Nägel mit Köpfen: Meiendorf holt neun Neue auf einen Schlag!

Prominente Namen wechseln zum Oberliga-Aufsteiger

06. Juli 2018, 20:13 Uhr

Josef Shirdel schaffte es nicht nur zum HSV II, sondern auch, einen Profivertrag bei West Ham United zu ergattern. Nun kickt er für Meiendorf. Foto: KBS-Picture.de

In den vergangenen Tagen und Wochen hat der Meiendorfer SV Abgang um Abgang vermeldet. Sofort wurden die ersten Unkenrufe laut, die unter anderem besagten und gleichzeitig fragten: „Wo bleiben die Neuen?“ Einige MSV-Anhänger fühlten sich sogar schon an alte, scheinbar längst vergangene, Chaos-Zeiten erinnert. Doch wer Baris Saglam und sein Team ums Team kennt, der weiß, dass im Hintergrund eifrig gemacht, getan und gewerkelt wird – und auch wurde. Denn: Am vorvergangenen Dienstag debütierten gleich eine Reihe von Neuerwerbungen im Testspiel gegen Regionalligist SV Drochtersen-Assel. Weitere Zugänge stehen in der Pipeline!

Baris Saglam konnte mit dem ersten Test zufrieden sein und freute sich auch über seine Neuen. Archivfoto: noveski.com

„Wir arbeiten hier weitestgehend frei, haben aber eben nicht alle Freiheiten, um sämtliche Entscheidungen auch sofort durchzuführen“, erklärt uns Baris Saglam auf Nachfrage, wieso die Transferaktivitäten eine etwas längere Zeit in Anspruch genommen haben. Doch das Bild, was der MSV – nach nur einer einzigen Trainingseinheit am Tag zuvor – im Test gegen Regionalligist Drochtersen-Assel abgab, konnte sich mehr als nur sehen lassen. Zwar stand am Ende des dreimal 30-minütigen Test-Vergleichs am Deepenhorn ein 1:5 zu Buche – doch bis zur 70. Spielminute hielt die Saglam-Equipe stark dagegen und lag nur 1:2 zurück. „Es war unsere zweite Einheit und ich fand uns auch nicht schlechter. Wir haben im Vergleich zu Drochtersen Fußball gespielt, die haben öfter mit langen Bällen agiert, und wir waren mutig in der Ballzirkulation. Was uns noch gefehlt hat: Unser Positionsspiel war nicht einwandfrei und in Bezug auf die noch fehlende Fitness kann ich der Mannschaft ohnehin nichts vorwerfen, da es – wie schon gesagt – unsere zweite Einheit war und dann gleich gegen so einen Kracher, der in sechs Wochen gegen Bayern München im Pokal spielt. Das hat schon was zu bedeuten“, zeigte sich Saglam alles andere als unzufrieden.

Saglam: „Bei uns spielen die Jungs aus Leidenschaft und Verbundenheit“

Bazier Sharifi (re.) kehrt vom HSV III an die B75 zurück. Foto: KBS-Picture.de

„Im Großen und Ganzen, wenn ich das Gesamtpaket und alle drei Halbzeiten betrachte, dann bin ich mit der ersten und mit der zweiten Halbzeit zufrieden. In der dritten Halbzeit hat die Kraft nachgelassen und da haben wir auch unser Spiel ein bisschen vernachlässigt“, fügte Saglam an, ehe er zu den Neuzugängen Stellung nahm: „Unser Ziel ist ganz klar, dass wir uns nicht nur punktuell in der Breite verstärken, sondern Erfahrung in die Truppe mit reinbringen, damit unsere jungen Spieler in der Oberliga ankommen können.“ Ein ganz wesentlicher und entscheidender Punkt für die Aktivitäten des MSV. Denn: „In erster Linie ist es so, dass diese Jungs, die wir kontaktiert haben, in keinster Weise nach Meiendorf kommen, weil der Verein mit Geld um sich schmeißt. Finanziell sind wir nicht so ausgestattet, wie alle anderen Vereine, die zum Teil einen großen Geldgeber haben. Bei uns spielen die Jungs aus Leidenschaft und weil sie eine Verbundenheit haben – einige zum Verein, aber circa 90 Prozent der Spieler zum Funktionsteam. Hinzu kommt, dass sich viele der Jungs auch untereinander gut verstehen und zum Teil schon lange kennen“, wie Saglam und auch Tobias Sävke, der neben seinem Posten als Co-Trainer auch die Funktion des Sportlichen Leiters bekleidet, unisono meinen.

