Landesliga Hammonia

Von wegen auf „schmaler Spur“ – Für „Basti“ läuft’s fantasti(sch)

15. Oktober 2023, 22:33 Uhr

Der dritte Streich: Sebastian Schmalbach (li.) schließt eiskalt ab und entscheidet das Spitzenspiel zugunsten des HSV III. Foto: noveski.com

Die Frage, ob Eintracht Lokstedt den Platz als Sieger verlassen und die Tabellenführung in der Landesliga Hammonia verteidigt hätte, wenn man einen Sebastian Schmalbach in den eigenen Reihen gehabt hätte, ist müßig – aber durchaus angebracht. Chancen hatten die Hausherren an der Döhntwiete jedenfalls zu Genüge. „Aber die Abschlüsse waren immer wieder viel zu hektisch und unüberlegt“, haderte Cheftrainer Anto Josipovic. „Wenn du gegen so eine Mannschaft solche Chancen hast, musst du die auch machen“, legt er im Training durchaus viel Wert auf das Torschuss-Training. Wie es geht, das demonstrierte auf der anderen Seite ein Mann, der das Spitzenspiel mit einem Hattrick nahezu im Alleingang entschied (alle Highlights im LIVE-Ticker)!

Die Führung: Sebastian Schmalbach (Mi., Nr. 33) veredelt einen herausragenden Angriff ohne große Mühe zum 1:0 für die Gäste. Foto: noveski.com

„Er kriegt jetzt so langsam das Vertrauen, spielt im Moment immer und läuft inzwischen auch in der Box da hin, wo wir ihn hinhaben wollen. Früher wäre er immer rechts neben dem Tor langgelaufen. Jetzt läuft er den ersten Pfosten an und macht die Dinger rein“, lobte Stefan Gehrke seinen Goalgetter Sebastian Schmalbach – und fügte an: „Mit Haci haben wir auch jemanden, der die Flanken da hinbringt, wo sie hin sollen.“ Damit sprach der Coach des Hamburger SV III auf Haci Gündogan und auf eben jene Szene nach einer guten halben Stunde an, als eben jener Gündogan eine unheimlich scharfe und zugleich präzise Flanke aus dem rechten Halbfeld auf den ersten Pfosten schlug, wo Schmalbach schulbuchmäßig zum Kopfball hochging und ins lange Eck einschädelte (31.)!

Lokstedt vergibt Führung kläglich

Das 0:2 aus Lokstedt-Sicht: An Schmalbachs Kopfball kommt Eintracht-Keeper Jan Giesecke nicht mehr ran. Foto: noveski.com

Es war bereits der zweite Streich von Schmalbach, der zuvor einen traumhaften Spielzug seiner Rothosen über Martin Fedai und Sepehr Nikroo, der freistehend noch einmal uneigennützig querlegte, veredelte (22.)! „Das spielen sie unfassbar gut raus“, schwärmte selbst Josipovic vom Führungstreffer der Gäste. Ein Tor, das zu jenem Zeitpunkt durchaus überraschend daherkam. Denn: In den ersten elf Zeigerumdrehungen erspielte sich „Lokke“ gegen defensiv haarsträubende Verfolger drei ganz dicke Gelegenheiten, die aufgrund der jeweils an Kläglichkeit kaum zu überbietenden Abschlüsse von Ben Kutschke (5., 7.) und Josip Pajcic (11.) aber komplett verpufften. Wenig später zwang Max Kutschke mit seinem Schlenzer José Aguirre Dardon zu einer ersten Parade (17.).

"Ich glaube, das verteidigt eine E-Jugend besser"

Kurz nach dem 0:2 wurde Melvin Bellony (li.) direkt an der Strafraumgrenze von Michael Ulbricht mit beiden Armen umgeschubst. Der Pfiff blieb aus. Foto: noveski.com

„Wir hatten zweimal ein bisschen Dusel, dass die ihre Situationen nicht besser ausspielen. Dann haben wir uns nach und nach reingearbeitet, geduldig gespielt und zwei richtig geile Tore überragend herausgespielt“, befand Gehrke, dessen Mannen eiskalt vor dem gegnerischen Tor agierten. Im Gegenteil zur Eintracht. Daran änderte sich auch nach Wiederanpfiff nichts. Einen blitzschnell und blitzsauber vorgetragenen Angriff über B. Kutschke, den eingewechselten Kalif Anthonio und M. Kutschke konnte Josip Pajcic am zweiten Pfosten nicht vollenden, weil er den einzig verbliebenen Verteidiger Niel Lüthje aus kürzester Distanz anschoss (50.).

