Oberliga

HR zu Hause eine Macht: Turbulentes Kartenfestival gegen Süderelbe!

14. August 2023, 23:26 Uhr

Marvin Schramm (re.) und Frederic Ernst bejubeln den 2:0-Erfolg ihrer SV Halstenbek-Rellingen über einen sich selbst dezimierenden FC Süderelbe. Foto: Klaas Dierks

Am Sonntag hatte die SV Halstenbek-Rellingen das Team vom SC Süderelbe zu Gast. Das letzte Heimspiel im Rahmen der Oberliga zwischen den beiden Mannschaften gewannen die Schleswig-Holsteiner vor knapp sieben Jahren mit 2:1. In der aktuellen Saison können beide Teams nach zwei absolvierten Spielen drei Punkte auf der Habenseite verbuchen. Während HR als Aufsteiger als offizielles Saisonziel den Klassenerhalt ausgerufen hat, lässt die bisher gezeigte geballte Offensivpower der Fischbeker die Fans des Vereins sicher auch von höheren Zielen träumen. HR will sich als Neuling nicht verstecken. „Wir sind hier zu Hause und werden uns nicht absichtlich hinten reinstellen!“ beteuert Trainer Heiko Barthel vor dem Spiel.

HR-Keeper Norman Baese (2. v. re.) pariert stark gegen Süderelbe-Angreifer Ron Borgmann und hält die Null für seine Halstenbeker fest. Foto: Klaas Dierks

Der Gast versucht von Anpfiff an, mit hochstehenden Außenverteidigern Druck auf den Gegner auszuüben. Nach vier Minuten kommt so Can Kömürcü zum ersten Abschluss für die Fischbeker. Danach stellt sich die Verteidigung gut auf das Spiel des Gegners ein, läuft die ballführenden Spieler an, steht gut im Raum und zwingt Süderelbe zu viel Querspielerei oder langen Diagonalbällen, die nicht selten von den Schleswig-Holsteinern entschärft werden können. Nur selten kann so zum Beispiel Ron Borgmann sein Potential über rechts entfalten. Wenn, dann wird es auch gleich gefährlich, aber in letzter Konsequenz ist immer noch ein Bein im Weg, verhindert einen gewinnbringenden Abschluss. Und wenn es Torwart Baese ist.

"Wir wussten, dass das schwer wird"

Marcel Jobmann (li.) verlängert den Ball gegen Ljubisa Panic. Foto: Klaas Dierks

Nach einem Angriff der Platzherren, hat Süderelbes Keeper Jurek Stoeck den Ball sicher. Sein schneller Abwurf in der 25. Minute erreicht Kömürcü. Der setzt sich durch und passt rechts auf Borgmann, der frei vor Baese in den Strafraum eindringt. Der Torwart bleibt lange stehen und kann den Schuss des Angreifers gerade noch so parieren. Die bisher beste Chance des Spiels. Kurz darauf ruft Co-Trainer Florin Tirt seinen Spielern motivierend von der Seitenlinie aus zu: „Weiter! Wir wussten, dass das schwer wird!“ Von den Halstenbekern wird dies schmunzelnd als Kompliment zur Kenntnis genommen.

Drin! Marvin Schramm (re.) köpft zur HR-Führung ein. Jurek Stoeck hat keine Abwehrchance mehr aus kurzer Distanz. Foto: Klaas Dierks

Auch in der 32. Minute wird Borgmann auf dem rechten Flügel gebremst, bevor die Gefahr für den Kasten von Baese zu groß wird. Dann ist HR wieder am Zug. Fast von der linken Eckfahne bringt Jan Eggers einen Freistoß vors Tor. Etwa zwei Meter vor dem kurzen Pfosten geht Marcel Jobmann zum Kopfball hoch, und kann ihn trotz Bedrängnis auf den langen Pfosten verlängern. Da steht Kapitän Marvin Schramm, steigt am höchsten und schädelt den Ball aus vier Metern in den rechten Knick. Stoeck ist machtlos. 1:0 in der 34. Minute.

Kurz vor Schluss der ersten Halbzeit drängt Süderelbe erneut, erarbeitet sich eine Ecke, ist sehr hoch aufgerückt. Das Bollwerk muss doch zu knacken sein! Aber die Ecke wird geklärt, es folgt ein Schlag auf den in Gegners Hälfte lauernden Omar Nabizada. Ein Stück zu weit, der hochaufgerückte Stoeck ist aufmerksam, und so kann er den Ball deutlich vor dem eigenen Strafraum eben noch klären. Es bleibt bei der knappen Führung der Hausherren. Pause.

Güraltunkeser scheitert an Baese

Auch gegen Osman Güraltunkeser (re.), den neuen Shootingstar der Oberliga, ist Norman Baese (li.) auf dem Posten, hellwach - und pariert stark. Foto: Klaas Dierks

Aus der kommen die Spieler von Süderelbe mit neuer taktischer Marschroute. Die Außenverteidiger stehen noch höher, das Team macht noch mehr Druck und kommt jetzt besser durch das Zentrum und zwischen die Ketten. Einen Aufbaufehler nutzend, bekommt Süderelbes Top-Torjäger Osman Güraltunkeser in der 53. Minute über rechts die Chance zum Ausgleich. Allein läuft er im Strafraum auf Baese zu, Halstenbeks Frederic-Ole Ernst naht, da zieht Güraltunkeser ab – aber Baese steht richtig und wehrt den Ball mit breiter Brust ab. Zwei Minuten später: Nabizada zu schwach im Abschluss. Im Gegenzug dringt Kömürcü in den Strafraum ein, dreht sich um den Verteidiger herum, der ihn kurz hält, und fällt. Der Schiedsrichter pfeift nicht. Da hat Halstenbek Glück gehabt.

Auf dem Weg zur Entscheidung: Björn Dohrn (li.) macht in der Nachspielzeit alles klar und trifft zum 2:0-Sieg für seine Halstenbeker. Foto: Klaas Dierks

Weiter geht es im Minutentakt. Erst scheitert Ljubisa Panic an Baese von rechts mit einem Flachschuss, dann setzt sich Jorge Lucas Camacho De Valdoleiros über links gut durch, setzt den Ball aber knapp am langen Pfosten vorbei. In der 66. Minute zeigen die Schleswig-Holsteiner, dass auch sie auf Rasen ansehnlichen Angriffs-Fußball spielen können. Jobmann setzt sich im Mittelfeld gut durch, zaubert einen Chip-Ball aus dem Fußgelenk, der den eingewechselten Tim von Aspern auf dem rechten Flügel erreicht. Der sprintet Richtung Tor, passt auf den links mitgelaufenen Patrick Meyer. Dessen Schuss hält der aus seinem Tor stürmende Stoeck mit seinem Gesicht. Autsch!

Aber er hält so seine Mannschaft weiter im Spiel, dass nun leider unschön wird. Erst sieht Knipser Güraltunkeser Rot wegen groben Foulspiels, in den danach einsetzenden Diskussionen Marvin Alidemi Gelb-Rot (beide 71. Minute). 15 Minuten später muss der eingewechselte Malik Abu-Dieh wegen einer Tätlichkeit gegen Baese vom Platz, der im Rahmen der selben Aktion Gelb verwarnt wird. Insgesamt werden im Spiel neun Gelbe Karten, eine Gelb-Rote – und drei glatt Rote Karten gezückt. Trotz dreifacher Unterzahl bleibt der Gast gefährlich. Bekommt Ecken und Chancen. „Dämlich, das ist richtig dämlich!“ kommentiert Barthel das Verhalten seiner Mannschaft, die sich, statt Ball und Gegner laufen zu lassen, immer wieder über die Flügel unter Ballverlust festrennt.

Dohrn erlöst HR

Sein Solo krönt der eingewechselte Dohrn - und sorgt für kollektiven Jubel am Lütten Hall. Foto: Klaas Dierks

Als sich dann auch der zuvor von Güraltunkeser grob gefoulte Mario Riesner auf ähnliche Weise verhält und daraufhin konsequenter Weise ebenfalls frühzeitig mit Rot das Feld verlassen muss, stehen nur noch 16 Feldspieler auf dem Platz. Das gibt viel Platz für Konter. In der sechsten Minute der Nachspielzeit erlöst Björn Dohrn alle Heimfans nachdem er von Zarifou Issifou auf links auf die Reise geschickt wird. Stoeck wird umkurvt und dann aus Nahdistanz eingeschoben. Damit sichern sich die Halstenbeker sechs Punkte aus den ersten zwei Heimspielen.

Süderelbe trifft im nächsten Spiel zu Hause auf die bisher punktlose Truppe aus Rugenbergen, während die Schleswig-Holsteiner zum bisher ebenfalls punktlosen Mitaufsteiger Düneberg reisen, der am Sonntag mit 2:8 bei HEBC unter die Räder kam.

Klaas Dierks

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