Asantes Kopf ist „rotes“ Glück – „So wünscht man sich ein Derby!“

200 stimmungsgewaltige Zuschauer sehen temporeiches Derby

12. November 2016, 01:00 Uhr

Der Jubel nach dem 2:1: Torschütze Yaw Asante (li.) wird von Jon Pauli geherzt. Während Vorbereiter Alper Bas (re.) eine ganze Reihe an Mitspielern auf sich zulaufen sieht. Foto: noveski.com

94 Minuten lang ein beeindruckendes Tempo, ein offener Schlagabtausch mit reichlich Emotionen – und zwei Teams, die sich vor atemberaubender Kulisse überhaupt nichts schenkten: das Derby zwischen dem Eimsbütteler TV und dem FC Alsterbrüder hatte wirklich alles zu bieten, was ein Bezirksliga-Duell ausmachen kann! Bei frostigen Temperaturen sorgten beide Mannschaften dafür, dass einem regelrecht warm ums Herz wurde – wie auch das herausragende Catering der Hausherren. „Genau so stellt man sich ein Derby vor“, war auch ETV-Coach Ingo Glashoff voll des Lobes. Sicher auch, weil seine Mannen eine turbulente Schlussphase überstanden und einen knappen 2:1-Sieg über die Runden retteten.

Die Fans des FC Alsterbrüder sorgten für mächtig Stimmung. Foto: noveski.com

Es lief bereits die Nachspielzeit, als Alsterbrüder-Keeper Moritz Kühn einen Freistoß von Höhe der Mittellinie weit an den gegnerischen Strafraum beförderte, wo der nicht immer sicher wirkende ETV-Fänger Nick Motzke den Ball unglücklich vor die Füße von FCA-Angreifer Stephan Wulf boxte. Dieser nahm aus 15 Metern mit links Maß – doch der eingewechselte „Ur-Eimsbütteler“ Sven Hellmund köpfte das Leder von der Linie und rettete seinem Team damit die drei Punkte! Der 30-Jährige rutschte erst kurz vor Beginn aus der Startelf, da er einige Minuten zu spät kam. Doch nach seiner Einwechslung trug er seinen Teil zum Erfolg des Teams bei. Wie wichtig dem ETV dieser Derbysieg war. Zeigte sich schon vor dem Anpfiff, als Co-Trainer Marcel Plewka im Spielerkreis einige emotionale Worte an seine Schützlinge richtete und Jon Pauli sogar mit einer kleinen, aber lieb gemeinten „Backpfeife“ bedachte.

Alsterbrüder drehen das Blatt nach der Pause

Der sitzt! Julien Usko (mi.) bejubelt den Führungstreffer. Foto: noveski.com

Eben jener Jon Pauli war am Führungstreffer seines Teams dann auch maßgeblich beteiligt: zunächst konnte Kühn im Eins-gegen-Eins gegen Yaw Asante noch glänzend parieren – aber die Gefahr für die Gäste war längst noch nicht gebannt. Pauli kam mit Tempo aus dem Hinterhalt und fand am zweiten Pfosten Julien Usko, der vor Robert Baake zur Stelle war und zum 1:0 vollendete (20.)! Es war ein Spiel mit viel Tempo und überlegenen Hausherren in Abschnitt eins. Doch das änderte sich nach Wiederanpfiff. Die Alsterbrüder wurden immer griffiger und der große Anhang trieb das Team ebenfalls nach vorne. Der Ausgleichstreffer in Minute 73 war zu diesem Zeitpunkt alles andere als unverdient: nach einem Rastetter-Einwurf von links konnte Samuel Olayisoye nicht klären. Felix Niebuhr behauptete sich und hämmerte das Spielgerät fast von der Grundlinie an die Unterkante der Latte – und von dort ins Glück. 1:1! Die Mannen um Ex-ETV-Coach Ulrich Brüning waren drauf und dran, das Geschehen zu drehen. Marek Schmidt probierte es mit einem Heber, nachdem Motzke zuvor ein wenig planlos aus seinem Kasten eilte – drüber (76.).

