Es spukt in Norderstedt – Osdorfer „Geistershow“!

„Mit der richtigen Einstellung hauen wir alle weg!“

23. April 2016, 01:11 Uhr

Vor Beginn des "Geisterspiels" waren beide Teams noch frohen Mutes. Am Ende gab es für die Hausherren nichts mehr zu lachen.

Die Spieler des TuS Osdorf nahmen es mit einer großen Prise Humor. Nachdem Schiedsrichter Philip Roedig (Altona 93) das „Geisterspiel“ beim Hamburger SV III pünktlich beendete, fanden sich die Akteure des Spitzenreiters im Mittelkreis ein, marschierten gemeinsam in Richtung „Gästeblock“ und bedankten sich applaudierend bei den „imaginären Fans“. Die Wiehle-Elf hatte aber auch allen Grund zu Freudenstürmen – schließlich hat man auf dem Weg zur Meisterschaft einen Stolperstein mal eben so richtig aus dem Weg geräumt und mit dem 5:0-Auswärttriumph bei den „Rothosen“ zudem noch ein kleines Statement an Konkurrent Wedel gesetzt!

Sebastian Mahnke erwies seinem Team durch seinen Blackout einen großen Bärendienst. Foto: noveski.com

Erfolgscoach Piet Wiehle stimmte seine Mannen im Vorfeld auf die gespenstische Atmosphäre ein: „Ich habe den Jungs vor dem Spiel gesagt, dass wir uns natürlich erstmal an dieses Szenario ohne Zuschauer gewöhnen müssen, aber für uns zusehen sollten, dass es kein Testspiel-Charakter bekommt, sondern dass wir Stimmung und Spannung hochhalten müssen – auch wenn es komisch ist, dass man jedes einzelne Wort auf dem Platz hören kann.“ Dass sein Team das Geschehen von Anfang an nach Belieben beherrschte und den Gegner von der ersten Minute an dominierte, lag auch an einem vollkommen unnötigen „Blackout“ des spielenden Co-Trainers auf der anderen Seite: Es waren noch nicht einmal fünf Zeigerumdrehungen vorüber, als sich Sebastian Mahnke im Mittelkreis zu einem Nachtreten – so unnötig wie ein Kropf – gegen den am Boden liegenden Bennet Krause hinreißen ließ. Schiri Roedig stellte Routinier Mahnke mit glatt Rot vom Platz, so dass dieser zumindest noch den Anpfiff des Bundesliga-Nordderbys zwischen dem HSV und Werder Bremen miterlebte. „Es war eine Reaktion auf den Ellbogenschlag zuvor“, hatte Coach Felix Karch auch ein Vergehen des Osdorfers ausgemacht und erklärte anschließend, weshalb er nicht sauer auf seinen erfahrenen Offensivakteur ist: „Man soll die Kirche mal im Dorf lassen! Er wird nicht diese Reaktion gezeigt haben, weil er sich da geärgert gefühlt hat. Wir sind nun mal keine Profis. Es ist unglücklich und darf ihm auch nicht passieren, aber warum sollte ich sauer auf ihn sein? Wir werden darüber reden und sicherlich zum dem Schluss kommen, dass es falsch war, was er gemacht hat. Aber ich bin ja auch nicht sauer auf Leute, die einen schlechten Pass spielen oder die Wege nicht zurück machen.“

Heuer bewahrt HSV vor noch höherer Klatsche

Vergab zu Beginn gute Chancen, traf dann zweimal selbst und bereitete zwei weitere Buden vor: Osdorfs Jeremy Wachter. Foto: noveski.com

In Überzahl hatte Osdorf – man muss es so sagen – leichtes Spiel. Eine Viertelstunde war vorüber, als Felix Schlumbohm den Bann brach, in dem er nach einem Eckball von Kevin Trapp, den Jeremy Wachter ans Quergebälk nickte, goldrichtig stand, sich keinerlei Gegenwehr ausgesetzt sah und locker-leicht einschieben konnte! Dass es zur Pause nur 3:0 für die „Blomkampler“ hieß, hatten die Hausherren ihrem überragenden Torhüter Yannick Heuer zu verdanken. Gegen Wachters Linksschuss aus sieben Metern nach Flanke von Eddy-Morton Enderle (29.) war er genauso machtlos wie kurz vor der Pause, als der starke Wachter seinen Sturmpartner Antonio Ude auf halbrechts in Szene setzte und dieser das Leder aus 14 Metern in den linken Giebel schweißte (42.)! Wie der HSV-Fänger allerdings gegen den omnipräsenten Wachter (19.) und gegen Torben Krause (35.), der schon früh für den von Mahnke außer Gefecht gesetzten Bennet Krause kam, parierte, war schon einsame Extraklasse!

