Moslehe schießt Wedel mit spektakulärem „Hammer-Tor“ ins Halbfinale

Großkopf: „Auch wenn es noch mal knapp wurde, haben wir verdient gewonnen“

10. Dezember 2017, 19:17 Uhr

Ab der zweiten Halbzeit waren Theodoros Ganitis (li.) und seine Wedeler nicht mehr zu stoppen. Foto: KBS-Picture.de

Pokalspiele haben immer eine gewisse Brisanz. Nicht selten fliegen vermeintliche Favoriten gegen „kleinere Gegner“ aus dem Wettbewerb. Deshalb reiste auch der Oberligist Wedeler TSV mit einer gewissen Vorsicht zum VfL Lohbrügge, der in der Landesliga Hansa seine Punktspiele bestreitet. Eine Halbzeit lang sah es tatsächlich so aus, als wenn Lohbrügge auf einem guten Weg wäre, das Halbfinale zu erreichen. Doch die Halbzeitansprache von WTSV-Coach Jörn Großkopf schien gesessen zu haben. In der Folge fielen nicht nur vier Tore, sondern es kam auch zu einer spannenden Schlussphase. Dabei gab es einen Treffer, der so spektakulär war, dass er eigentlich die Bezeichnung „Tor des Monats“ verdient hat.

Das Halbfinale war erreicht und der Siegerkreis beendet, als die Mannschaft des Wedeler TSV wusste, wen sie nach diesem ODDSET-Pokal-Viertelfinale besonders herzen musste. Einer nach dem anderen ging auf Ali Moslehe zu, um ihn abzuklatschen oder einfach nur zu umarmen. Dabei schien es den Elbstädtern ein großes Bedürfnis gewesen zu sein, dem Mittelfeldspieler zu seinem umwerfenden Traumtor zu gratulieren. Ein Treffer, der sicherlich in die ganz enge Auswahl zum „Tor des Monats“ kommen würde. Doch nicht nur, dass dieses Kunststück die Kinnlade des Großteils der 118 anwesenden Zuschauer runter fallen ließ, zudem war es auch noch der Treffer, der dem Favoriten am Ende zum Sieg verhalf - auch wenn es in der ersten Halbzeit zunächst nicht so aussah, als könnten die Gäste gegen einen stark beginnenden VfL Lohbrügge überhaupt noch etwas reißen.

Mitrovic: „In der ersten Hälfte haben wir super Fußball gespielt“

Im ersten Durchgang kam Wedel häufig einen Schritt zu spät. So wie Jan Eggers (re.) bei Hamza Erkan. Foto: KBS-Picture.de

Zur Halbzeitpause stand es verdientermaßen 1:0 für die Hausherren. Der Landesligist kämpfte von der ersten Sekunde an und gestaltete das Spiel schnell. So kamen die Lohbrügger bereits in den ersten Minuten zu guten Gelegenheiten, doch Duro Arlovic und Pascal Bäker verfehlten das Ziel knapp. Den Gästen wurde hingegen, aufgrund einer guten Defensivleistung, lediglich Platz für Fernschüsse gelassen, die allerdings entweder hoch über das Tor oder aber, so wie bei Marcus Richters Versuch in der elften Minute, neben das Gehäuse flogen. Vom Oberligisten war bis zur Pause kaum Zug nach vorne zu erkennen und auch in der Rückwärtsbewegung hätte die Elf von Jörn Großkopf keine guten Schulnoten erhalten. Anders der VfL. Die Jungs von Coach Mato Mitrovic erspielten sich weitere Chancen, scheiterten aber unter anderem an starken Reaktionen von Keeper Stefan Steen. So auch in der 20. Minute, als Antonio Kobas einen Abpraller des Schlussmannes nutzte und aus sechs Metern auf den Kasten schoss. Wedels Steen parierte zwar, konnte den Ball aber nicht festhalten, sondern kratzte das Leder mit seinem Arm noch von der Linie. In diesem Moment sahen Kobas und seine Teamkollegen den Ball jedoch bereits hinter der Linie. Doch das Schiedsrichtergespann um Björn Lassen entschied schnell und überzeugt, dass der Ball nicht mit vollem Umfang die Torlinie passierte.