„Wir haben das Übergewicht, den Ballbesitz und die Torchancen – und spielen dann unerklärlicherweise den Ball zurück, um ihn auf Höhe der Mittellinie zu verlieren. Danach war das Spiel gegessen“, sah Josipovic in der 61. Spielminute das nächste Unheil auf sein Team zukommen. Nach eben jenem Rückpass vertändelten Robert Norf und Lucas Altsinger im Verbund auf Höhe der Mittellinie das Spielgerät. Timon Flach zog auf und davon und bediente natürlich Schmalbach – 0:3! Die Entscheidung? „Lokke“ steckte nicht auf. Ecke Pajcic, Kopfballverlängerung Nassim Saleh – und M. Kutschke nickte das Runde ins Eckige (63.)! „Ich glaube, das verteidigt eine E-Jugend besser“, ärgerte sich Gehrke über die Entstehung. „Verlängerung ohne Gegenwehr, Kopfball ohne Gegenwehr. Das sieht im Training so aus, wenn du Elf gegen Null bei Ecken spielst.“ Aber: „Alles gut. Die Jungs haben gekämpft und gebissen – und ich glaube, am Ende sind wir der verdiente Sieger.“

"In den entscheidenden Momenten hat man die Qualität gesehen"

Der "Man of the Match" schreit seine Freude heraus: Sebastian Schmalbach (re.) erzielte alle drei Buden beim 3:1-Sieg seiner HSV-Dritten beim gestürzten Primus. Foto: noveski.com

Verdient und letzten Ende auch ungefährdet, weil Anthonio freistehend nur das Außennetz traf (72.) und Ben Vornweg einen traumhaften Vortrag über Mario Beslic, Pajcic und Cristiano Mirolho aus drei Metern über den Kasten setzte (81.). Der eingewechselte HSV-Präsident Marcell Jansen hätte das Ergebnis weiter in die Höhe schnellen lassen können – doch das wäre des Guten wohl auch etwas zu viel gewesen (88.). „Am Ende des Tages muss man einfach sagen: Viele Leute bei uns kommen eher aus unteren statt aus einer höheren Liga. Das hat man dann gesehen. Die waren cleverer und klarer in ihren Aktionen. Deshalb ist das ein verdienter Sieg“, gab sich Josipovic als sportlich sehr fairer Verlierer. „In den entscheidenden Momenten siehst du die Qualität der Spieler – und die hat man beim HSV heute auf jeden Fall gesehen.“

Den einzigen Kritikpunkt, den Gehrke hatte: „Man hat gemerkt, dass bei uns viele verletzt waren und ab der 70. Minute die Kraft nachgelassen hat. Wir haben es nicht mehr so konsequent ausgespielt und das Spiel damit so ein bisschen aus der Hand gegeben. Denn Umschaltmöglichkeiten hätten wir ja ohne Ende gehabt, wenn wir es klarer ausgespielt hätten.“ Aber: „Das ist in einem Topspiel auswärts beim Tabellenführer Meckern auf hohem Niveau“, so Gehrke.

"Wir wissen genau, wo wir am Ende stehen wollen und können"

Max Kutschke (li.), der den einzigen Lokstedter Treffer erzielte, mit einer der vielen Schusschancen. Hier gegen Michael Ulbricht. Kein Tor! Foto: noveski.com

Durch die Niederlage ist Lokstedt vorerst die „Pole Position“ in der Hammonia-Staffel los. „Die haben wir ja schon gestern verloren“, witzelte Josipovic – und sprach damit auf den 6:1-Sieg von Neu-Primus Eintracht Norderstedt II am Samstag beim FTSV Altenwerder an. „Das schmerzt uns gar nicht. Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Aber wir haben es schon oft genug betont, dass wir genau wissen, wo wir am Ende stehen wollen und können. Wenn wir ehrlich sind, dann ist der HSV eine von diesen Mannschaften, die um Platz eins oder zwei in dieser Liga spielt und wir eher um Platz vier oder fünf“, erklärte der Eintracht-Coach nach dem Spitzenspiel, das unter anderem auch die ehemaligen Lokstedter Luis Gleich, Konrad Janta oder Ersin Cavus begutachteten.

Autor: Dennis Kormanjos

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