1126 Zuschauer! Furios beginnender AFC bricht nach Ohrfeige ein

Hernandez erweist Altona einen Bärendienst

02. November 2014, 19:29 Uhr

Der umjubelte Ausgleichsschütze Jan-Marc Schneider (re.) im Zweikampf mit Altonas Matthias Ribeau. Foto: KBS-Picture.de!

1126 Zuschauer sahen an der Adolf-Jäger-Kampfbahn am Sonntagnachmittag ein Spiel mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten. Nachdem Altona von Anfang an aufs Gaspedal drückte und Halstenbek-Rellingen über die gesamte erste Hälfte nicht in Spiel kommen ließ, musste man sich am Ende noch glücklich schätzen, der Schlussoffensive der Gäste getrotzt und einen Punkt gerettet zu haben. Knackpunkt des Spiels war die Rote Karte für Altonas Jorge Hernandez Butron wegen einer Tätlichkeit, nach der Altona keinen Fuß mehr auf den Boden bekam. Dennoch resümierte Coach Dittberner: „Ich bin unglaublich zufrieden, wir haben ein Spektakel gesehen!“

Von der ersten Minute an sah man ein hoch motiviertes und aggressiv spielendes Altona, das bereits in der zweiten und dritten Minute per Standards erste Ausrufezeichen setzte: Helmer nickt drüber - Körner scheiterte an Matthäi. Taktisch clever überließen die Hausherren HR das Aufbauspiel, nur um sie dann bei jedem vertikalen Pass in die Mitte mit aggressiver Zweikampfführung unter Druck zu setzen. Aufgrund des ungewohnt schlampigen Passspiels des Spitzenreiters gewann Altona so immer wieder den Ball in der Zentrale und setze mit einem schnellen Umschaltspiel und präzisen langen Pässen in die Spitze die HR-Defensive unter Druck. In der zehnten Minute fiel nach eben diesem Muster das 1:0. Nach einem Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte wechselte Sachs mit einem Diagonalball auf Carallo die Seite, der ihn am Gegner vorbei nach innen legte und mit links ins lange Eck schlenzte! Für Halstenbek-Rellingen stellte der frühe Rückstand jedoch keinen Weckruf dar. Im Gegenteil: Bereits acht Minuten später erhöhte Altona nach dem gleichen Prinzip. Bei einem langen Ball aus der Abwehr heraus von Matthias Ribeau stand Hermanowicz zu weit von Sven Körner entfernt, der die Unachtsamkeit eiskalt nutzte und mit einem Drehschuss zum 2:0 einlochte!

In der Folge verflachte das Spiel ein wenig. Weiter ließ der Tabellenführer jede Reaktion vermissen und verlor im Aufbau einen um den anderen Ball. Hektisch wurde es dann in der 32. Minute: Nachdem Ermisch der Ball an die Hand sprang reklamierte Altona noch auf Elfmeter, während HR im Gegenzug zur Flanke über Sottorf kam. In der Mitte bugsierte Clausen den Ball ins eigene Netz, wurde aber zuvor von Tunjic gefoult – kein Tor! So kam HR erst in der 36. Minute zum ersten Torschuss. Einen Freistoß von halbrechts zirkelte Siebert zwar genau Richtung Winkel, Curia war allerdings bereits an Ort und Stelle. Auf der anderen Seite vergab Körner eine weitere gute Gelegenheit (37.), das 2:0 war für die Gäste inzwischen beinahe schmeichelhaft. Mit der Herausnahme von Linksverteidiger Hoppe (39.), der mit den langen Bällen Altonas einige Probleme hatte, gewann HR jedoch an Sicherheit.

