„Wo Klemme ist, ist oben!“

„So etwas gab es in 60 Jahren SC Condor nicht!“

31. Mai 2016, 15:24 Uhr

„Wir sind Meister der Herzen“

Foto: SC Condor 2. Herren / facebook

Die folgenden fünf Partien wurden nicht nur allesamt siegreich gestaltet, sondern auch ohne Gegentor über die Bühne gebracht. „Wir haben unsere Spiele gewonnen – egal wie!“ Von „Kanonenfutter“ konnte in der Schlussphase der Saison ebenfalls nicht die Rede sein – schließlich wurde die direkte Konkurrenz aus Lokstedt (1:0), Glashütte (2:0) und eben Vicky II (1:0) in die Schranken gewiesen. „Wir sind eine richtige Heimmacht geworden, das beste Auswärtsteam der Liga und haben die wenigsten Gegentore kassiert. Glückwunsch an Vicky – aber im Grunde genommen sind wir Meister der Herzen“, meint Klemme in gewohnt süffisanter Art und Weise. Vergleiche zu seiner vorherigen Station in Pinneberg möchte der 39-Jährige hingegen nicht ziehen, „kann man auch nicht“, so Klemme. „Aber diese Truppe hat sehr schnell begriffen, was ich wollte. Die Trainingsbeteiligung war immer sehr hoch und alle haben Vollgas gegeben. Anfang der Saison haben mein Co-Trainer Jan Pawletta und ich die Jungs in eine Art Schablone gedrückt: Wir wollten unser System durchdrücken und haben die Jungs dementsprechend da reingesetzt. Da haben sie angefangen, nachzudenken und alles aufzusaugen.“ Ein ungewohntes Bild – vor allem für die Spieler. „In den letzten Jahren konnten sie machen, was sie wollten. Deshalb bin ich sehr erfreut und glücklich darüber, wie schnell die Jungs umgesetzt haben. Es waren regelmäßig 20 Mann beim Training, so dass ich häufiger mal zwei Mann aus dem Kader streichen musste, was nie einfach ist und war.“

„So etwas gab es in 60 Jahren SC Condor nicht!“

Auch die Spielerfrauen haben ihren Anteil am Erfolg. Foto: SC Condor 2. Herren / facebook

Nach einer überaus erfolgreichen Saison, die den SC Condor II das allererste Mal in die Landesliga hievt, ist für Klemme jedoch Schluss. Der Übungsleiter heuert beim Nord-Ligisten Eintracht Lokstedt an – verlässt seine Truppe aber mit einem weinenden Auge, wie er uns verrät: „Ich bin schon traurig, da ich ein ‚Herzmensch‘ bin, sehr nah an den Jungs dran bin und eigentlich alles über sie weiß. Aber nichtsdestotrotz freue ich mich auf die neue Aufgabe. Die drei Aufstiege waren alle mit zweiten Mannschaften, jetzt habe ich eine Erste im nächsten Jahr. In Lokstedt wird man sich auch schnell an mich gewöhnen müssen, denn da ist auch nicht alles Gold was glänzt.“ Nichtsdestotrotz bleibt Klemme eben ein Klemme: „Ich gebe mir zwei Jahre, dann sind wir mit Lokstedt in der Landesliga!“ Seine aktuelle Mannschaft wird er dann mit einem Auge weiter verfolgen. „Die Jungs müssen sich schnell an das Niveau gewöhnen. Ich kenne das, da wir mit Pinneberg zwei Jahre lang durch das ‚Krisengebiet‘ mussten. Da war jede Woche Dampf und Feuer angesagt gegen Typen, die haben einen Einwurf gemacht und kassierten dafür 500 Euro im Monat. Das ist eben dieser Unterschied, den die Mannschaft nun erleben wird. Aber das sind alles gute Kicker und ich traue ihnen im ersten Jahr den Klassenerhalt zu. Ich hoffe, dass sie die Euphorie mitnehmen.“ Am Donnerstag geht es für eine achtköpfige Equipe nach Mallorca, wo das Erreichte noch einmal ausgiebig begossen wird. „Dann müssen sie sich auf die neue Liga vorbereiten und Gas geben. Ich wünsche, dass mein Nachfolger schnell Erfolg hat und den Zugriff zur Mannschaft bekommt. Ich glaube, wenn der Verein die Zweite noch ernster nimmt und sie vielleicht auch etwas mehr unterstützt, indem man nach dem Spiel mal ein Essen raushaut oder die Kosten für die Physios übernimmt, ist viel möglich. Denn ich glaube: Das, was in diesem Jahr mit dieser Mannschaft passiert ist, gab es in 60 Jahren SC Condor nicht! Jetzt ist der Verein dran, diese Früchte hochzuhalten. Und ich möchte die Leute bitten, dass man diese Jungs jetzt nicht fallen lässt wie eine heiße Kartoffel, sondern sie weiter pusht. Denn es gibt doch nichts Geileres als eine zweite Mannschaft, die ohne finanziellen Aufwand für Furore sorgt!“

Der Trainer nimmt den Hut und wird von seinen Spielern verabschiedet