochen und muss noch ein bisschen was drauflegen. Aber was mir sehr gefallen hat: Er hat sein Spiel in der Halbzeit geändert, war für uns eigentlich der ‚Game Changer‘ und an allen Aktionen beteiligt.“

Zudem erwies der eher kleine und wuselige Espinoza als „Kopfballungeheuer“, witzelte Farhadi nach dem 2:1-Führungstreffer für sein Team, als der 26-Jährige in eine Flanke von Dario Streubier hineinlief und einschädelte (48.). Der so wichtige Führungstreffer direkt nach der Pause. Und auch in der Folge war der nun überall zu findende Espinoza an fast allen Situationen seiner Niendorfer beteiligt. Ein starkes Debüt! Das brauchte der NTSV aber auch. Denn in den ersten 45 Minuten lief lange Zeit nichts zusammen. „Gegen solche Gegner, die ihr Spiel eher aus der Passivität heraus aufziehen, tun wir uns eigentlich immer schwer. Man hat gemerkt, dass die uns ärgern wollten“, sah Farhadi einen anfangs guten Gegner.

Witte lässt Tornesch jubeln - "Duracell-Häschen" Brückner egalisiert

Daniel Brückner (li.) ist auch mit 42 Jahren noch nicht zu stoppen und erzielte per Foulelfmeter bereits sein fünftes Saisontor. Foto: Kormanjos

„Jungs, die stehen schlecht – weiter geht’s“, hatte Union-Innenverteidiger Leandro de los Santos Korth schon früh Schwächen bei den Hausherren ausgemacht. Und tatsächlich. Zunächst musste Leon Neumann noch in allerhöchster Not gegen Morris von Winckelmann retten (5.), ehe Tim Leon Witte nach einem tollen Zuspiel von Maik Stahnke aus 18 Metern das lange Eck anvisierte und Tobias Grubba damit überraschte – 0:1 (23.)! „Die erste halbe Stunde war die beste, die wir bisher in der Oberliga gespielt haben“, konstatierte Tornesch-Trainer Martin Schwabe – und fügte an: „Das stimmt mich positiv und ich glaube, die Jungs auch. Denn die waren in der Kabine auch von sich selbst sehr begeistert, dass das so gut funktioniert hat.“

Allerdings musste man noch kurz vor der Pause den so unnötigen Ausgleichstreffer hinnehmen. Unnötig deshalb, weil Ante-Akira Kutschke rechts an der Strafraumgrenze eher vom Tor weglief und der Winkel ohnehin schon sehr spitz war, aber der junge Keeper Adrian Weiß aus seinem Tor stürmte und den Angreifer zu Fall brachte. Elfmeter! Das inzwischen 42-jährige (!) Duracell-Häschen Daniel Brückner verwandelte ganz cool und sicher (44.), erzielte im dritten Saisonspiel bereits seinen fünften (!) Treffer und hätte nach Wiederanpfiff beinahe noch einen weiteren folgen lassen (59.). Vorbereitet: Natürlich Eric Espinoza.

Tornesch kommt jegliche Durchschlagskraft abhanden

„Wir wussten, dass der gegnerische Trainer in der Halbzeit etwas ändern wird. Da wussten wir nicht so genau, was dann mit uns passiert. Und dann sieht man halt, dass man eine ganz junge Truppe hat. Die zweite Halbzeit geht aber ganz klar an Niendorf und das Ergebnis ist letztlich auch verdient. Aber wir sind aufgrund der ersten Halbzeit positiv gestimmt“, bilanzierte Schwabe – und machte vor allem ein Manko aus: „Wir haben ja ein sehr schweres Auftaktprogramm und eigentlich in allen Spielen gemerkt, dass die Durchschlagskraft fehlt“, müsse man sich nun „schnell an das Niveau gewöhnen und gegen die vermeintlich schwächeren Gegner Punkte holen“.

"Es war nur noch eine Frage der Zeit und der Höhe"

Eric Espinoza (re.) war in der zweiten Halbzeit überall zu finden, jagte jedem Ball hinterher und war an nahezu jeder Offensivszene seiner Niendorfer beteiligt. Foto: Kormanjos

Gegen Niendorf gab es im Endeffekt nichts zu ernten, weil der eingewechselte Leon Meyer, Bruder von Neuzugang Linus, kurz vor Ultimo nach feinem Auge von Kutschke den 3:1-Endstand erzielte (89.). „Wir sind aus der Halbzeit rausgekommen und haben nur noch auf ein Tor gespielt. Da war es dann nur noch eine Frage der Zeit und der Höhe. Aber wir haben uns sehr schwergetan“, gab Farhadi unumwunden zu. Die vielen Abgänge im Offensivbereich machten sich doch bemerkbar. „Die Jungs haben es im ersten Durchgang nicht schlecht gemacht, aber in der Box sind wir einfach zu harmlos“, so Farhadi, der unter der Woche zwei Tage auf den kranken Kutschke sowie auf die verletzten Marijo Saric und Ibrahim Ali verzichten musste. Aber an diesem Nachmittag hatte man ja einen gewissen Eric Espinoza in den eigenen Reihen…

Autor: Dennis Kormanjos

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