Völlig anderes Bild in der zweiten Halbzeit

Die Kabinenansprache von Gästetrainer Thomas Bliemeister schien offensichtlich Wirkung zu hinterlassen: Wachgerüttelt kam sein Team aus der Pause. Infolge des nun viel konzentrierteren Passspiels des Spitzenreiters hatte Altona kaum noch etwas vom Ball. Auch wenn die großen Gelegenheiten anfangs nicht dabei heraussprangen, erhöhte sich nun der Druck auf die AFC-Defensive. Eine erste Annäherung gelang Steinecke mit einem Kracher aus 30 Metern, der das Tor nur hauchdünn verfehlte (54.). Auch Schneider verpasste den Anschluss aus halblinker Position nur knapp (59.). Auf der Gegenseite schlug Altona die Bälle meist nur noch hinten raus und ging mit den wenigen verheißungsvollen Konterchancen viel zu schlampig um. Die einzige echte Chance der Gastgeber in Halbzeit zwei durch Körner vereitelte ein stark reagierender Matthäi in der 73. Minute.

Rote Karte kippt das Spiel

Wenig später war es dann der erst 22 Minuten zuvor eingewechselte Hernandez Butron, der mit einer Dummheit die Schlussoffensive der Gäste einleitete. Nach einem Zweikampf mit Sottorf hatte er diesen geohrfeigt und war folgerichtig des Platzes verwiesen worden (77.)! Die zweite Bestrafung dieser Aktion folgte nur zwei Minuten später. Niklas Siebert fasste sich aus knapp 25 Metern halblinker Position ein Herz und jagte den Ball ins linke obere Toreck – Traumtor! Für Altona 93 war es nun ein Wettrennen gegen die Uhr, HR ging auf volles Risiko und brachte mit Arboleda Sanchez einen dritten Stürmer für Innenverteidiger Hermanowicz. Nachdem die wacker kämpfenden Dittberner-Schützlinge noch einige gefährliche Situationen im Strafraum klären konnten, kam es schließlich, wie es kommen musste. Nach einem langen Pass aus der eigenen Hälfte von Sottorf stand die Altona-Defensive schlecht sortiert. Der Ball rutschte zu Jan-Marc Schneider durch, der ihn gekonnt mitnahm und an Curia vorbeispitzelte (86.)! Der stimmungsdämpfende Treffer zum 2:2 ließ die Altona-Fans jedoch nicht verstummen. Diese merkten nun, dass die Mannschaft ihre Unterstützung brauchen würde, um immerhin noch das Unentschieden über die Zeit zu retten, und machten noch mehr Alarm als im ersten Durchgang. Dennoch hätte man fast mit leeren Händen dagestanden. Bereits in der Nachspielzeit kam Ncrecaj nach einer Hereingabe von links frei aus fünf Metern zum Abschluss, vergab die späte Siegchance jedoch leichtfertig.

Leistungsgerechtes Unentschieden

Beide Mannschaften hatten es sich selbst zuzuschreiben, dass sie heute nicht mit einem Sieg heimgegangen sind. Altona hatte Gelegenheiten, den Sack früh zuzumachen, Halstenbek-Rellingen, das Spiel vollends zu drehen. Auch die Trainer zeigten sich mit der Punkteteilung daher versöhnlich, auch wenn Bliemeister die vergebene Chance immer noch ärgerte: „Wir hätten in der Schlussphase noch gewinnen müssen. Aber nach der ersten Halbzeit, wo wir viel zu passiv waren und böse unter die Räder hätten kommen können, ist das Unentschieden verdient. Auch, weil wir später volles Risiko gegangen sind.“ Dittberner wollte trotz der hergeschenkten 2:0-Führung nichts von Frust wissen: „Einige meinen sicher, wir hätten das 2:0 nach Hause bringen müssen. Aber man darf nicht vergessen, dass es gegen den Tabellenführer ging. Es war ein Spektakel und wir brauchen kein Trübsal blasen.“ Den Platzverweis gegen Hernandez nahm Dittberner anschließend fmit Humor auf - zumindest auf der PK: „Auch wir sind volles Risiko gegagen, haben einen Spieler runter genommen, ohne ihn zu ersetzen.“

Der Live-Ticker zum Spiel

Die große Bildershow zum Topmatch liefert KBS-Picture.de!