ETV beklagt Brandspuren und beschmierte Banden

Seht her, so schön war's! Felix Niebuhr (li.) auf dem langen Weg in Richtung Bank und Fans nach seinem Ausgleichstreffer. Foto: noveski.com

Praktisch im direkten Gegenzug flankt der gerade eingewechselte Alper Bas von der rechten Grundlinie und Asante schädelte ins linke Eck ein – 2:1 ETV (77.)! „Die Jungs sagen mir, dass dem Tor ein klares Handspiel vorausging“, ärgerte sich Brüning. Während die Spieler der Hausherren ausgiebig freuten. Anschließend hätte man die Partie entscheiden und dem FCA den Knockout verpassen müssen. Asante donnerte das Leder nach einem Solo über links ans Gebälk und Pauli scheiterte freistehend am stark reagierenden Kühn (78.). Es begann die heiße Schlussphase, in der die rund 200 Besucher ordentlich Stimmung machten und ihren FC Alsterbrüder nach vorne peitschten. Schlussendlich sollte es aber nicht mehr zu etwas Zählbarem reichen, weil Sven Hellmund die letzte Gelegenheit vereitelte. „Die erste Halbzeit ging an den ETV, da konnten die ihr schnelles Spiel aufziehen und hatten viele Positionswechsel, was uns ein bisschen überfordert hat. Aber in der zweiten Halbzeit waren wir voll da, haben das Spiel beherrscht und hätten einen Punkt absolut verdient gehabt“, bilanzierte Brüning.

„Jede Woche muss ich das nicht haben“

Nach dem Schlusspfiff bedankten sich die Spieler des FCA bei ihren Anhängern für die Unterstützung. Foto: noveski.com

Trotz der Niederlage feierten auch die Gäste noch lange nach dem Schlusspfiff in den Kabinen und vor dem Klubheim mit ihren Anhängern, die für eine tolle Atmosphäre sorgten, aber beim ETV nicht nur ein positives Feedback hinterließen: die Offiziellen beklagten im Nachgang Brandspuren auf dem Kunstrasen sowie beschmierte Banden. Zu den Anfeuerungsrufen während der 90 Minuten sagte Brüning: „Das macht Spaß und war einfach nur geil! Das ist das, was den Verein so besonders macht.“ Genauso besonders war die Rückkehr an seine langjährige Wirkungsstätte. „Es war schon eine heiße Geschichte, etwas Besonderes – und die Anspannung war auch da. Jede Woche muss ich das nicht haben. Ärgerlich, dass wir heute verloren haben – aber wir haben ein großes Spiel abgeliefert. Von daher ist alles in Ordnung.“

„Für die jungen Spieler ist das ein riesen Highlight“

Kapitän Gunnar Hitscher ließ es sich nicht nehmen, die stimmungsgewaltigen Fans lautstark zu "supporten". Foto: noveski.com

Noch erfreuter war man beim Eimsbütteler TV, wo Manager Koray Gümüs und Trainer Ingo Glashoff eine äußerst spielstarke Truppe zusammengestellt haben, die dem Verein nach einigen Jahren der Tristesse wieder ein sehr ansehnliches Gesicht gibt. Angesichts der vielen jungen, wenngleich sehr talentierten, Spieler sind Rückschläge einkalkuliert. „Wir haben es endlich mal geschafft, auch die zweite Halbzeit anständig anzugehen und nicht, wie bei den anderen Spitzenspielen, den Faden zu verlieren. Nach dem Spiel ist es immer leicht zu sagen. Aber heute hatten wir von Anfang an eine andere Stimmung, eine ganz andere Präsenz. Die erfahrenen Leute haben die Zügel in die Hand genommen und die Jungen geführt“, befand Glashoff, der anfügte: „Dass wir am Ende als Sieger vom Platz gegangen sind, war nicht unverdient. In den ersten 15, 20 Minuten der zweiten Halbzeit hatte der Gegner ein bisschen die Oberhand. Aber wir haben es geschafft, uns zu fangen und haben uns gute Chancen herausgespielt. Ich will die Leistung des Gegners überhaupt nicht schmälern, das war ein super Fight. Die werden auch ihren Weg machen.“ Zur Kulisse gab der Übungsleiter abschließend folgendes Statement zu Protokoll: „Vor allem für die jungen Spieler ist es natürlich ein riesen Highlight, vor so einer Kulisse zu spielen!“

Der LIVE-Ticker zum Derby mit allen Höhepunkten zum Nachlesen!