Tornieporth im Interview: Von Düneberg nach Düneberg - Teil 1

Dennis Tornieporth über seine Profikarriere, seine Fußballschule und die Zukunft

26. April 2016, 07:14 Uhr

Dennis Tornieporth hat in seiner Karriere den absoluten Kämpfer- und Siegeswillen verinnerlicht. Foto: KBS-Picture.de

Dennis Tornieporth ist einer dieser Typen, die jede Mannschaft dringend braucht! Ein richtiger Kämpfer, der die Außenbahn unermüdlich beackert, nie aufgibt und obendrein noch ein fairer Sportsmann ist. In seiner Profikarriere, stand „Tornie“ zweimal im DFB-Pokal, sammelte viel Erfahrung und feierte einige Erfolge. Nun, nach 16 Vereinswechseln, ist der 33-Jährige zu seinem Heimatverein Düneberger SV, bei dem seine aufstrebende Karriere begann, zurückgekehrt wo er in der kommenden Saison den Trainerposten übernimmt. Wir sprachen mit dem sympathischen Flügelflitzer über seine schönsten Momente, die lustigsten Kabinenerlebnisse und sein erstes geschriebenes Autogramm.

Dennis, du hast in Deiner Fußballkariere das Trikot von mehr als einem Dutzend Vereinen getragen. Fieberst Du heute noch mit einem Deiner ehemaligen Vereine mit?
In der Tat habe ich einige Stationen in meiner Laufbahn erlebt. Natürlich beobachtet man immer noch den Werdegang der jeweiligen Vereine, aber richtig mitfiebern wäre übertrieben. Zu einigen Vereinen hat man aber auch heute noch ein besonderes Verhältnis und drückt ihnen besonders die Daumen.

Immer hoch hinaus: Ein Moment an den sich Tornieporth (oben) gerne zurückerinnert: Der Meisterschaftstitel 2014 mit dem TuS Dassendorf. Foto: KBS-Picture.de

Was ist Deine schönste Erinnerung an die letzten Jahre?
Es gab in den zurückliegenden Jahren so viele schöne Momente, dass ich mich nicht genau festlegen kann. Aber der Aufstieg mit Dassendorf und die anschließende Meisterschaft sind schon sehr schöne Erinnerungen, die ja auch noch nicht so lange her sind.

Wann war der Höhepunkt Deiner Karriere erreicht?

Ich hoffe, der steht noch aus! Spaß beiseite, ich denke, dass man das gar nicht so genau festlegen kann. Ein Karrierehighlight war sicherlich die Saison 2005/2006, als wir mit dem FC St. Pauli bis ins DFB-Pokal Halbfinale gekommen sind. Durch mein Tor und meine Vorlage in der ersten Runde sind wir überhaupt erst weiter gekommen, daran erinnert man sich natürlich sehr gerne. Aber es gab auch vorher (Holstein Kiel) und hinterher noch einige Höhepunkte, das würde aber die Zeilenkapazitäten sprengen.

Augen zu und nachgedacht – welches war Dein schönstes Tor?
Schöne Tore habe ich einige geschossen, besonders einige Fernschüsse sind mir da noch gut in Erinnerung. Ein sehr schönes und zudem sehr wichtiges Tor habe ich in der Saison 2007/2008 für den 1.FC Magdeburg geschossen. Im Spiel gegen den Aufstiegskandidaten Fortuna Düsseldorf habe ich das entscheidende 1:0 gemacht. Nach einer Flanke von der linken Seite nahm ich den Ball volley und der war dann drinnen. Dadurch konnten wir drei wichtige Punkte gegen den Abstieg einfahren.

Unglücklich und nachdenklich: Zwar nicht in der Dassendorf-Zeit, aber in der früheren Karriere gab es Momente, an die Tornieporth ungern zurückblickt. Foto: KBS-Picture.de

Gab es Momente, auf die Du ungern zurückblickst?
Natürlich gibt es auch einige Momente, an die man sich nicht so gerne zurückerinnert, dass gehört aber zu einer Fußballkarriere beziehungsweise Entwicklung genauso dazu, wie die schönen Momente. Als Beispiel sei hier der 1. FC Magdeburg genannt, wo ich ein halbes Jahr lang Mittelstürmer spielen musste, da es meine Position in dem Spielsystem (3-5-2) nicht gegeben hat beziehungsweise die Außenbahn sehr gut ausgefüllt worden ist. Ich bin mit der Versprechung dorthin gewechselt, dass ein anderes Spielsystem (3-4-3 oder 4-3-3) gespielt werden sollte. Statt Außen habe ich Mittelstürmer gespielt und konnte so nicht meine eigentlichen Stärken zeigen. Leider, denn das Potenzial dort ist gewaltig. Mittlerweile sind sie ja auch wieder auf einem sehr guten Weg, was mich persönlich sehr freut!

