Oberliga

Ein 0:2 egalisiert: Paloma spuckt Altona in die Suppe – dank „Doppelpacker“ und Debütant!

26. November 2023, 01:00 Uhr

Josiah Borkwei (re.) krönte sein Oberliga-Debüt mit dem ersten Ballkontakt und der Vorlage zum 2:2 für seinen USC Paloma bei Altona 93. Foto: Hellwig/Paloma

Am Freitagabend um 22 Uhr habe er „noch schnell“ drei Jungspunde aus der eigenen U23 „akquiriert, weil wir sonst nur 15 Spieler gewesen wären“, sprach Marius Nitsch auf Lennart Kittler, Arik Landau und Josiah Borkwei an. Das Trio aus der „Zweiten“ des USC Paloma durfte die Reise mit der Liga-Mannschaft an die alt-ehrwürdige Adolf-Jäger-Kampfbahn mitantreten. Letzterer feierte in der 74. Spielminute seinen ersten Oberliga-Einsatz (alle Highlights im LIVE-Ticker). Und nur wenige Sekunden später sorgte er mit seinem allerersten Ballkontakt in der Hamburger Fußball-Beletage für großen Jubel bei den „Tauben“…

Veli Sulejmani (Mi.) hatte in der ersten Halbzeit die große Chance, seinen AFC nach einem langen Lohmann-Abschlag in Front zu bringen. Foto: Hellwig/Paloma

„Er hat noch nie bei uns mittrainiert, ist aber einer, der sich durch gute Leistungen bei der U23 gezeigt hat“, so sein Trainer Marius Nitsch über Josiah Borkwei, der ein Bilderbuch-Debüt für die Mannen von der Brucknerstraße feierte. Gerade auf dem Platz, da trat der Youngster nach einem weit gezogenen Freistoß aus der eigenen Hälfte von Lasse Blöcker und einer unglücklichen Kopfballverlängerung von Armel Gohoua prompt in Aktion. Der offensive „Wirbelwind“ bediente Malik Kramer, der im Abschluss ganz cool blieb und Dennis Lohmann zum 2:2 überwand (75.)! „Es ist natürlich schön, dass er sich so einordnet und auf jeden Fall für weitere Einsätze empfohlen hat“, lobhudelte Nitsch eben jenen Borkwei.

"Er hat ein riesengroßes Potenzial"

Lasse Blöcker (li.) - hier im Duell mit dem diesmal nahezu abgemeldeten Rasmus Tobinski - hatte seine Füße vor dem 2:2 mit einem langen Freistoß im Spiel. Foto: Hellwig/Paloma

Aber auch Torschütze Kramer erhielt ein Sonderlob. „Herausragend!“, war das erste Wort, was Nitsch in Bezug auf dessen Leistung über die Lippen kam. „Er hat wirklich eine richtig gute Partie gemacht. Vor allem, wie abgeklärt er das zweite Tor macht. Er zeigt es immer wieder im Training, hat nur leider seit Jahren immer wieder kleinere Verletzungsprobleme. Aber er hat ein riesengroßes Potenzial und profitiert gerade auch davon, dass ein paar Jungs in der Offensive fehlen, so dass er reingerutscht ist.“ Genauer gesagt: Mit Soleiman Kazizada, Martin Werner, Luca Albrecht, Tom Wohlers und Tom Bein fehlte nahezu die komplette Offensivabteilung. Dafür kehrte Haron Sabah nach längerer Verletzungspause ebenfalls in die Startelf zurück – und musste sofort über die volle Distanz gehen.

"Wir haben eine ganz tolle Moral gezeigt"

Moritz Niemann (li.) und sein USC Paloma kamen nach einem 0:2-Rückstand noch einmal zurück. Foto: Hellwig/Paloma

Doch zurück zu Kramer. Der umjubelte Ausgleichsschütze küsste seinen USC nach einem weiten Einwurf von Marco Schröder mit dem Anschlusstreffer bereits wach, als er das Runde ins Eckige nickte (60.). „Wir haben eine ganz tolle Moral gezeigt! Hier noch ein 0:2 aufzuholen, am Ende mit gefühlt noch ein, zwei Halbchancen, das muss man erstmal hinkriegen. Von daher fühlt es sich eher an wie ein Sieg. Nicht nur aufgrund des 0:2, sondern auch, weil Altona in acht Heimspielen bisher zwei Gegentore kassiert hat. Das ist ein ganz wichtiger Auswärtspunkt“, bilanzierte Nitsch.

