Bezirksliga Nord
Falke böse gerupft – und „brutal auf dem Boden der Tatsachen gelandet“
„Man sollte sich ja auch stellen, wenn man übelst auf die Fresse bekommen hat“, stand HFC-Coach Hellmann trotz der Packung beim VfL 93 Rede und Antwort. „Das war von vorne bis hinten ein gebrauchter Abend“, resümierte er. Ein Abend mit zwei völlig unterschiedlichen Spielhälften. Zwar starteten die „Stadtparkkicker“ furios in den ersten Abschnitt, scheiterten aber nach nicht einmal 120 Sekunden in Person von Jascha Fahrenkrog und Benjamin Marschall am besten Falken, Torhüter Marco Wendt. Den Schlussmann sprach sein Übungsleiter im Nachgang von jeglicher Kritik frei. An Wendt lag es mit Sicherheit nicht, dass der HFC einen desaströsen Abend erlebte. Im Gegenteil. Am Ende bewahrte der Keeper die Gäste vor einer noch höheren Pleite. Dass es jedoch so weit kam, lag auch an der haarsträubenden Chancenverwertung in den ersten 45 Minuten. Vor allem Timo Riemer agierte komplett glücklos und versemmelte diverser Großchancen leichtfertig. Beispiel gefällig: Keine fünf Zeigerumdrehungen waren vorüber, als der Falke-Angreifer den gegnerischen Torsteher Jens Grawe bereits umkurvt hatte, das Runde aber nicht im völlig verwaisten Eckigen unterbringen konnte. Wahnsinn!
"Wie man nach der Halbzeit zurückliegen kann, muss mir mal einer erklären"
In der Vorwoche noch dreifacher Torschütze, nun erlebte Timo Riemer (li.) einen rabenschwarzen Abend. Foto: Both
Und so kam es, wie es kommen musste. Mit einem simplen, aber gut und zielstrebig vorgetragenen Angriff gingen die „Borgwegler“ in Front. Karmazyn kam nicht hinterher, in der Mitte schob Fahrenkrog den folgenden Querpass ein (11.). Die Gäste ließen weitere Möglichkeiten liegen, so dass der VfL vor der Pause nachlegte: Diesmal waren es Henrik Petersen und Bennett Schlechtweg, die sich gegenseitig düpierten. Nutznießer war Benjamin Marschall – 2:0 (44.). „Das Gegentor ist wirklich brutal“, ärgerte sich Hellmann über die individuellen Aussetzer in seinem Team – und rätselte: „Wie man nach der Halbzeit zurückliegen kann, das muss mir mal einer erklären. Aber am Ende des Tages machst du die Buden nicht und dann liegst du hinten.“
Wendt von Vorderleuten allein gelassen
Nach der Pause zerfielen die Falken komplett. „Eine Erdung sondergleichen“, wie Hellmann befand. „Dass man Rückschläge haben wird, war klar. Aber das man so hart auseinanderfällt und elf Individuen auf dem Platz hat…“, rang Hellmann nach Worten – und nahm lediglich Marco Wendt aus der Schusslinie raus. „Er verhindert, dass wir eine noch deutlichere Rutsche bekommen.“ Doch auch der Keeper war nach einer Stunde machtlos, als eine ganze Fehlerkette des HFC zum dritten Gegentreffer führte. Zunächst ließ sich Petersen von Alexander Inacio viel zu leicht abkochen, dann rückte Andreas Bartel nach dem folgenden Steckpass auf Marschall nicht ein. Da Benjamin Baarz gleich ganz stehen blieb und nicht den Rückwärtsgang antrat, hatte Marschall freie Bahn und markierte das 3:0 (60.). Ein ums andere Mal wurde Wendt von seinen Vorderleuten regelrecht im Stich gelassen!
Fabritius trifft in zehn Minuten doppelt
In der 79. Minute ersetzte David Fabritius den Doppeltorschützen – und tat es ihm gleich. Nur wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung stach der Joker unbedrängt ein erstes Mal (81.), ehe sich Petersen und Schlechtweg die nächste Slapstick-Aktion leisteten und Fabritius den zweiten Torerfolg ermöglichten (86.). „Daraus müssen wir die richtigen Schlüsse ziehen“, bilanzierte Hellmann – und kündigte gleichzeitig eine „harte Aufarbeitung“ am Montag an. „In der ersten Halbzeit haben wir ein paar richtig gute Aktionen gefahren, sind aber an uns selbst gescheitert - die zweite Hälfte war dagegen völlig indiskutabel. Aber das ist im Mannschaftssport so. Wir haben die Siege zusammen gefeiert und verlieren auch zusammen. Jetzt heißt es: Arschbacken zusammenkneifen – und dann werden wir ‚Falke-like‘ wieder aufstehen.“