Gab es Vereinswechsel die Du am Ende bereut hast?
Ja, da gab es zwei, die ich im Nachhinein so nicht wieder gemacht hätte. Auch wenn es sicherlich ein Highlight war, für den FC St. Pauli zu spielen und ins Halbfinale des DFB-Pokals einzuziehen, war der Wechsel zum FC St. Pauli rückblickend einer davon. Der Trainer, Andreas Bergmann, war von mir nicht so überzeugt, wie es Manager Stanislawski und Co-Trainer Trulsen waren. Der Trainer war somit nicht der richtige für mich, was ich leider erst im Nachgang erfahren habe, sodass ich natürlich nicht die schönsten Erinnerungen an diese Saison habe. Aber diese Erinnerungen sind mehr dem Trainer geschuldet als dem Verein. Ich gehe auch heute noch, meistens mit Kobra (Michael Funk, Manager TuS Dassendorf, Anm. d. Red.), ins Stadion und freue mich immer auf diese tolle Atmosphäre.

Bunte Schuhe, Gel in den Haaren und Stutzen über die Knie – Deine Welt?
Ich trage am liebsten schwarze Fußballschuhe. Meine Stutzen habe ich mir noch nie über die Knie gezogen und Gel habe ich zwar dezent in den Haaren, aber auch nur weil ich sonst vogelwild aussehe! Ich bin da eher noch sehr altmodisch. Allerdings ist es heutzutage nicht mehr so einfach, schwarze Schuhe zu finden. Oftmals sind sie leider nicht lieferbar, sodass selbst ich mir blau/orange kaufen musste und aktuell auch trage - zumindest auf Kunstrasen. Aber jeder muss das so machen, wie er sich am wohlsten fühlt, es gibt da nicht DIE richtige Lösung. Und bunte Schuhe lassen sich eben doch besser verkaufen…

Was für ein Gefühl war es, das erste Autogramm zu schreiben?
Die ersten Autogrammwünsche, ich glaube damals als A-Jugendlicher beim HSV, waren natürlich sehr aufregend und schön. Meine ersten Autogrammkarten gab es dann 2003 bei Holstein Kiel, das waren immer tolle Momente, gerade in der Anfangszeit, wenn man nach einer Unterschrift gefragt wurde.

Was war das lustigste Erlebnis in der Kabine?
Es gibt so viele lustige Geschichten, die sich in einer Fußballmannschaft abspielen, dass man sich gar nicht mehr so genau an alle erinnern kann. Gut erinnern kann ich mich aber noch an eine Szene aus Emden: Hier gab es in der Kabine immer viel Obst, Kuchen und ab und an auch mal was Süßes. Und unser Trainer war immer der Erste, der dann bei den Süßigkeiten die Chance ergriff … Leider war es Weingummi mit extremem Chili-Geschmack. Die ganze Mannschaft inklusive Co-Trainer lag auf dem Boden und konnte nicht mehr vor lachen!

Niederlage in letzter Sekunde – wie hast Du reagiert?
Früher konnte ich damit überhaupt nicht umgehen und hatte dann oftmals sehr schlechte Laune. Mittlerweile kann ich damit besser umgehen und trage sowas nicht mehr Tage mit mir herum, was dem Privatleben zu Gute kommt. Wichtig ist, dass man aus Niederlagen lernt und probiert, die entsprechenden Fehler abzustellen.

Bei welcher Trainingsübung hast Du richtig geflucht?
Ich persönlich war niemals der größte Trainingsweltmeister, aber ich wusste immer, wann es drauf ankommt und war dann auch zu 100% da! Die Saison-Vorbereitung zum Beispiel ist natürlich nie so schön, aber sie ist grundlegend und deswegen war sie für mich auch nie so schlimm wie für viele andere Spieler. Übungen ohne Ball gehörten nie zu meinen Favoriten, besonders nicht während der Saison, da man eigentlich auch alles mit dem Ball trainieren kann. Jedoch muss ab und an auch mal eine „Schweine-Übung“ mit ins Trainingsprogramm eingebaut werden, die Betonung liegt hier aber auf „ab und an“.

Welche Fußballregel würdest Du abschaffen – und warum?
Ich finde, dass man die Freistoßregel abschaffen sollte, dass Freistöße erst außerhalb des eigenen Strafraums angenommen werden dürfen, wenn der Freistoß innerhalb des eigenen Strafraums liegt. Ebenso, dass man Flachabstöße beliebig oft wiederholen darf, wenn man den Ball innerhalb des eigenen Strafraums annimmt. Für mich sind diese Regeln nicht nachvollziehbar.

Warst Du nach dem Spiel eher der Kabinenhocker oder bist sofort nach Hause geflüchtet?
Als Profi, gerade bei den Vereinen, bei denen es eine tolle Gemeinschaft gegeben hat und bei Dassendorf, war ich sehr gerne noch längere Zeit mit den Jungs in der Kabine. Mittlerweile ist es aber nicht mehr so oft der Fall, da ich ja nun wirklich sehr viel Zeit beim Fußball verbringe und man sich auch immer wieder freut, zu Hause mit der Familie Zeit zu verbringen.

Zweiter Teil des Interviews am morgigen Mittwoch zu lesen!

Unser Gespräch mit „Tornie" ging auch noch in eine zweite Halbzeit. Wir unterhielten uns mit dem 33-Jährigen über die Rückkehr zu seinem Heimatklub, seine Fußballschule '100% Fußball', die er mit Langzeit-Weggefährten Eric Agyemang Anfang 2014 gegründet hat und vergleichen den heutigen Jugendfußball mit dem damaligen. Den zweiten Teil des Interviews findet Ihr bereits morgen auf unserer Seite!

Autor: Daniel Meyer