Eine Ära geht zuende

Horst Fröhlich wirft nach 16 Jahren als Trainer den „Anker“ beim St. Pauli

20. Oktober 2016, 11:14 Uhr

Ganze zehn Jahre stand Horst Fröhlich beim FC St. Pauli III an der Seitenlinie. Foto: noveski.com

Horst Fröhlich ist einer, der den FC St. Pauli liebt und lebt! Er rief die "Dritte" der Kiezkicker vor zehn Jahren ins Leben und führte sie bis in die Bezirksliga. Davor war er bereits schon sechs Jahre in der Jugendabteilung bei St. Pauli tätig. Doch auch eine Ära muss mal zuende gehen. Seit Neuestem ist Fröhlich nicht mehr Coach der "Dritten" der Kiezkicker. Der Rückzieher hat nicht nur sportliche, sondern vor allem privates Gründe. Mit uns hat Fröhlich über seine Entscheidung gesprochen...

„Ich habe diese Mannschaft vor zehn Jahren ins Leben gerufen und war seitdem Trainer bei den Jungs“, erzählt Horst Fröhlich mit Stolz. Ein angemessenes Gefühl, wenn man es schafft, dass man sich so lange im Job halten konnte. „Ich habe noch nie einen Trainer in der Bezirksliga gesehen, der so lange wie ich Coach bei einer Mannschaft war“, konstatiert Fröhlich. In der vergangenen Woche haben er und der Verein allerdings einen Schlussstrich unter diese lange Ära gezogen. „Der Verein hat mich nicht rausgeschmissen. Wir haben im Einvernehmen sauber und ordentlich den Vertrag aufgelöst“, stellt Fröhlich klar.

Grund für die Vertragsauflösung war nicht nur die sportliche Miserie der Männer von St. Pauli III, sondern auch ein Motorradunfall, den Fröhlich vor etwa zehn Wochen hatte. „Ich habe die Mannschaft seit meinem Motorradunfall gar nicht mehr richtig trainieren können“, bedauert die Pauli- Legende. Somit konnte der langjährige Übungsleiter die Entwicklung seiner Jungs seit dem Saisonbeginn kaum noch beeinflussen. „Ich habe dann einfach beschlossen, den Anker zu werfen, weil es so nichts mehr bringt“, berichtet Fröhlich.

"In Zukunft kristalisiert sich vielleicht noch ein anderer Job bei Pauli heraus"

Horst Fröhlich gab seinen Jungs während der Amtszeit immer wieder entscheidende Anweisungen. Foto: noveski.com

Co- Trainer Frank Wulf, der die Mannschaft auch schon in den letzten Wochen trainierte, übernimmt nun vorerst als Interimscoach das Amt seines Vorgängers. „Ich war jetzt insgesamt 16 Jahre bei St. Pauli als Trainer aktiv“, verdeutlicht Fröhlich, der natürlich Mitglied des Vereins bleibt und sich auch durchaus vorstellen kann, dass er in Zukunft ein anderes Amt bei den Kiezkickern bekleidet: „In Zukunft kristallisiert sich vielleicht noch ein anderer Job beim FC St. Pauli heraus“, erklärt der Mann, der in sechs Jahren Jugendarbeit bei den Braun-Weißen Talente wie Eric-Maxim Choupo-Moting (Schalke 04) und Tunay Torun (Kasimpasa) ausgebildet hat. „Das sind meine Jungs! Die habe ich entdeckt“, erinnert sich der 57- Jährige freudig zurück.


„Am Montag habe ich mich nochmal von meiner Mannschaft verabschiedet“, berichtet Fröhlich. Dieser Abschied fiel ihm nach so einer langen Amtszeit nicht leicht, aber es musste sich etwas ändern im Leben der Pauli-Ikone. „Nach dem Motorradunfall habe ich mich wirklich gefragt: Wie lange lebst du noch?“, gibt Fröhlich zu, der auch keine Lust hat, „nach der Arbeit direkt wieder zum Training zu fahren und dann erst um 23 Uhr zuhause zu sein.“ Verständlich also, dass er seinen Vertrag aufgelöst hat.

"Konnte beim FC St. Pauli immer in Ruhe arbeiten"

Ganz weg vom Fußball und dem FC St. Pauli ist Fröhlich allerdings nicht, denn im Rahmen einer Tätigkeit im Hamburger Fussballverband arbeitet Fröhlich immer noch für den Jugendausschuss und hat dort auch immer wieder mit den Braun-Weißen zu tun. „Ich konnte bei St. Pauli immer in Ruhe arbeiten und meinen Job machen“, bedankt sich der 57-Jährige beim Verein, „ich werde auch mit dem Trainerstab und den Verantwortlichen am Wochenende nochmal in Ruhe Essen gehen, um mich da vernünftig von allen zu verabschieden.“


Ein Abschied, der dem Kulttrainer sicher nicht so leicht fallen wird. Seine Mannschaft vom FC St. Pauli III muss auf jedenfall bald wieder in die Spur finden, um den Klassenerhalt noch zu schaffen. Derzeit stehen die Kiezkicker nämlich mit nur vier Punkten auf dem letzten Tabellenplatz der Bezirksliga West.