„Die Helden von Eilbek“
Zu Besuch an der Fichtestraße
Wenn man im Hamburger Amateurfußball auf der Suche nach einem familiären Stadtteilverein ist, wird man in Eilbek fündig. In der Fichtestraße 38 wird auf einem Grandplatz trainiert. Hier trägt die erste Herrenmannschaft des Clubs auch ihre Heimspiele in der Bezirksliga Ost aus. Die Kicker belegen zur Zeit den zweiten Platz und sind auf dem besten Weg in die Landesliga, auch wenn Coach Vernickel davon überhaupt noch nichts wissen möchte: „Wenn wir den Aufstieg schaffen sollten, bin ich der Letzte, der sich weigert. Aber wir müssen erst mal alles von Spiel zu Spiel betrachten. Wenn es kurz vor Ende der Saison wirklich machbar ist aufzusteigen, dann geben wir auch nochmal richtig Gas. Aber bis dahin sprechen wir nicht vom Aufstieg und sind mit dem zufrieden, was wir momentan geschafft haben.“
„Ich bin mit der Mannschaft und unserer Leistung voll zufrieden!“
Auf dem Platz wird sich nichts geschenkt. Hier schreitet Christopher Fritze (l.) zur tat. Foto: noveski.com
Dabei kann die Liga-Mannschaft des SCE in diesem Jahr Geschichte schreiben und zu den „Helden von Eilbek“ werden, wie es Vernickel so schön betitelt. Denn vor 25 Jahren stieg der Verein aus der Landesliga Hansa ab und erreichte seitdem nie mehr einen besseren Rang als den fünften Platz in der Bezirksliga. Aber auch Vernickels rechte Hand Kerem Yildirim würde sich mit etwas weniger als dem Aufstieg durchaus zufrieden geben: „Wir sind voll im Soll und was kommt, das kommt. Denn zumindest mein Ziel war es vor der Saison, Rang eins bis fünf zu erreichen, da wir es letztes Jahr schon auf Platz sieben geschafft haben. Und in unserem Vorhaben sind wir absolut drin. Ich glaube nicht, dass wir weiter als Platz fünf fallen könnten und von daher bin ich mit der Mannschaft und unserer ganzen Leistung voll zufrieden.“ Druck von Seiten des Klubs gibt es bezüglich eines möglichen Aufstiegs nicht, denn die einzig wirkliche Erwartungshaltung besteht darin, dass Jahr für Jahr zumindest die Klasse in der Bezirksliga gehalten wird. Sollte es dennoch zu einem Aufstieg kommen, sicherte vor einigen Wochen der Vorstand bereits zu, dass das Mitwirken in der Landesliga auch finanziell gestemmt wird. Der Weg des Teams um Kapitän Christopher Fritze in die Höherklassigkeit scheint geebnet.
Das Trainergespann Vernickel/Yildirim ist der Motor des aktuellen Erfolgs. Sie lernten sich zufällig vor fast zehn Jahren kennen, als beide noch bei der Post angestellt waren (damals trainierte Vernickel UH-Adler). Vor vier Jahren fanden sie sich auf dem Platz des SC Eilbek wieder, als der heute 68-Jährige die ersten Herren in der Kreisliga übernahm und Yildirim noch die A-Jugend trainierte. Seit zwei Jahren gestalten sie gemeinsam die Trainingseinheiten des Bezirksligisten. Über seinen Kompagnon sagt Vernickel. „Kerem ist mir damals schon in der Post-Mannschaft ins Auge gefallen und ich spielte dort schon mit dem Gedanken, ihn zu UH zu holen, aber er war noch sehr jung“, erinnerte sich der Coach.
„Kerem kann aus Galoppern Rennpferde machen.“
In den letzten 25 Jahren spielte der Club zumeist in der Bezirksliga, aber der SCE rutschte immer mal wieder in die Kreisliga ab (insgesamt acht Saisons), wobei es sogar in der Saison 06/07 für ein Jahr runter in die Kreisklasse ging. Der letzte „Ausrutscher“ in die Kreisliga 12/13 war dann der Beginn von Peter Vernickel als Trainer mit dem sofortigen Wiederaufstieg, während Yildirim noch weiter als Jugendtrainer fungierte und dem erfahrenen Coach abermals, wie schon ein paar Jahre zuvor, ins Auge fiel. Dieses Mal allerdings hauptsächlich mit seinem Talent als Übungsleiter. Wenn Eilbeks Trainer daran denkt, fängt er das Schwärmen an: „Das, was Kerem da schon als Jugendleiter gemacht hat, war sensationell! Da habe ich schon gesehen, dass er aus Galoppern Rennpferde machen kann.“ Seine Meinung über ihn bestätigt sich noch heute, wie er weiter ausführt: „Dass Kerem ein Fußballspiel lesen kann, ist klar, sonst hätte ich ihn nicht geholt. Zudem macht er ein exzellentes Training und hat die neuesten Dinger drauf. Pep (Guardiola, Anm. d. Red.) ist wahrscheinlich sein Vorbild.“
Autor: Mathias Merk
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