Ein Klassenunterschied war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erkennen. Im Gegenteil. Lohbrügge zeigte sich mindestens ebenbürtig und wies kurz vor der Halbzeit den Oberligisten dann sogar in seine Schranken, als Anto Zivkovic dreieinhalb Zeigerumdrehungen vor der Pause den Führungstreffer für die Gastgeber markierte. Dabei nutzte der VfL-Akteur einen Abpraller von Steen, der den zuvor gut geschossenen Ball von Kobas nur zur Seite abklatschen konnte. Mit diesem 1:0 ging es anschließend in die Kabinen. Lohbrügge-Trainer Mitrovic: „In der ersten Halbzeit haben wir super Fußball gespielt und konnten uns vier gute Chancen herausarbeiten. Daraus haben wir ein Tor erzielt. Hätten wir eine zweite Gelegenheit genutzt und wären wir mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabine gegangen, hätten wir es viel einfacher gehabt. Denn wir wissen ja selbst, dass wir im zweiten Durchgang immer anfälliger sind.“ Doch um diese Anfälligkeit der Gastgeber ausnutzen zu können, musste sich auf Seiten der Wedeler im zweiten Durchlauf einiges ändern. 

Großkopf: „Ich habe gesagt, dass wir uns so nicht aus dem Jahr 2017 verabschieden wollen“

Wedel-Coach Jörn Großkopf fand zur Halbzeit die richtigen Worte. Foto: KBS-Picture.de

Während der 15-minütigen-Spielunterbrechung fand WTSV-Coach Großkopf offensichtlich die passenden Worte. „Ich habe den Jungs gesagt, dass wir uns so nicht aus dem Jahr 2017 verabschieden wollen. Dass wir Vieles, was für uns in der Hinrunde nicht gut lief, mit dem heutigen Sieg wieder gutmachen können. Dass wir uns so wie in der ersten Halbzeit einfach nicht verkaufen dürfen. Dass wir gerne nach dem Spiel kaputt auf dem Platz liegen können und ich trage jeden Einzelnen wieder rein. Aber in der ersten Halbzeit habe ich zu wenig Bereitschaft, zu wenig Leben und zu wenig Umsetzung unseres Plans gesehen.“ Diese Ansagen trafen seine Mannen offensichtlich genau da, wo es sie treffen sollte. Denn schon bald sah man, dass die Worte ihre Wirkung zeigten. Dem Landesligisten wurde bei weitem nicht mehr der Raum gegeben, wie es noch im ersten Abschnitt der Fall war. Und auch in der Vorwärtsbewegung erspielten sich die Wedeler fortan mehr Angriffe, rissen Lücken auf und nutzten diese. Bereits 75 Sekunden nach dem Wiederanpfiff zeigten die Elbstädter, dass sie ihren Coach verstanden haben. Jedoch konnte Jorma Eggers den Ball mit seinem Kopf nicht mehr in Richtung Kasten befördern, sodass die Kugel links am Gehäuse vorbei flog. Doch schon bald darauf gelang dem Oberligisten trotzdem der Ausgleich, nachdem Jan Eggers aus der Zentrale heraus einen wunderschönen Pass mit dem rechten Außenrist in den Lauf von Richter spielte, der seine Verfolger abschüttelte, im Strafraum den entgegeneilenden Alen Brandic umkurvte und von rechts aus spitzem Winkel zum 1:1 einschob (52.).

Der Treffer zum zwischenzeitlichen Ausgleich schien dann der Startschuss für eine immer größer werdende Dominanz gewesen zu sein. So drehte Wedel das Geschehen fast schon folgerichtig in der 62. Minute auf den Kopf. Genau an der Strafraumgrenze bekam Moslehe den Ball und hielt diesen so am Fuß, dass er Gegenspieler Zivkovic zu einem Foul zwang. Der folgende Freistoß aus 16 Metern Entfernung war eine Sache für Theodoros Ganitis. Der Grieche lief an und zimmerte den Ball, noch leicht von der Mauer abgefälscht, in den linken Winkel. Mit diesem sehenswerten Freistoß zum 2:1 aus Sicht der Gäste war das Spiel nun nicht nur leistungsmäßig, sondern auch vom Ergebnis her gedreht (61.). Und um wirklich sicher zu gehen, drängte die Großkopf-Elf auf eine Vorentscheidung. Der Einzug ins Halbfinale sollte möglichst schnell unter Dach und Fach gebracht werden, bis dann die Stunde des Ali Moslehe schlug. In der 71. Minute führte Jan Eggers einen Eckball von links aus. Doch anstatt das Spielgerät mitten ins Getümmel im Sechzehner zu jagen, hatte er eine ganz besondere Idee und schlug den Ball hoch in das Halbfeld auf seinen Teamkameraden. Moslehe stand völlig frei, konzentrierte sich auf die Flugbahn der Kugel, sicherte sich einen festen Stand, holte mit dem anderen Bein aus und nahm 30 Meter vor dem Tor die Pille einfach mal volley. Der ehemalige Altonaer traf das Spielgerät dabei so perfekt, dass Keeper Brandic den Einschlag unter der Latte nicht mehr verhindern konnte. Was für ein Treffer! 

Autor: Mathias Merk

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