Landesliga Hammonia

Nach 0:3: Diaz-Zwillinge und Sousa verhelfen TBS zu Mega-Comeback!

11. November 2023, 01:21 Uhr

Erkan Sancak (Mi.) war sich sicher, dass sein TBS Pinneberg - auch nach 0:3-Rückstand - nicht als Verlierer vom Platz gehen wird. Archvifoto: noveski.com

Nicht nur seine Nerven wurden mal wieder auf die Probe gestellt, auch die Stimme von Erkan Sancak wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Der neue Cheftrainer von TBS Pinneberg erlebte am Freitagabend mal wieder ein Wechselbad der Gefühle – im wahrsten Sinne des Wortes. Aber: „Ich habe vor dem Spiel schon gesagt, dass wir nicht verlieren werden. Auch in der Halbzeit, als ein paar Zuschauer schon sehr kritisch waren, habe ich gesagt: Wir werden dieses Spiel nicht verlieren. Ich war mir sicher. Das habe ich auch den Jungs in der Kabine gesagt“, verriet Sancak. Das Problem nach 45 Minuten: Seine hochgehandelten Pinneberger lagen beim SC Victoria Hamburg II mit 0:3 im Hintertreffen…

„Gefühlt waren das die bis dato besten vier Minuten, die ich als TBS-Trainer gesehen habe“, sah Sancak seine Elf gut in das Auswärtsspiel starten. Doch dann sorgte ein harmloser Rückpass auf Keeper Abdel Aziz Zakari für einen herben Nackenschlag. „Er konnte sich nicht entscheiden, ob er den Ball nach links oder rechts spielt“, kam Zakari bei der Entscheidungsfindung schließlich Jannis Marc Daniels zuvor, nahm ihm die Kugel vom Fuß und bestrafte das TBS-Slapstick mit dem Führungstor für die Vicky-Reserve (4.). „Dadurch waren wir so ein bisschen durch den Wind, was die gut ausgenutzt haben“, musste Sancak von draußen mitansehen, wie Daniels sogar auf 2:0 für die Hausherren stellte (14.).

Sancak mahnt "Überheblichkeit" an

„Es ist leider aktuell so, dass wir noch immer viele Fehler machen und teilweise auch etwas überheblich sind“, gab der neue Chefcoach des ambitionierten Aufsteigers zu. Und statt 1:2 – Adrian Sousa traf den Pfosten – hieß es wenig später nach einem Konter sogar 0:3 aus Pinneberger Sicht, weil Lewis Herrmann-Trentepohl zur Stelle war (37.). Und obwohl die nächste herbe Enttäuschung drohte, glaubte Sancak an sein Team, stellte in der Pause um, brachte Onur Saglam in die Partie und sprach klar an, „was wir taktisch besser machen müssen“, wollte er das Zentrum überladen. Aber: „Wir hätten direkt nach der Halbzeit das 0:4 kriegen können. Da hält unser Torwart uns im Spiel!“ Der starke Herrmann-Trentepohl scheiterte an Zakari (51.).

"Glückliches" Comeback - Diaz-Zwillinge nun an der Müßentwiete

Daniel Diaz Alvarez (re.) - hier noch im HR-Dress - feierte in seinem zweiten Einsatz für TBS seinen ersten Torerfolg. Und welch ein wichtger Treffer! Archivfoto: noveski.com

Dass 1:3 sei zu diesem Zeitpunkt „eher glücklich“ gewesen, gab Sancak unumwunden zu. Auch das Zustandekommen: Saglam provozierte einen Ballverlust des Gegners und flankte in die Mitte. Die Hereingabe soll mit der Hand abgewehrt worden sein. „Ich weiß nicht, ob das wirklich Hand war“, so ein ehrlicher Sancak. „Aber danach haben wir gemerkt, dass hier noch etwas geht.“ Denn: Sousa blieb cool und verkürzte (63.)! „Wir haben gedrückt, aber auch den einen oder anderen Konter zugelassen“, hatten die Gäste Glück, dass die Mannen von der Hoheluft nicht die mögliche Vorentscheidung herbeiführen konnten.

Stattdessen führte sich ein Neuzugang fast bilderbuchmäßig ein: Vergangene Woche Mittwoch unterschrieben die Zwillinge Luis Diaz Alvarez und Daniel Diaz Alvarez (beide zuletzt in Diensten von HR) an der Müßentwiete. Am Freitag trainierte das Duo erstmalig mit und feierte gegen HNT (4:1) auch gleich ein erfolgreiches Debüt als Joker. „Sie waren im Sommer schon im Gespräch und auch diverse Male zugucken. Für uns ist das auf jeden Fall ein Gewinn, dass sie zu uns gekommen sind. Mit ihrer Mentalität und Art passen sie gut zu uns und können uns auch nach vorne peitschen“, so Sancak über die Diaz-Zwillinge.

In der vierten und sechsten Minute der Nachspielzeit: TBS jubelt!

Als der Coach schon längst auf Dreierkette und zwei Stürmer umgestellt hatte und bereits die vierte (!) Minute der Nachspielzeit lief, wurde Daniel Diaz Alvarez herrlich von Sousa freigespielt und vollendete mit all seiner Erfahrung zum 2:3! Sollte tatsächlich noch etwas gehen? Die Antwort: Nikolas Aslanidis kam im gegnerischen Sechzehner zu Fall. „Das war definitiv ein Foul“, befand Sancak. Referee Dr. Philipp Kleiner zeigte auf den Punkt und Sousa sorgte für den Last-Minute-Punktgewinn (90. +6)! Unglaublich: In den nunmehr fünf Partien unter Sancaks Regie, hat TBS sechs Tore in der 90. Minute oder gar erst in der Nachspielzeit erzielt. „Das zeigt, was für ein Charakter in dieser Mannschaft steckt.“

Besonders bitter dürfte das Ergebnis am Ende für die U23 des SCV gewesen sein. Mehrfach hatte man die Chance, den Sack endgültig zuzumachen – und schlussendlich kassierte man in der sehr langen „Extrazeit“ noch zwei Gegentreffer. „Wir hätten das Spiel 2:7 verlieren, aber auch 7:3 gewinnen können. Es hätte aber auch 7:7 ausgehen können“, bilanzierte Sancak – und meinte abschließend: „Letztendlich war es glücklich und ist für uns aufgrund des Spielverlaufs eher ein Punktgewinn.“

Autor: Dennis Kormanjos