Depressionsartiger Trostlos-Schlager!

„Wir gewinnen einen Punkt – Vicky verliert zwei“

19. März 2016, 17:35 Uhr

Vor dem Spiel waren beide Teams noch guter Hoffnungen - nach den 90 Minuten stand eine trostlose Nullnummer zu Buche.

Mit einem Satz fasste Victorias Innenverteidiger Torben Wacker die 90 Minuten des mit großer Spannung erwarteten Gipfeltreffens zwischen Primus TuS Dassendorf und Verfolger SC Victoria treffend zusammen: „Das war sicherlich nicht der erwartete Leckerbissen, sondern eher ein Gebolze!“ Damit traf der „Blondschopf“ den Nagel auf den Kopf – denn das, was der aktuelle Oberliga-Meister und das mit Regionalliga-Ambitionen versehene Hoheluft-Ensemble auf den holprigen Rasen am Wendelweg brachten, war fußballerische Magerkost pur!

So einig sich die Trainer nach dem Spiel in ihrer Meinung waren, so schien es auch auf dem Platz bei beiden Teams nur ein Ziel gegeben zu haben: „safety first“! „Unsere erste Prämisse war, hinten zu Null zu spielen“, erklärte Wacker. Während Verteidiger-Kollege Joe Warmbier meinte: „Natürlich hätten wir gerne einen Sieg mitgenommen, aber nicht zu verlieren war wichtiger. Genauso, dass hinten die Null steht.“ Dementsprechend entwickelte sich von Anfang an ein unheimlich zähes Ringen mit zahlreichen Unzulänglichkeiten hüben wie drüben. Es dauerte bis zur 43. Spielminute, als die erste Großchance der Partie eigentlich für zählbaren Erfolg hätte sorgen müssen. Doch eben schon zu Wort gekommener Joe Warmbier schaffte es – nach einem von Nägele ins Zentrum geköpften Möller-Freistoß – nicht, den Ball aus drei Metern über die Lienie zu befördern, weil Grubba stark reagierte. „Ich ärgere mich riesig darüber! Als Abwehrspieler hat man noch mehr damit zu hadern, da man nicht so häufig allein vorm Tor steht“, drückte Dassendorfs Außenverteidiger seinen Unmut über besagte Situation aus. Als Referee Stephan Timm (SC Egenbüttel) den 238 Besuchern des Spitzenspiels einen großen Gefallen tat und die erste Halbzeit beendete, ahnte wohl keiner der Schaulustigen, dass die zweiten 45 Minuten ähnlich uninspiriert verlaufen würden.

Foto: KBS-Picture.de

Die Hausherren verpennten den Beginn, als Matthias Ribeau von halbrechts Stanislaw Lenz prüfte (58.) und Julian Schmid kläglich verzog (60.). „Es war schon in den letzten drei Spielen zu sehen, dass wir schlechter aus der Kabine kommen als wir dort reingehen“, befand Warmbier, dessen Equipe auch in der Folge kaum Torgefahr mehr erzeugte. Die Hereinnahme von Kristof Kurczynksi für den völlig indisponierten Dimitrij Rikspun sollte nicht unbedingt für mehr Schwung sorgen. Die Flügelspieler waren so gut wie abgemeldet, auch weil Vickys Rinik Carolus hinten links einen starken Part spielte. Ein Fernschuss von Kapitän Möller (78.) und eine Halbchance von Eric Agyemang (85.) - das war's mit der Offensiv-Herrlichkeit. Die trostlose Nullnummer war folgerichtig – einen Sieger hätte dieses Spiel auch nicht verdient gehabt! „Wir haben sehr wenig zugelassen, so dass es für uns ein mehr als nur verdientes Unentschieden ist“, bilanzierte Wacker. „Am Ende haben wir uns gesagt, dass ein 0:0 okay ist. Wir gewinnen einen Punkt – Vicky verliert zwei“, sah es Warmbier aus einer anderen Perspektive. Trotz des mageren Auftritts der Gäste, die mit Marius Ebbers (Muskelfaserriss), Kangmin Choi (Wasser im Knie) und Dennis Thiessen (Ödem am Steißbein) allerdings auch ohne drei absolute Leistungsträger auskommen mussten, gibt Wacker weiterhin folgende Marschroute aus: „Unser Ziel ist auf jeden Fall klar: Wir wollen Meister werden! In dieser Liga kann alles passieren. Dassendorf ist ohne wenn und aber zu knacken, das hat man heute gesehen. Leider konnten wir es nicht konsequent genug ausnutzen. Aber wir müssen unsere Spiele gewinnen – wenn wir das tun, haben wir auf jeden Fall noch die Chance. Das Ding ist noch nicht durch!“

Vincent Boock (r.) entwischt dem schwachen Dimitrij Rikspun.

Sein Übungsleiter Jasko Bajramovic gab zu Protokoll: „Wir wollten mindestens einen Punkt mitnehmen. Deshalb bin ich damit zufrieden. Uns war wichtig, die Null zu halten. Das haben wir geschafft und auch nur sehr wenige Chancen zugelassen. Kurz vor der Pause hatten wir natürlich etwas Glück, da können wir in Rückstand geraten. Aber grundsätzlich ist es uns gelungen, Dassendorfs Stärken aus dem Spiel zu nehmen. Mit ein Quäntchen mehr Glück wäre vielleicht sogar mehr drin gewesen.“ Sein Gegenüber, Thomas Hoffmann, sagte: „Auch ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Bis zu unserer großen Möglichkeit, die man auch mal reinmachen darf, haben sich beide Mannschaften neutralisiert. Wir haben heute Zielstrebigkeit und Konsequenz im letzten Drittel vermissen lassen, was schon in den vergangenen Wochen auffiel. Was man allerdings auch ganz klar sagen muss: Auf so einem Platz ist es nicht einfach, guten Fußball zu spielen. Im Gegenteil. Es wird von Woche zu Woche immer schwerer. Schade, aber in den letzten Minuten war uns wichtig, das Spiel nicht mehr zu verlieren. Angesichts der Tabellenkonstellation hätte ich eher gedacht, dass der Gegner uns mehr Räume gibt.“ Angesprochen auf den etwas mutlosen Auftritt seiner Elf entgegnete Bajramovic: „Es muss halt passen. In so einem Spiel bringt es dir nichts, mit Hauruck-Fußball zum Erfolg kommen zu wollen. Da kannst du es nicht auf Krampf erzwingen.“ Ein Ktrampf war es tatsächlich – vor allem für die Zuschauer...

Der LIVE-Ticker zum Spiel: