Landesliga Hansa

Denkwürdiger Düneberg-Abend: „Das war in meiner bisherigen Trainerkarriere einmalig!"

18. Februar 2023, 17:08 Uhr

Dünebergs Julien Wolter schreit seine Freude heraus. Archivfoto: Bode

„Wir haben den Kampf ab der ersten Minute angenommen und uns gewehrt. Wie wir nach dem Ausgleichstreffer zurück gekommen sind, ist aller Ehren wert. Das zeigt den Charakter der Mannschaft. Man hat auch an den Feierlichkeiten nach dem Spiel gemerkt, dass diese Truppe total gierig ist und ganz viel Herz besitzt“, schwärmte Dennis Tornieporth nach dem 4:2-Derbysieg seines Düneberger SV in der Vorwoche beim SV Altengamme. Mit jeweils zwei Toren trumpften Kapitän Corvin Behrens und Mert Akkus besonders groß auf. Beide hatten nun auch entscheidenden Anteil an einem denkwürdigen Düneberger Abend. Zum Matchwinner am Meessen avancierte aber ein anderer Akteur…

Tarik Cosgun (li.) köpfte zum viel umjubelten Sieg für die Mannen vom Silbeberg und ärgsten ETSV-Widersacher ein - in Minute 97. Archivfoto: Bode

Er riss sich das Trikot vom Leib, setzte zum Jubellauf und einem Sprung in ungeahnte Höhen an: Soeben hatte Tarik Cosgun das kaum mehr für möglich gehaltene tatsächlich noch möglich gemacht. In der sage und schreibe siebten (!) Minute der Nachspielzeit ließ der Routinier eine Freistoß-Flanke aus dem Halbfeld von Fabian Heidmann über den Scheitel gleiten und Torben Grether im Oststeinbeker Gehäuse nicht allzu gut aussehen. Der Rest war kollektives Freudengeschreie!

Dass es überhaupt noch zu diesem Moment kommen würde, war lange Zeit nicht absehbar. Bis in die Nachspielzeit hinein führte der Tabellen-Drittletzte, der sich an seinen letzten Strohhalm klammerte, völlig überraschend mit 2:1 gegen den ärgsten ETSV-Widersacher. Zwar konnte Mert Akkus (45. +1) die OSV-Führung duch Samuel Zenker (36.) nach einer Rechtsflanke von Dennis Boakye egalisieren. Aber Youssef Sbou sorgte mit einem verwandelten Foulelfmeter für das 2:1 der Katik-Kicker (60.).

"Das war der absolute Wahnsinn!"

Der Düneberger SV drehte in der Nachspielzeit ein verloren geglaubtes Spiel bei "Kellerkind" Oststeinbeker SV. Archivfoto: Bode

Es lief bereits die 94. Spielminute, als „Captain“ Corvin Behrens nach einem Vergehen an Cosgun vom Punkt ebenfalls keine Nerven zeigte, Grether ins falsche Eck schickte und das 2:2 besorgte, ehe Cosgun den Düneberger Wahnsinn perfekt machte. Ein Sieg, der umso wichtiger war, da Spitzenreiter ETSV Hamburg zeitgleich gegen eine starke HT 16 mit 3:1 die Oberhand behielt.

Tornieporth: „Das war der absolute Wahnsinn und ein Sieg für sowie durch die Moral“, brachte er es auf den Punkt - vergaß bei aller Euphorie aber nicht, auch den Gegner zu loben: „Ich muss ehrlich sein: Oststeinbek hat das richtig gut gemacht, war auf den Punkt da, sehr griffig, aggressiv, leidenschaftlich und hat uns das Leben sehr schwer gemacht. Wir haben keine richtige Linie im Spiel gehabt, sind nach dem Rückstand angerannt, haben aber zu viel alleine und nicht als Team kreiert und waren ein bisschen zu hektisch.“ Vor allem kurz nach der Pause, als man gleich drei absolute Hochkaräter leichtfertig liegen ließ.

"Ehrlicherweise habe ich nicht mehr an den Sieg geglaubt"

„Da hätten wir auf 2:1 stellen müssen, stattdessen kriegen wir das 1:2 - und dann war es ein Anrennen mit gefühlt 80 Prozent Ballbesitz“, befand „Tornie“, der dem OSV eine „clevere“ Leistung attestierte. Aber: „Jeder Einzelne hat eine richtig geile Moral bewiesen und jeder Einzelne wollte.“ Aber im Kollektiv habe es lange Zeit nicht funktioniert, bis in die sagenumwobene Nachspielzeit hinein. Und nach dem Ausgleichstreffer ging es dann ganz schnell: "Anstoß, Ballgewinn - und sofort wieder nach vorne. Der Rest war Emotionen pur!“

Dabei machte der Ex-Profi auf der Bank des DSV auch gar keinen Hehl daraus, dass er „in der 90. Minute eherlicherweise nicht mehr an den Sieg geglaubt“ habe. „Aber ich habe gehofft, dass wir noch den Ausgleich machen. Als der gefallen ist, hatte man im Inneren noch die Hoffnung, dass wir vielleicht noch diese eine Chance kriegen. Dass wir das wirklich noch drehen, zeigt einfach die Leidenschaft, die im Team steckt, diese Moral, diese Energie, die wir aufgebracht haben, und auch, dass wir topfit sind und 97 Minuten anrennen können.“ So etwas habe Tornieporth in der Form „noch nie erlebt“, gestand er. „Das war in meiner Trainerkarriere einmalig. Und ich wüsste auch nicht, wann ein Spiel in der Nachspielzeit als Spieler solch eine Wendung genommen hat. Ich bin immer noch total geflasht und habe eine mehr oder weniger schlaflosen Nacht hinter mir“, verriet der 40-Jährige.

"Oststeinbek hätte sich einen Punkt verdient gehabt"

Selbst DSV-Coach Dennis Tornieporth, der als Spieler schon viel gesehen und erlebt hat, sprach davon, dass solch ein Szenario auch für ihn bis dato einmalig war. Archivfoto: Bode

Sein abschließendes Fazit: „Wenn man den Spielverlauf sieht, dann ist das sehr verdient. Aber einen Punkt hätte sich Oststeinbek aufgrund der kämpferischen Leistung auch verdient gehabt, so ehrlich muss man sein.“ Doch wie sagt man so schön: „Steht man oben, ist das Glück auf deiner Seite. Steht man unten, verlierst du solche Spiele“, analysierte der „Erfolgscoach“ der Silberberg-Mannen - und wünschte sich, dass es „zukünftig gerne wieder etwas geordneter“ zugehen dürfte.

Autor: Dennis Kormanjos