Weitere wichtige Kriterien für die Auswahl der Neuzugänge: „Wir haben die Spieler nicht nur nach ihrer Qualität und Erfahrung ausgesucht, sondern natürlich auch danach, dass sie bei uns ins System reinpassen. Da sind wir positiv gestimmt, denn die Signale, die sie uns bisher gegeben haben, darauf können wir – strukturiert wie wir das machen und wenn alle an einem Strang ziehen – definitiv aufbauen. Natürlich gucken wir vor allem auch darauf, dass sie charakterlich zu uns, zum System und zum gesamten Team passen“, erklärt Saglam, der umgehend anschließt: „Wenn wir Spieler haben, die eben nicht hier ins große Ganze reinpassen, dann schicke ich sie so schnell, wie ich sie geholt habe, auch wieder weg. Denn das ist nicht der Ansatz, den wir verfolgen. Aber die Erfahrung, die wir dazu gewonnen haben – zum Teil über die Oberliga hinaus –, die wollen wir natürlich auch mitnehmen. Und wir sind da auch guter Dinge.“

Ex-Profi Shirdel, Sharifi und Folarin unter den Neuzugängen

Angreifer Collins Folarin (re.) kommt vom SVCN und will nun in Meiendorf auf Torejagd gehen. Foto: KBS-Picture.de

Kommen wir mal zu den Namen. Für die Defensive können Saglam, Sävke und Serhat Akkaya, der das Triumvirat komplettiert, mit Dren Hoti (TuRa Harksheide) und Karl Bogucki (zuletzt TuS Holstein Quickborn) zwei Rückkehrer begrüßen. Auf der Sechser-Position sind derweil Mert Kepceoglu (Rahlstedter SC) und Paul Herrdum (Eintracht Northeim/Oberliga Niedersachsen) zu Hause. Während Can Düzel (ebenfalls Rahlstedter SC) in der Offensive flexibel einsetzbar ist, vor allem die Außenbahn beackern kann, und mit seiner jugendlichen Dynamik viel Tempo mitbringt, kehrt auch Hamid Zazai (SC V/W Billstedt) an seine alte Wirkungsstätte zurück. Die drei prominentesten „MSV-Ankömmlinge“ sind derweil Collins Folarin (zuletzt SV Curslack-Neuengamme, davor u.a. Oberneuland, Neustrelitz, Strand 08, SC Poppenbüttel und FC Schwerin), Bazier Sharifi (zuletzt HSV III, davor Niendorf, Meiendorfer und Concordia) sowie Josef Shirdel.

Zuletzt schnürte Shirdel (li.) ein halbes Jahr lang seine Stiefel für Dersimspor. Foto: Heiden

Letztgenannter hat einen äußerst spannenden Lebens- und Karriereweg hinter sich. Der inzwischen 25-Jährige Offensiv-Allrounder spielte in der Jugend sowohl für den FC St. Pauli als auch für den HSV, wo er schließlich auch den Sprung in die Zweite Mannschaft schaffte. Es folgte die Station ETSV Weiche Flensburg in der Regionalliga, ehe er diverse Probetrainings in England absolvierte – darunter waren die Blackburn Rovers und West Ham United, wo er zu überzeugen wusste und sogar ein Vertragsangebot erhielt. Im Mai 2015 spielte Shirdel dann in der Major League Soccer bei Orlando City vor, doch trotz guter Leistungen verzichtete der Club auf eine Verpflichtung. Nachdem er in die Hansestadt zurückkehrte, kickte er ein halbes Jahr für Dersimspor und gab uns damals ein ziemlich offenes Interview zum „Profi-Business“. Nun hat der afghanische Nationalspieler wieder Lunte gerochen und will beim MSV unter Baris Saglam, der ihn einst in der Jugend bei HT 16 trainierte, wieder voll angreifen.

Sävke: „Wenn diese Spieler auf dem Markt sind, muss man es versuchen“

Folarin (li.) feierte bereits im Drochtersen-Test sein Debüt für Meiendorf. Foto: Kormanjos

Allerdings: „Er wird noch circa vier Wochen brauchen, da er jetzt auch ein Jahr lang raus war“, so Sävke. Ähnliches gilt für Bazier Sharifi, zu dem der ehemalige Meiendorfer Keeper den Kontakt hergestellt hat. „Daraufhin haben wir uns im Team ausgetauscht, ob das eine Option wäre. Weil man natürlich auch weiß, dass er eine schwerwiegende Verletzung (Achillessehnenriss; Anm. d. Red.) hinter sich hat, weshalb es auch mit Sicherheit noch acht Wochen dauern wird, bis er einsatzfähig auf dem Platz steht. Es ist alles gut verheilt und er kann auch schon ein bisschen was machen, aber wir bauen ihn da langsam auf“, erzählt uns der 34-Jährige – und betont: „Vielleicht denken einige, dass man sich da zwei verletzte Spieler holt. Aber mit der Qualität, der Erfahrung und dem, was sie uns geben werden, kann man auch gerne mal vier oder acht Wochen auf einen Spieler verzichten, denn eine Saison ist lang. Wenn diese Spieler auf dem Markt sind und man sie bekommen kann, dann muss man es auch versuchen.“

Autor: Dennis Kormanjos