Osdorf souverän – Wachter sammelt vier Scorerpunkte

Nach dem Wechsel spulte der Primus seinen Stiefel routiniert, abgeklärt und immer wieder mit dem einen oder anderen Highlight versehen herunter. Der emsige Jeremy Wachter, der bis dato einen Treffer selbst erzielte und die anderen beiden vorbereitete, drückte einen unheimlich scharf getretenen Freistoß von Torben Krause zum 4:0 in die Maschen (56.), ehe „Zauberfuß“ Krause mit einem Eckball den fünften Torerfolg einleitete: Zwar scheiterte Joker Patrick Herbrand zunächst noch an Heuer, allerdings beförderte er den Abpraller mit einem Schuss Genialität und seiner Hacke zurück ins Zentrum, wo sich Schlumbohm ein zweites Mal artig bedankte (78.)! Die „Rothosen“ wurden von Mahnkes Aussetzer früh aus dem Takt gebracht und hatten innerhalb der 90 Minuten nur einen ernstzunehmenden Torschuss zu verzeichnen, als Emre Yasar nach einem langen Ball von Patrick Hinrichsen und einem kleinen Querschläger von Sven Müller aus 20 Metern abzog – aber das Toreck um einige Meter verfehlte (21.).

„Wer in so einem Spiel nicht geil ist, hat eine andere Philosophie als ich“

Auch Felix Schlumbohm (r.) durfte sich doppelt in die Torschützenliste eintragen. Foto: noveski.com

„Ich weiß nicht, ob uns die frühe Rote Karte für den Gegner in die Karten gespielt hat. Denn wir hatten heute einen guten Tag und hätten auch mit Elf gegen Elf gewonnen, da bin ich mir sicher“, so Wiehle, der ergänzte: „Wir waren von Anfang an sehr präsent, gut im Spiel, haben sehr diszipliniert aus den Positionen heraus gespielt und eigentlich nichts zugelassen. Ein rundum runder Abend!“ Sein Gegenüber befand: „Die Mannschaft, die sich besser auf den Fußball konzentrieren kann, gewinnt solche Spiele.“ In diesem Fall konnte es nur einen Sieger geben! Auch die Einstellung seiner Jungs in den letzten Wochen macht Karch so ein wenig zu schaffen. „Ich sehe da sicherlich den einen oder anderen Spieler, der sich mehr hervortut als andere. Es ist einfach bitter, wenn man sieht, wie einfach wir die Tore bekommen. Da muss man sich auch mal hinterfragen, ob wir voll bei der Sache sind oder ob einige sich eher mit anderen Dingen beschäftigen. Wer in einem solchen Spiel gegen eine solche Mannschaft nicht geil ist, der hat vielleicht eine andere Philosophie im Kopf als ich! Gegen eine Truppe wie Osdorf wäre ich zu meiner aktiven Zeit ab der fünften Minute gelb-rot-gefährdet gewesen. In manchen Situationen sind wir einfach zu verspielt. Das geht in der Bezirksliga gut – auch gegen die Hälfte der Mannschaften in dieser Liga, aber gegen solche Truppen, die auch eine gewisse Oberliga-Härte an den Tag legen, funktioniert das eben nicht. Das ist ein Prozess, der dauert nun mal seine Zeit. Wir sind lange hoch gelobt worden. Die Realität liegt sicherlich irgendwo zwischen Hin- und Rückrunde.“

Auf SEITE 2 folgt die Kampfansage von Piet Wiehle...

Der TuS Osdorf feiert nach Schlusspfiff mit seinen „imaginären Fans“!


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