Denn lange Zeit sah es ganz und gar nicht danach aus, als würden seine Uhlenhorster mit etwas Zählbarem im Gepäck die Heimreise antreten können. „In der ersten Halbzeit war Altona auf jeden Fall besser und hatte vorher auch schon die klare Chance, in Führung zu gehen. Da haben wir zweimal einen Tjark Grundmann im Tor, der uns am Leben hält“, konstatierte Nitsch. Vor allem gegen Veli Sulejmani reagierte der Keeper des USC im Eins-gegen-Eins überragend (30.). Glück hatte Grundmann hingegen, als Pascal El-Nemr nach einem Sulejmani-Steckpass freistehend am langen Eck vorbei zielte (44.).

El-Nemr und Gohoua sorgen für AFC-Doppelschlag

Sportchef Mato Mitrovic sprach El-Nemr in der Kabine dennoch Mut zu. „Du machst gleich einen!“, glaubte Mitrovic an die Qualitäten von El-Nemr. Und siehe da. Keine 120 Sekunden nach Wiederanpfiff überwand er Grundmann nach feinem Gohoua-Zuspiel aus relativ spitzem Winkel per Chip – 1:0 (47.)! Und nur wenige Augenblicke später sorgte ein punktgenauer Ball von Gianluca Przondziono aus der eigenen Hälfte dafür, dass Gohoua rechts im Sechzehner gegen einen nicht gut aussehenden Felix Spranger die Oberhand behielt und auf 2:0 erhöhte (55.)! Die Entscheidung? Mitnichten! „Trotzdem haben wir nicht aufgehört und weitergemacht. Unterm Strich müssen wir das so hinnehmen. Wir haben viele gute Ansätze gezeigt, aber zwei Punkte verloren. Heute sind wir für unsere Unaufmerksamkeit ziemlich bestraft worden“, haderte AFC-Coach Andreas Bergmann mit den Punktverlusten.

"Die Bedingungen waren komplett grenzwertig"

Auf diesem Platz sollte Fußball gespielt werden. Beide Mannschaften haderten damit, das Schiedsrichter-Gespann gab sein Go. Foto: Hellwig/Paloma

Dass die Partie überhaupt über die Bühne gehen konnte, war angesichts der Witterungs- und Platzverhältnisse ein kleines Wunder, aber auch ein großes Risiko. „Die Bedingungen waren komplett grenzwertig“, brachte es Nitsch auf den Punkt. „Ich hatte vor dem Spiel Probleme, mit meinen Straßenschuhen auf die Trainerbankseite rüberzukommen. Deshalb: Hut ab vor allen Spielern. Da habe ich schon schlechtere Spiele hier an der ‚AJK‘ gesehen. Gerade die zweite Halbzeit war sehr lebhaft mit teilweise toll herausgespielten Toren.“ In der Tat. Man sei froh gewesen, angesichts des Spielverlaufs mit einem 0:0 in die Pause gekommen zu sein. „Wobei der Start in die zweite Halbzeit überhaupt nicht so war, wie wir uns das vorgestellt haben. Das war sehr schläfrig und auch sehr schade, dass wir so schnell so in Rückstand geraten sind.“

"Es waren extrem ungünstige und schwere Bedingungen"

Colin Blumauer (li) bewacht Rasmus Tobinski ganz eng. Foto: Hellwig/Paloma

Auch Bergmann meinte: „Erst einmal bin ich überrascht, was wir hier teilweise noch für Fußball gespielt haben – gerade in der ersten Halbzeit. Da müssen wir schon ein, zwei Tore machen. Ich fand uns auch in der zweiten Halbzeit zwingender. Wir waren aber einfach zweimal unaufmerksam. Das ist uns lange Zeit nicht passiert und war auch ein bisschen unglücklich. Deshalb sind wir jetzt alle ein bisschen enttäuscht, weil wir selbst auch nicht kaltschnäuzig genug waren.“ Dass die Partie angepfiffen wurde, kommentierte er ziemlich salomonisch: „Wollen wir es mal so sagen: Es waren extrem ungünstige und schwere Bedingungen.“ Doch am Ende machten beide Team das Beste daraus!

Autor: Dennis Kormanjos