Landesliga Hammonia

„Ich war um 23:25 Uhr zurück an der Bültenkoppel und habe noch die Waschmaschine angeschaltet“

20. November 2023, 18:49 Uhr

Am Ende waren es keine vier, sondern gleich fünf Tore, die Stefan Winkel beim 5:1-Erfolg seines SC Poppenbüttel an der Hoheluft erzielte. Archivfoto: noveski.com

Von einer ungewöhnlichen Anstoßzeit zu sprechen, wäre wohl noch stark untertrieben. Vielleicht hat der SC Victoria Hamburg II mit der Austragung der Partie gegen den SC Poppenbüttel an einem Sonntagabend um 20:30 Uhr aber auch den Gästen in die Karten gespielt. „Natürlich wurde da im Vorfeld viel drüber gesprochen“, machte Stefan Winkel, Top-Torjäger der Mannen von der Bültenkoppel, keinen Hehl daraus. Aber: „Wir haben das Beste aus der Situation gemacht und ich glaube, das hat bei dem einen oder anderen schon auch nochmal für einen zusätzlichen Motivationsschub gesorgt.“

Zwei Winkel-Treffer bereitete Max Selch (li.) mustergültig vor. Der SC Poppenbüttel nahm die verrückte Anstoßzeit als zusätzliche Motivation. Archivfoto: noveski.com

Apropos Stefan Winkel: In den vorangegangenen vier Spielen konnte der Kapitän des SC Poppenbüttel stolze 16 Scorerpunkte (sieben Tore/neun Vorlagen) verbuchen. An einem Sonntagabend um 20:30 Uhr hat aber auch er noch kein Pflichtspiel absolviert – trotz seiner jahrelangen höherklassigen Erfahrung. Etwas süffisant kommentierte der 33-Jährige die Ansetzung: „Das ist schon krass, für einige zur Tatort-Zeit, für andere eine Uhrzeit, bei der an einem Sonntagabend nicht mehr viel geht. So hat sich mein Körper auch angefühlt. Aber dann war es doch ein anderer Abend, als ich eigentlich dachte, als ich zum Spiel gefahren bin.“ Es wurde ein denkwürdiger Abend für Winkel und seinen SCP!

Mit einem großen Augenzwinkern resümierte er nach den 90 Minuten: „An einem guten Abend mache ich Acht. Aber nicht an einem Sonntagabend um 20:30 Uhr.“ Was wie ein scherzhafter Spruch klingt, war an jenem Abend gar nicht so abwegig. Ganz und gar nicht sogar. Denn: Winkel erzielte sämtliche fünf Treffer seines Teams, traf zudem einmal Pfosten und Latte! „Es ist jetzt nicht das erste Mal, kommt aber natürlich nicht jede Woche vor. Ich bin super happy damit“, freute er sich insbesondere darüber, dass er seiner Mannschaft mit seinen fünf Buden maßgeblich zum Sieg verhelfen konnte. Zum deutlichen Sieg!

"Wir haben uns gefunden"

„In den letzten Wochen lief es echt gut für mich, aber auch für die Truppe insgesamt. Mit Ausnahme des Tesla-Spiels haben wir zuletzt das abrufen können, was man auch im Training sieht. Wir haben uns gefunden“, so Winkel, der den Poppenbütteler Torreigen schon nach nicht einmal 120 Sekunden eröffnete. Von Onur Tunc bedient, blieb Winkel – trotz klarem Kontakt – standhaft und brachte seinen SCP in Front (2.). Nachdem er zwischenzeitlich noch am Pfosten scheiterte, sorgte er mit dem Pausenpfiff für die Verdopplung der Führung, als er nach einem super Pass von Marc-Lennard Uhlhorn den uneigennützigen Querpass von Max Selch nur noch ins Eckige bugsieren musste (45.).

"Die beste Halbzeit, die er von uns gesehen hat"

Stefan Winkel lebt für den SC Poppenbüttel. Seine Bilanz der letzten fünf Spiele: Zwölf Tore, neun Vorlagen! Nun freut man sich an der "Bülte" auf BU. Archivfoto: noveski.com

„Wir waren eigentlich sehr zufrieden damit, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben. Wir hatten viel Ballbesitz und haben den Gegner laufen lassen“, befand Winkel. Während Chefcoach Yavuz Kement sogar davon sprach, „dass das die beste Halbzeit war, die er von uns bisher gesehen hat“. Aber Winkel hatte längst noch nicht genug. Nach einer kurz ausgeführten Ecke war er bei seinem sehenswerten Schlenzer mit dem rechten oberen Innenpfosten im Bunde – Traumtor (54.)! Keine fünf Minuten später jagte der Routinier eine verunglückte Kopfballabwehr per Volley ins Glück (59.) und machte mit einem weiteren „Streichler“ vom Sechzehnereck den Fünferpack perfekt (73.)! Die Hausherren durften nur noch den Ehrentreffer von Jannis Marc Daniels bejubeln (79.).

Doch mit dem späten Abpfiff um 22:17 Uhr war der Abend für den Fünffach-Torschützen noch nicht vorbei. „Ich war um 23:25 Uhr zurück an der Bültenkoppel und habe noch die Waschmaschine angeschaltet“, nahm er die fast schon bodenlose Anstoßzeit am Ende mit Humor – und kam auch am nächsten Morgen „mit guter Laune ins Büro, obwohl er Morgen sehr schnell kam“, witzelte Winkel abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos